zum Hauptinhalt
Die Kuratorin Hella Mewis.

© dpa/Uncredited/Tower of Babel for Media Development

Im Irak verschleppt: Entführte deutsche Kuratorin Hella Mewis ist wieder frei

Mit zwei Autos waren die bewaffneten Männer in Bagdad vorgefahren, die Hella Mewis verschleppten. Nun ist die in Berlin geborene Kulturvermittlerin wieder frei.

Die in der irakischen Hauptstadt Bagdad verschleppte deutsche Kuratorin Hella Mewis ist wenige Tage nach ihrer Entführung wieder frei. Sicherheitskräfte hätten Mewis befreit, sagte Militärsprecher Jahia Rasul der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. Details zu dem Einsatz nannte er nicht. Unklar blieb auch, ob es in vergangenen Tagen Verhandlungen mit den Entführern gegeben hatte.

Die Aktivistin Sirka Sarsam, die mit Mewis befreundet ist, bestätigte die Freilassung. „Wir haben vorläufige Informationen von der Einsatzführung erhalten, dass Sicherheitskräfte Hella befreit haben.“ Das Militär werde im Lauf des Tages weitere Details bekanntgeben.

Bewaffnete Männer hatten Mewis am Montagabend im Stadtzentrum von Bagdad auf offener Straße in ihre Gewalt gebracht. Dort liegt auch das Kulturinstitut Bait Tarkib, das von Mewis gegründet worden war. Die Ost-Berliner Kulturvermittlerin war 2012 in den Irak gekommen, hatte ein Künstlerkollektiv ins Leben gerufen und das Kulturinstitut als Anlaufstelle für junge Künstler gegründet.

Mewis ist bestens vernetzt und wird auch als freie Mitarbeiterin und Beraterin des Goethe-Instituts sehr geschätzt. Mewis engagierte sich auch für Frauenrechte und unterstützte die Protestbewegung. Sie trug kein Kopftuch, organisierte unter anderem Kunstspaziergänge, Diskussionsabende und Performances. Das Kulturhaus Bait Tarkib bot aber auch Programme für Kinder, etwa Tanz- und Malkurse: Hella Mewis will im Irak vor allem die Zivilgesellschaft stärken und junge Menschen ermuntern, am Aufbau des kriegsgebeutelten Landes mitzuwirken.

„Gute Nachrichten!“ schrieb Irak-Experte Abbas Kadhim bei Twitter. Freunde von Mewis hatten in vergangenen Tagen versucht, in dem Fall den Druck auf die irakische Regierung und Sicherheitsbehörden zu erhöhen.

Zu der Entführung hat sich bisher niemand bekannt. Der Verdacht richtete bisher sich vor allem gegen die irantreue Schiitenmiliz Kataib Hisbollah und die sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Ein Sprecher von Kataib Hisbollah hatte eine Beteiligung der Miliz aber indirekt abgestritten. Zellen des IS sind im Irak weiter aktiv. Die Gruppe hat dort in vergangenen Jahren aber an Einfluss verloren.

Im Irak wurden nach dem Sturz von Diktator Saddam Hussein im Jahr 2003 mehrfach deutsche Staatsbürger entführt. 2005 wurde die Archäologin Susanne Osthoff verschleppt und nach 23 Tagen Geiselhaft wieder freigelassen. 2006 wurden Thomas Nitzschke und René Bräunlich entführt, Techniker eines Leipziger Anlagenbauers. Sie kamen mehrere Monate später frei. 2007 wurden die Deutsche Hannelore Krause und ihr damals 20 Jahre alter Sohn Sinan in Bagdad entführt. Die Mutter wurde freigelassen. Ob Sinan noch lebt, ist bis heute unklar. (dpa/Tsp)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false