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Guillermo Lasso setze sich in der Stichwahl in Ecuador am Sonntag durch.

© Maria Fernanda Landin//REUTERS

Guillermo Lasso zum Präsidenten gewählt: Ein Konservativer soll Ecuador aus der Krise führen

In der Stichwahl um das Präsidentenamt setzt sich Guillermo Lasso durch – ein Banker und Anhänger von Opus Dei. Die Unzufriedenheit im Land ist groß.

Ecuador wird künftig von einem konservativen Banker regiert. In der Stichwahl am Sonntag setzte sich Guillermo Lasso nach ersten Hochrechnungen mit 52 Prozent gegenüber dem linkspopulistischen Ökonomen Andres Arauz durch, der auf 47 Prozent kam. Arauz wurde von Expräsident Rafael Correa unterstützt, einem Vertreter des „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“.

Fast jede fünfte Stimme wurde für ungültig erklärt. Experten sehen das als Zeichen für die Unzufriedenheit der Wähler mit beiden Kandidaten.

Lasso trat bereits zum dritten Mal an und ist ein Vertreter der traditionellen Unternehmerelite. Arauz steht für eine durch Korruption und Autoritarismus diskreditierte Linke.

Beide sind Verfechter des aktuellen Wirtschaftsmodells, das auf Exporte von Rohstoffen und Nahrungsmitteln setzt, unterscheiden sich aber in ihren Ansichten über die Rolle des Staates in der Wirtschaft.

Wenig Unterstützung im Parlament

Zur Annullierung der Stimme aufgerufen hatte der Drittplatzierte in der ersten Runde, der indigene Kandidat Yaku Pérez. Er repräsentiert die politisch aktive indigene Minderheit und progressive Mittelschicht.

Perez vertritt ökologische Ideen und damit ein Modell, das sich sowohl von Lasso als auch von Arauz unterscheidet. Diese Strömung, vertreten durch die Partei Pachakutik, dürfte künftig das Zünglein an der Waage werden.

Im Kongress stellt Pachakutik die zweitstärkste Fraktion. Die christsoziale Koalition Lassos, des Siegers der Präsidentenwahl, hingegen ist nur mit wenigen Abgeordneten vertreten.

Anhänger des Ordens Opus Dei

Lasso, ein Anhänger des erzkonservativen Ordens Opus Dei, überraschte mit dem Versprechen, die Gleichstellung der Frauen zu verteidigen und die Stigmatisierung von Angehörigen der LGBT-Gemeinschaft zu verhindern. In seinem Wahlkampf hatte er sich gegen gleichgeschlechtliche Ehen und Abtreibung ausgesprochen.

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Mit keinem Wort erwähnte er nach seinem Wahlsieg dagegen die Indigenen. Der 65-Jährige arbeitete an der Börse, war Vorsitzender der Banco de Guayaquil und leitete die ecuadorianische Coca-Cola-Filiale. Der Vater von fünf Kindern fungierte auch kurz als Wirtschaftsminister. Er hat Steuersenkungen versprochen und will Kleinunternehmern günstige Kredite ermöglichen.

Lasso ersetzt Ende Mai den unpopulären Lenin Moreno. Ein schlechtes Pandemiemanagement, eine Rezession von 7,8 Prozent und unpopuläre Sparprogramme zur Eindämmung der Staatsdefizite führten zu massiven Protesten.

Seine Beliebtheit lag zuletzt im einstelligen Bereich. Das Regieren bleibt in Ecuador ein schwieriger Balanceakt. „Wir haben eine dreifache Krise, eine wirtschaftliche, eine gesundheitliche und eine politische“, sagte die Politologin Wendy Reyes. Neue Proteste sind deshalb wahrscheinlich.

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