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Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) besuchte im Juli die deutsche Truppe in Litauen.

© dpa/Kay Nietfeld

Geplante Stationierung in Litauen: Nur wenige Bundeswehr-Soldaten wollen freiwillig an die Nato-Ostflanke

Eine Kampfbrigade mit rund 4000 Soldaten will die Bundeswehr in Litauen aufbauen. Allerdings gibt es Probleme, genügend Soldaten zu finden. Deshalb sollen jetzt Anreize geschaffen werden.

Nur jeder fünfte Soldat der Bundeswehr ist bereit, sich freiwillig der geplanten deutschen Kampfbrigade in Litauen anzuschließen. Das ergab eine Umfrage des „Spiegels“ in den potenziell geeigneten Verbänden. Das ist deshalb problematisch, weil die Bundeswehr keinen Soldaten zwingen will – aber eine Stationierung von 4000 Soldaten in Litauen zugesichert hat.

Aufgrund der schwierigen Situation hat der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, Maßnahmen in die Wege geleitet. So wies er die mit der Planung betrauten Personen an, die „vielfältigen Belange und Interessen“ der Soldaten und ihrer Familien an der Nato-Ostflanke „bestmöglich“ zu berücksichtigen.

Damit sind unter anderem Betreuungseinrichtungen, Kindergärten und Schulen, medizinische Einrichtungen sowie kulturelle Angebote gemeint.

Feste Stationierung in Litauen ist unklar

Noch sei auch unklar, ob die Soldaten dort fest stationiert würden oder auch ein rotierendes Verfahren möglich sei. Im kommenden Jahr würden ohnehin erst einmal nur „erste sichtbare Umsetzungsmaßnahmen“ vorgenommen, heißt es in der internen Weisung Breuers. Derzeit sind rund 850 deutsche Soldaten in Litauen stationiert.

Der Chef des Bundeswehrverbands, André Wüstner, fordert, dass das Wehrressort noch im Herbst über den Stand der Planungen informiert werden müsse. „In der Truppe herrscht wegen der geplanten Stationierung einer robusten Kampftruppenbrigade Unruhe“, sagte Wüstner dem „Spiegel“.

Der Verbandschef appellierte an Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) persönlich: „Wer informiert, sorgt für Klarheit. Wer dies nicht tut, gibt Raum für Gerüchte und Unmut.“

Ende Juni hatte Pistorius die dauerhafte Verlegung von 4000 Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten in das Nato-Partnerland Litauen angekündigt, um die Nato-Ostflanke zu schützen. Voraussetzung sei „die entsprechende Infrastruktur“ vor Ort sowie die „Kompatibilität mit den Nato-Plänen“, betonte der Verteidigungsminister.

„Wir sollten uns jetzt darauf konzentrieren, einen ehrgeizigen und schnellen Zeitplan für die vollständige Stationierung zu vereinbaren“, sagte der litauische Vize-Außenminister Jonas Survila der „Welt am Sonntag“ vor wenigen Wochen. Vilnius sei bereit, „erhebliche Investitionen in die für die Aufnahme der deutschen Truppen erforderliche Infrastruktur zu tätigen“, fügte er hinzu. (Tsp)

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