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Eine ukrainische Grenzpartouille an der Grenze zu Russland

© REUTERS/Antonio Bronic

Fragen und Antworten zum Russland-Konflikt: Die Tagesspiegel-Leseempfehlungen zur Krise in der Ukraine im Überblick

Wie weit wird Putin gehen? Was erleben die Bürger den Konflikt? Wie reagiert der Westen? Was ist mit der Energieversorgung? Unsere Lesetipps.

Für viele Experten und Politiker ist klar: Das, was gerade in der Ukraine passiert, ist von historischer Bedeutung und könnte eine Abkehr von der Friedensordnung sein, die Europa in den vergangenen 30 Jahren prägte. Machtpolitik, militärische Drohungen und aus der Geschichte abgeleitete Gebietsansprüche könnten künftig wieder den Alltag in Europa prägen.

Auf tagesspiegel.de informieren wir unsere Leserinnen und Leser über alle aktuellen Ereignisse in der Ukraine-Russland-Krise in einem Liveblog (den Sie hier finden), aber auch mit Analysen, Interviews und Kommentaren. Zur besseren Orientierung, haben wir hier eine Leseliste nach Themen geordnet für Sie zusammengestellt:

Was ist seit Wochenbeginn passiert?

Montag: Der russische Staatspräsident Wladimir Putin unterzeichnete am Montag ein Dekret zur Anerkennung der abtrünnigen Provinzen in der Ost-Ukraine, der selbsternannten "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk. Darin sichert er ihnen militärischen Beistand zu, sollte die Ukraine die Verletzung ihrer eigenen Souveränität nicht akzeptieren.

Auch die Entsendung von Truppen in die Ostukraine ordnete Putin am Montag an. In den Rebellengebieten sichteten Reporter teilweise Panzer ohne Kennzeichen. Putin leugnete das am Dienstagnachmittag, allerdings ist das offensichtlich eine Falschbehauptung, wie Videos aus sozialen Medien zeigen.

"Lassen Sie mich mit der Tatsache beginnen, dass die moderne Ukraine vollständig von Russland geschaffen wurde": Lesen Sie hier Putins Rede, in der er den russischen Einmarsch in die Ukraine begründet (T+) im Wortlaut. Ein Faktencheck entlarvt die Falschbehauptungen, die in der Rede enthalten sind (T+).

Dienstag: Am Dienstagabend stimmte auch das Oberhaus des russischen Parlaments einem Truppeneinsatz im Donbass zu. Der Territorialanspruch der Separatisten geht deutlich über das Gebiet hinaus, das sie bislang besetzen – offenbar mit Russlands Billigung.

Die "Verhandlungen haben einen toten Punkt erreicht", proklamierte Putin während einer Pressekonferenz. Der Präsident hatte zunächst nur angekündigt, über die Anerkennung der "Volksrepubliken" Luhansk und Donezk entscheiden zu wollen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lässt indes Reservisten zum Armeedienst einberufen, um die operative Handlungsfähigkeit seiner Truppen zu sichern.

Einen genaueren Blick auf die ukrainische Armee und ihre Verteidigungsfähigkeit haben wir an dieser Stelle geworfen. das Fazit: Zwar haben sich die Streitkräfte modernisiert, aber gegen die russischen Truppen wären sie chancenlos.

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Wie erleben Menschen vor Ort die aktuelle Situation?

"Werden unsere Freunde, Brüder und Väter an der Front als menschliche Schilde benutzt?" Gespräche mit Menschen in Luhansk zeigen die existentielle Bedrohung, in der sie sich befinden (T+).

Darüber hinaus erklären zehn Ukrainer aus allen Landesteilen, was Putins Kriegserklärung für sie bedeutet (T+) – und ob sie in den Krieg ziehen würden.

"Ich bin immer wieder erstaunt, wie viel Kraft die Menschen hier haben", berichtet die Deutsch-Ukrainerin Darya Romanenko aus dem besetzten Teil von Donezk (T+). Sie arbeitet für NGOs im Krisengebiet.

Wie russische Bürger auf die Krise blicken, lesen Sie an dieser Stelle. Einer stellt fest: „Die Enttäuschung wird groß sein, wenn es nicht zum Krieg kommt.“

Wie reagiert der Westen?

In Reaktion auf Putins Schritte sagte US-Präsident Biden ein geplantes Treffen mit dem Präsidenten ab. Auch US-Außenminister Blinken will vorerst nicht zu einem Gespräch mit seinem Amtskollegen Lawrow in Genf kommen.

Im UN-Sicherheitsrat griffen die USA Russland scharf an.

Die EU verhängt umfassende Sanktionen gegen Russland: ein Handelsverbot für russische Staatsanleihen sowie die Streichung der Separatistengebiete aus dem EU-Freihandel mit der Ukraine. 350 russische Abgeordnete, die für die Anerkennung der Gebiete stimmten, finden sich nun auf einer Sanktionsliste wieder, Präsident Putin aber nicht.

Weitere Sanktionen könnten folgen, etwa der Ausschluss Russlands aus dem internationalen Bankensystem. In Deutschland hat sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nun tatsächlich von Nord Stream 2 verabschiedet – und das Genehmigungsverfahren für die Pipeline ausgesetzt.

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) vor einer Sitzung über die Ukraine-Krise im Bundeskanzleramt.
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) vor einer Sitzung über die Ukraine-Krise im Bundeskanzleramt.

© dpa/Michele Tantussi

Was ist mit der Energieversorgung?

Bei Sanktionen gegen Russland im Geldtransfer und Technologie-Bereich sind die USA vorne dabei, doch ein Öl-Embargo scheuen sie (T+) – weil sie selbst auf russisches Öl angewiesen sind.

Aber wie könnte Russland Gas als Druckmittel gegen die EU einsetzen? Und was würde bei einem russischen Lieferstopp in Deutschland passieren? Alle Antworten über kurzfristige Folgen der drohenden Energiekrise und mittelfristige Lösungen hier im Überblick (T+).

Speicher aus dem Kalten Krieg sind nicht mehr nutzbar, Großunternehmen haben Vorrang.

Erdgas aus Deutschland, etwa aus Gasfeldern in der Nordsee (T+), fordern nun einige als Alternative. Doch dagegen formiert sich großer Widerstand. Wie schnell Deutschland und Europa sich von russischem Gas lösen könnte und was die Ukraine-Eskalation für die Energiewende bedeutet, lesen Sie hier (T+).

Welches Spiel spielt Putin?

Die Antwort: Das weiß niemand außer Putin selbst. Näher kann man sich einer Antwort allerdings. Die Anerkennung der "Volksrepubliken" und der russische Einmarsch seien Teil einer lange geplanten Inszenierung, analysiert unsere Hauptstadt-Korrespondentin Claudia von Salzen. Sie kommt zu dem Schluss, "dass der russische Staatschef in den vergangenen Wochen Gesprächsbereitschaft nur vortäuschte".

Ein Psychogramm Wladimir Putins liefert Alexander Kauschanski (T+). Vom Schulhof-Raudi zum Kampfsportler zum Geheimagenten verfolgt er die Biographie des Präsidenten und zeigt, wie sehr ihn "das Trauma des zerfallenden Imperiums" geprägt hat. Wovon jemand wie Wladimir Putin träumt, hat sich unser Autor Malte Lehming versucht vorzustellen.

"Putin ist Krieg": Demonstration vor der russischen Botschaft in Berlin.
"Putin ist Krieg": Demonstration vor der russischen Botschaft in Berlin.

© AFP/John MacDougall

Was sagen Historiker:innen zur Situation, wie ist sie historisch einzuordnen?

Waffenlieferungen für die Ukraine fordert der Zeithistoriker und Brigadegeneral a.D. Klaus Wittmann im Interview. Das Modell einer neutralen Ukraine, wie es Deutschland favorisiere, hält er für gescheitert.

Warum die Ukraine, anders als Putin behauptet, schon immer stark nach Westen orientiert war, und welche historischen Lasten Ukrainer und Russen trennen, erklärt die Historikerin Ulrike von Hirschhausen (T+).

Einwohner von Luhansk feiern am Dienstagabend die Anerkennung ihrer Unabhängigkeitserklärung durch Putin.
Einwohner von Luhansk feiern am Dienstagabend die Anerkennung ihrer Unabhängigkeitserklärung durch Putin.

© imago images/ITAR-TASS

Die zentrale symbolische Bedeutung der Ukraine für Russland hob schon 1997 Zbigniew Brzezinski hervor, der ehemalige Berater des US-Präsidenten Jimmy Carter. Russland wertete sein Buch damals als Beleg für ein Dominanzstreben der USA. Für Brzezinski resultiert das aus einem "Gefühl kultureller Unterlegenheit" Russlands.

Der Historiker Andreas Rödder sieht in Putins Haltung, der Ukraine kein eigenständiges Existenzrecht zuzugestehen, nichts anderes als den nationalistischen Imperialismus des Zarenreichs, den die Sowjetunion machtpolitisch fortsetzte. Was an Putins Behauptung dran ist, der Westen habe ihm den Verzicht auf eine Osterweiterung der Nato versprochen und Russland verraten, untersucht Hans Monath (T+).

Welche Rolle spielen die anderen Staaten im Ukraine-Konflikt?

Im Konflikt um die Ukraine wollen sich die Nato-Mitglieder im östlichen Europa als verlässlich zeigen. Doch nicht alle sind für eine stärkere Truppenpräsenz. Ein Überblick (T+)

Besonderes Augenmerk fällt derzeit auch auf China. Xi und Putin positionieren sich gegen den Westen in einer Art Allianz der Autokraten (mehr dazu lesen Tagesspiegel-Abonnent:innen hier). Putin könnte in diesem Fall aber China in die Falle gegangen sein, schreibt die Professorin für internationale Angelegenheiten Nina L. Khrushcheva in einem Gastbeitrag. Russland habe sich zum Vasallen Chinas gemacht, konstatiert sie.

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