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Schulkinder stehen vor einer Berliner Schule.

© picture alliance/dpa/Carsten Koall

„Es fehlt an Qualität und Förderung“: Studie sieht dramatische Verschlechterung des Bildungsniveaus

Die Abhängigkeit von Bildungserfolg und sozialer Herkunft vertieft sich. Schlusslichter sind Brandenburg, Berlin und Bremen. Nun steht eine Vorschulpflicht im Raum.

Das Bildungsniveau in Deutschland hat sich laut einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) in den vergangenen Jahren dramatisch verschlechtert. Vor allem in Sachen Schulqualität, Integration und Bildungsarmut gebe es negative Entwicklungen, hält der „Bildungsmonitor 2023“ der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ (INSM) fest.

Im Langzeitvergleich des Monitors, der zum 20. Mal erscheint, ist das Bildungsniveau bis 2013 in vielen Feldern gewachsen, dann allerdings kontinuierlich zurückgegangen. Dabei hat sich die Abhängigkeit von Bildungserfolg und sozialer Herkunft vertieft. Der Monitor vergleicht die Bildung anhand verschiedener Indikatoren wie Lernerfolg, Bildungsinfrastruktur oder Betreuungsrelation.

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Einen Grund für die Entwicklung sieht IW-Studienautor Axel Plünnecke darin, dass Kitas und Schulen „noch keine gute Antwort darauf gefunden haben, dass die Schülerschaft in den vergangenen Jahren deutlich heterogener wurde“. So seien die Ergebnisse von Kindern aus bildungsfernen Haushalten oder mit Migrationshintergrund besonders stark gesunken.

Wir werden auch Bußgelder nicht scheuen, weil es darum geht, Kindern von Anfang an die besten Möglichkeiten zur Verfügung zu stellen.

Katharina Günther-Wünsch (CDU), Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), über eine Vorschulpflicht.

Leichte Verbesserungen beim Ausbau frühkindlicher Bildung, der Ganztagsinfrastruktur sowie der Betreuungsrelation konnten dies laut Studie nicht ausgleichen. „Es fehlt an Qualität beim Ganztag und an gezielter Förderung“, so Plünnecke.

Die Durchschnittswerte im Lesen und Zuhören bei Viertklässlern lagen im Langzeitvergleich 2021 im Bundesdurchschnitt auf dem Niveau des schlechtesten Bundeslandes Bremen im Jahr 2011. Das Gleiche gilt für den Umgang mit Risikogruppen.

Im aktuellen Ländervergleich schneiden Sachsen, Bayern und Thüringen erneut am besten ab. Allerdings sank in den beiden östlichen Bundesländern das Bildungsniveau gegenüber dem Vorjahr und stieg nur in Bayern „minimal“. Danach folgen Hamburg, Baden-Württemberg und das Saarland sowie ein „breites Mittelfeld“.

Gegenüber 2013 hat Baden-Württemberg im Ländervergleich am stärksten verloren. Schlusslichter sind demnach im aktuellen Vergleich Brandenburg, Berlin und Bremen.

Die Forscher des IW forderten den Ausbau frühkindlicher Bildung, mehr Selbstbestimmung für Schulen, jährliche bundesweite Vergleichsarbeiten in allen Klassenstufen sowie die gezielte Förderung von Schülern und mehr hochwertige Ganztagsangebote. Dazu könnte auch eine „Vorschulpflicht“ gehören, die von der Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Katharina Günther-Wünsch (CDU), unterstützt wird.

Eine solche „Vorschulpflicht“ für Kinder mit Sprachschwierigkeiten könnte gegebenenfalls auch mit Bußgeldern durchgesetzt werden. Die Berliner Bildungssenatorin verwies am Mittwoch auf entsprechende Pläne für Kinder in Berlin: „In der letzten Instanz werden wir auch die Maßnahme der Bußgelder nicht scheuen, weil es darum geht, Kindern von Anfang an die besten Möglichkeiten zur Verfügung zu stellen“, sagte Günther-Wünsch.

INSM-Geschäftsführer Thorsten Alsleben beklagte, dass Deutschland in der Bildungspolitik den Anschluss an die Weltspitze verliere. Besonders kritisch seien dabei die mangelnden Sprachkenntnisse in der Grundschule. Er verlangte eine Vorschulpflicht für alle Kinder, die schlecht Deutsch sprechen. (KNA/dpa)

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