zum Hauptinhalt
Die bisherigen Transporthubschrauber vom Typ CH-53 sind schon lange in die Jahre gekommen - für Ersatzteile mussten Bundeswehrtechniker schon einmal amerikanischen Schrottplätze durchstöbern.

© Rainer Jensen / dpa

Ende der Schrottplatzsuche naht: Bundeswehr kauft für acht Milliarden Euro neue Hubschrauber

Nach den Kampfjets ist es die zweitgrößte Anschaffung der Bundeswehr nach der verkündeten Zeitenwende: Der Bundestag hat am Mittwoch rund acht Milliarden Euro für neue Transporthubschrauber freigeben.

In den Hangars des im baden-württembergischen Laupheim stationierten Hubschraubergeschwaders 64 verwalten sie seit Jahren den Mangel. Die Transporthubschrauber der Truppe, von denen es auf dem Papier 60 Stück gibt, sind völlig überaltert. Ersatzteile produziert der US-Hersteller für das fünf Jahrzehnte alte Modell CH-53G schon lang keine mehr.

„Eigentlich hätte unsere Flotte vor 20 Jahren erneuert werden müssen“, erklärte bereits vor einem Jahr, als mit dem neuen Sondervermögen erstmals Hoffnung auf eine Neuanschaffung keimte, der damalige Befehlshaber vor Ort, Oberst Christian Mayer: „Seither müssen wir ein Stück weit improvisieren, auf einem Ersatzteilfriedhof alte US-Helikopter ausschlachten oder teure Spezialanfertigungen mit kleinen Stückzahlen in Auftrag geben.“

Eigentlich hätte unsere Flotte vor 20 Jahren erneuert werden müssen.

Oberst Christian Mayer

Mit diesem enormen Aufwand wird immerhin rund ein Viertel der Maschinen einsatzbereit gehalten. Die „Lastentiere der Lüfte“, wie sie bei der Truppe sagen, sind beispielsweise in Mali tätig oder helfen in Deutschland im Rahmen der Amtshilfe Waldbrände zu löschen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Die ersten drei Helikopter gibt es 2027

Nun aber naht das Ende der Schrottplatzsuche in Amerika. Von dort soll nun moderner Ersatz kommen. Damit soll der Bundesregierung zufolge auch „die transatlantische Partnerschaft weiter gestärkt werden“. Die ersten von insgesamt 60 neuen Maschinen des Typs CH-47F werden zwar nicht schon 2025 ausgeliefert, wie Oberst Mayer noch vor Jahresfrist gehofft hatte, drei Stück aber immerhin 2027. Im Folgejahr wären es dann neun, in den Jahren 2029 bis 2031 jeweils ein Dutzend.

So steht es in einer dem Tagesspiegel vorliegenden Beschlussvorlage der Regierung, die der Haushaltsausschuss des Bundestages am Mittwoch beraten und mehrheitlich befürwortet hat..

Die neuen „Chinooks“ des US-Herstellers Boeing kommen nicht nur später, sie kosten auch mehr als gedacht. Wurde in der Ausgabenplanung des Bundeswehr-Sondervermögens noch mit sechs Milliarden Euro kalkuliert, sind es nun schon 7,2 Milliarden. Hinzu kommen 749 Millionen Euro für die Infrastruktur, die die neuen Helis benötigen. Die Gesamtsumme beläuft sich also auf knapp acht Milliarden Euro. „Die Auswirkungen des Ukraine-Krieges wie der starke Anstieg der Inflation, gestiegene Rohstoff- und Energiepreise, Engpässe in den Lieferketten und Wechselkursschwankungen waren so nicht absehbar“, heißt es in der Vorlage, die zudem auf weitere Risiken bei den Kosten hinweist: „Diese stehen ausdrücklich unter dem Vorbehalt der Änderung.“ Immerhin verteilen sich die Zahlungen auf die Jahre bis 2032.

60
Hubschrauber des Typs CH-47F will die Bundeswehr anschaffen.

Die Luftwaffe verweist darauf, dass das neue Modell mit den charakteristischen zwei Rotoren und einer doppelt so großen Traglast von elf Tonnen im Gegensatz zu den bisherigen Maschinen in der Luft betankt werden kann, was ganz neue taktische Möglichkeit eröffnet. Weiter entfernte Ziele können direkt angeflogen werden, die Helikopter können in bestimmten Situationen schon auf Abruf in der Luft bereitstehen.

Die Alternative wurde früh verworfen

Trotzdem ist die noch unter der Ägide von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht getroffene Entscheidung für die „Chinooks“ nie unumstritten gewesen. Denn auch sie sind nicht mehr auf dem allerneuesten Stand der Technik. So hatten sich im Vorfeld Teile der FDP dafür ausgesprochen, auch eine Alternative zu prüfen. Das wäre die aktuelle Version des CH-53 vom Hersteller Sikorsky/Lockheed Martin gewesen, den manch ein Koalitionspolitiker für das leistungsfähigere Modell hielt.

Das aber ist vergossene Milch. „Die FDP hatte Frau Lambrecht damals dringend empfohlen, zwei Angebote aus den USA einzuholen für den Chinook und für den neueren CH53“, berichtet Alexander Müller, der verteidigungspolitische Sprecher der liberalen Bundestagsfraktion: „Leider hat sie sich sehr früh alleine auf den Chinook festgelegt, und jetzt haben wir das Problem der erheblichen Kostensteigerung. Im Wettbewerb mit einem zweiten Heli wäre das nicht passiert.“

Gleichwohl hat auch die FDP am Mittwoch ihre Zustimmung nicht verweigert, wie Müller bereits zuvor angekündigt hatte: „Würden wir aber jetzt wieder von vorne beginnen mit der Angebots-Einholung, dann verlieren wir eineinhalb bis zwei Jahre. Deswegen wird die FDP den weiteren Prozess nicht blockieren.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false