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43 Prozent der insgesamt 2021 Befragten können sich vorstellen, weniger zu fliegen.

© dpa/Christophe Gateau

Einschnitte beim Fliegen und Heizen denkbar: Zwei Drittel der Deutschen sind für den Klimaschutz zu Abstrichen bereit 

Fürs Klima verzichten? 68 Prozent der Deutschen sind einer Umfrage zufolge dafür offen – vor allem in zwei Bereichen. Elektromobilität überzeugt dagegen nicht so.

Das Thema Klimaschutz polarisiert die Deutschen zwar. Aber einer neuen Umfrage zufolge sind zwei von drei Deutschen bereit, sich im Dienste des Klimaschutzes persönlich einzuschränken. So äußerten sich 68 Prozent bei einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der „Welt am Sonntag“. Fast 20 Prozent wollen ihr Verhalten nicht ändern. Weitere 13 Prozent der Teilnehmer wollten sich nicht äußern.

Am ehesten würden sich die Bürgerinnen und Bürger darauf einlassen, seltener zu fliegen. 43 Prozent der insgesamt 2021 Befragten äußerten sich dementsprechend. 40 Prozent würden weniger heizen. Deutlich geringere Einschränkungen wollen die Deutschen allerdings bei Essgewohnheiten hinnehmen. Lediglich 27 Prozent geben an, gegebenenfalls ihre Ernährung umzustellen. Am geringsten ist die Bereitschaft zum Verzicht beim Auto: Nur 13 Prozent der Befragten würden den eigenen Pkw abschaffen.

Die Bundesregierung plant zum Klimaschutz weitreichende Maßnahmen, die tief in das Leben der Menschen einschneiden – bis hin zum jüngst beschlossenen Verbot von Öl- und Gasheizungen. Deutschland soll bis zum Jahr 2045 klimaneutral werden. Der Bedarf soll dann ausschließlich durch erneuerbare Energiequellen wie Fotovoltaik, Wind- und Wasserkraft gedeckt werden.

Das Ergebnis: Das Elektroauto in Deutschland ist einfach zu teuer.

 Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte

Dass dies überhaupt gelingen kann, davon ist eine Mehrheit der Deutschen jedoch noch nicht überzeugt. Bei der Umfrage gaben 21 Prozent an, dies sei „auf keinen Fall“ umsetzbar. Weitere 30 Prozent schätzen, ein vollständiger Umstieg sei „eher nicht“ möglich. Überzeugt, dass eine Energiewende umfassend funktionieren wird, sind indes nur 14 Prozent der Bürger, 24 Prozent können sich dies immerhin „eher“ vorstellen. Keine Einschätzung gaben hierzu elf Prozent der Befragten ab.

Elektroautos, die in den deutschen Klimaplänen eine wichtige Rolle spielen, sind einer anderen Umfrage zufolge für mehr als die Hälfte der Deutschen persönlich kein Thema. In einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts Civey für die Zeitungen der Funke Mediengruppe sagten 55 Prozent, sie könnten sich derzeit nicht vorstellen, ein Auto anzuschaffen. Gut ein Drittel (36 Prozent) kann sich den Kauf eines E-Autos vorstellen, neun Prozent sind unentschieden.

Der Grund für die Zurückhaltung vieler Menschen ist der Umfrage zufolge der Preis: Auf die Frage, was momentan am meisten gegen den Kauf eines Elektroautos spreche, wählten 39 Prozent die Antwortmöglichkeit „zu teuer“ aus. Knapp ein Fünftel (19 Prozent) gab an, ihnen sei die Reichweite der batteriebetriebenen Autos zu gering. Zehn Prozent sagten, es gebe in ihrer Nähe keine Ladestation.

Für den Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer zeigen die Umfrageergebnisse eine Verunsicherung der Verbraucher. „Die Stimmung der Bevölkerung ist die Folge der Entscheidung von Wirtschaftsminister Robert Habeck, die Subventionen zusammenzustreichen“, sagte der Direktor des CAR-Center Automotive Research den Zeitungen. „Das war ein klarer Fehler. Habeck hat bei der Elektromobilität die Handbremse angezogen.“

Hinzu komme, dass der Strompreis in Deutschland weiterhin hoch sei. „Das Ergebnis: Das Elektroauto in Deutschland ist einfach zu teuer.“

Das aktuelle Politbarometer von ZDF und Tagesspiegel hatte vor dem Wochenende gezeigt, dass die Deutschen beim Thema Klimaschutz gespalten sind. Zwar sind die meisten (48 Prozent) der Meinung, dass bei uns zu wenig für den Klimaschutz getan wird, 23 Prozent aber halten die bisherigen Maßnahmen für gerade richtig und weitere 25 Prozent meinen, dass dafür zu viel getan wird.

Diese Einstellungen müssen vor dem Hintergrund gesehen werden, dass knapp die Hälfte der Befragten (46 Prozent) persönlich eine sehr starke oder starke finanzielle Belastung durch die Klimaschutzmaßnahmen wahrnimmt (weniger starke oder keine: 52 Prozent). Illegale Aktionen wie etwa das Blockieren von Hauptverkehrsstraßen durch Klimaaktivisten gehen für 82 Prozent aller Befragten zu weit, für 16 Prozent gehen sie nicht zu weit. (lem)

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