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Kasachstan wendet sich von Russland ab: Die ökonomische Basis für Putins Supermacht-Träume schwindet

Wegen des Ukraine-Kriegs machen sich Ex-Sowjetrepubliken unabhängig von Moskau. Putins Imperium schrumpft und damit auch seine Möglichkeiten. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christoph von Marschall

Wladimir Putin wird dem Mephisto in Goethes Faust allmählich immer ähnlicher. „Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“ Auch Putin kann derzeit anpacken, was er will – das gewünschte Ergebnis erreicht er selten. In der Regel eher das Gegenteil.

Beim Hauptziel, der Wiederherstellung des Machtbereichs der Sowjetunion, muss er einen weiteren Schlag einstecken. Kasachstan, das rohstoffreiche größte Land Zentralasiens, wendet sich unter dem Eindruck des Kriegs in der Ukraine von Moskau ab. Die Regierung lädt westliche Investoren ein, ihr Geschäft von Russland dorthin zu verlagern – voran das mit fossilen Energieträgern. Durch den Krieg drohe ein neuer Eiserner Vorhang. Man wolle nicht auf der vom Westen abgewandten Seite landen.

Ohne die Ukraine und Kasachstan ist Russland Regionalmacht

Kasachstan gehört zur Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU) an, für Putin eine Art östliche EU. Ohne ökonomische Basis kann er seine Imperialträume nicht realisieren. Die russische Wirtschaft allein reicht für einen Supermachtstatus nicht aus.

Sie steht für nur drei Prozent der Weltwirtschaft. EU, USA und China einzeln für das Sechs- bis Siebenfache.

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Ein Bündnis mit Belarus und der Ukraine ist für Putin das Minimum. Der Krieg soll verhindern, dass die relativ hochindustrialisierte Ukraine nach Westen abwandert. Wenn sich Kasachstan abwendet, bleiben neben Belarus nur Armenien und Kirgisien in der EAWU.

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Eine militärische Intervention, um Kasachstan an der Westorientierung zu hindern, kann sich Putin nicht leisten. Erstens sind seine Streitkräfte in der Ukraine gebunden, zweitens würde China das nicht tolerieren.

China duldet eine permanente russische Militärpräsenz nicht

Das haben die Unruhen dort zu Jahresbeginn gezeigt. In den Machtkampf zwischen Anhängern des früheren Präsidenten Nursultan Nasarbajew und Nachfolger Kassym-Jomart Tokajew griff die Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS) ein: eine von Moskau geführte Gegen-Nato.

Das gewohnte Muster, wenn Russland „Friedenstruppen“ sendet, in Transnistrien, Georgien und der Ukraine: Sie bleiben, Frieden kehrt nie ein. Ihre Präsenz soll Westorientierung verhindern.

In Kasachstan lief es anders. Sie zogen ab, als die Unruhen nach wenigen Tagen endeten. Warum? Weil China klar machte, dass es keine permanente russische Militärpräsenz dort duldet.

Mephisto Putin erreicht das Gegenteil seiner Zielei

Zwischenbilanz des Mephistos Putin: Er will die Ukraine mit Gewalt in der EAWU halten, aber wie viele Ukrainer wollen noch eine Zukunft mit Russland?

Wegen des Kriegs bricht auch Kasachstan weg. Die EAWU verliert ihre Substanz.

Putin wollte die Nato auf Abstand halten, erreicht aber, dass sie mehr Soldaten im Osten des Bündnisgebiets stationiert. Und Nicht-Nato-Staaten wie Finnland und Schweden erwägennun den Beitritt.

Wie wird wohl Putins Wunsch, an der Macht zu bleiben, enden?

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