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Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will mit der geplanten Cannabis-Freigabe den Schwarzmarkt zurückdrängen.

© dpa/Kay Nietfeld

Lauterbach verteidigt Cannabis-Freigabe: „Wir werden das Gesetz durchziehen“

Bei einer Diskussionsveranstaltung weist Gesundheitsminister Lauterbach auf die Gefahren des Cannabis-Konsums hin. Dennoch hat der Deutsche Lehrerverband Bedenken.

„Ich bin Cannabis-süchtig.“ Mit diesen Worten stellte sich John Cook bei einer Diskussionsveranstaltung im Gesundheitsministerium vor. Für Cook, der den Podcast „Sucht und süchtig“ betreibt, ist die geplante Cannabis-Freigabe ein schwieriges Thema.

Demnächst wird der Bundestag in erster Lesung über den Gesetzentwurf von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) beraten, der unter anderem den straffreien Besitz von maximal 25 Gramm Cannabis zum Eigenbedarf erlaubt. „Wir werden das Gesetz durchziehen“, sagte Lauterbach, der am Dienstagabend zu der Diskussion eingeladen hatte.

Für Cook, der mit 14 Jahren mit dem Cannabis-Konsum angefangen hat, wird die Legalisierung bedeuten, dass er der Droge demnächst verstärkt ausgesetzt ist. Der Plan zur Hanf-Freigabe sieht vor, dass in den Cannabis-Clubs bis zu 25 Gramm pro Tag und bis zu 25 Gramm im Monat abgegeben werden können.

Wie Cook bei dem Townhall-Meeting erzählte, habe ihm der frühe Cannabis-Konsum die eigene Schullaufbahn „komplett verbaut“. Zum Umgang mit der Sucht sagt er heute: „Hilfe ist da, man muss die Hand danach ausstrecken.“

Dass im Zuge der geplanten Cannabis-Legalisierung auch über die Risiken der Droge gesprochen wird, gehört zur Strategie Lauterbachs. Als der Minister im August den Gesetzentwurf des Kabinetts zur Freigabe vorstellte, wies er gleichzeitig auf eine Kampagne seines Ministeriums unter dem Motto „Legal, aber…“ hin. Dort heißt es beispielsweise: „Kein Bock auf Panikattacke. Cannabis-Konsum erhöht die Gefahr von Psychosen – vor allem bei Kindern und Jugendlichen.“

Lauterbach machte bei der Diskussion noch einmal deutlich, was im Detail bei der Freigabe geplant ist: Bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren bleibt der Konsum illegal. Christiane Gotte, Vorsitzende des Bundeselternrates, äußerte dennoch die Sorge, dass ältere Jugendliche Cannabis an jüngere Kinder weitergeben könnten.

Ich habe nicht das Gefühl, dass das ein durchdachtes Gesetz ist.

Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes

Lauterbach wies darauf hin, dass bei jungen Erwachsenen bis zum Altern von 25 Jahren die Risiken des Konsums nicht zu unterschätzen sind. Daher soll für diese Altersgruppe verstärkt auf die Gefahren hingewiesen werden. Und für Erwachsene, die bereits gewohnheitsmäßig kiffen, soll der Konsum sicherer werden.

Nach der Vorstellung des Ministers sei es für die „Cannabis-Clubs“ denkbar, auch Menschen als Mitglieder aufzunehmen, die ein echtes Suchtproblem haben. Für diese Kiffer könne die Mitgliedschaft in einem Anbauverein eine Brücke zurück zu einem beherrschbaren Konsum darstellen, so Lauterbach.

Scharfe Kritik an dem Vorhaben zur Legalisierung kam von Stefan Düll, dem Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes. „Ich habe nicht das Gefühl, dass das ein durchdachtes Gesetz ist“, sagte der bayerische Gymnasialschulleiter.

Lauterbach entgegnete, dass auch in Bayern der Cannabis-Konsum unter Jugendlichen zunehme. Das Problem werde größer, weil die auf dem Schwarzmarkt verkauften Substanzen immer toxischer würden, sagte der Minister weiter. „Wenn das die Lage ist, dann müssen wir etwa tun.“ Nach seinen Worten sei das Gesetz zur Cannabis-Freigabe „kein Schnellschuss, daran haben wir eineinhalb Jahre gearbeitet“.

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