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Die Ausstattung in den neuen fliegenden Intensivstationen des Airbus entspricht jenen im Krankenhaus.

© REUTERS/Fabrizio Bensch

Bundeswehr: Luftwaffe stellt fliegende Intensivstation vor

Im neuen Airbus A400M ist Platz für sechs Patienten, die intensivmedizinisch betreut werden müssen. Bis 2021 müssen die alten Flugzeuge ausgetauscht sein.

Knapp vier Jahre nach der Auslieferung der ersten Maschine an die Bundeswehr scheint der problembehaftete Militärtransporter Airbus A400M seine Kinderkrankheiten zu überwinden. Am Dienstag stellte die Luftwaffe das Flugzeug in seiner neuen Variante als fliegende Intensivstation für medizinische Evakuierungseinsätze vor. Vom erwarteten Normalzustand bei den Einsatzfähigkeiten ist man trotz aller Bemühungen des Herstellers noch weit entfernt, musste Staatssekretär im Verteidigungsministerium Benedikt Zimmer einräumen.

Derzeit sind gerade einmal acht der bisher 19 übernommenen A400M einsatzklar. Die Zeit drängt. 2021 müssen die letzten, bis zu 50 Jahre alten Exemplare des Vorgängermodells „Transall“ ausgemustert werden. „Wir sind auf gutem Weg aber noch nicht beim Ziel“, sagte der Staatssekretär bei der Besichtigung der Rettungsmaschine auf dem militärischen Teil des Berliner Flughafens Tegel.

Ohne Intensivstation fliegen sie schon

Immerhin konnten in den vergangenen Wochen drei wesentliche Elemente hinzugefügt werden. Nachdem die Luftbetankung erfolgreich erprobt wurde, folgte die Integration der ersten Stufe eines Selbstschutzsystems. Das „Armoring Kit“ zum Schutz gegen ballistische Angriffe ist Voraussetzung, dass die A400M überhaupt Soldaten der Bundeswehr in Krisengebiete fliegen kann. So landete die erste Maschine am 14. Juli im afghanischen Mazar-e-Sharif. Abwehrsysteme gegen infrarot- oder radargesteuerte Attacken befinden sich erst in der Entwicklung.

Ab Mittwoch soll nun die fliegende Intensivstation beim Lufttransportgeschwader 62 im niedersächsischen Wunstorf für weltweite Einsätze bereitstehen. Binnen drei bis vier Stunden kann der Laderaum der A400M, in dem sonst bis zu 116 Soldaten, sechs Geländewagen oder zwei „Tiger“-Kampfhubschrauber Platz finden, in eine mobile Klinik verwandelt werden. Dazu werden sechs Patiententransporteinheiten eingebaut, deren Ausstattung der einer Intensivstation in einer herkömmlichen Klinik am Boden entspricht.

Binnen zwölf Stunden muss das Flugzeug in der Luft sein

Über die Zusammensetzung des bis zu elfköpfigen Ärzte- und Pflegeteams wird je nach den mit dem Einsatzbefehl übermittelten Patientendaten entschieden, sagt Axel Höpner, Leiter des Flugmedizinischen Ausbildungs- und Trainingszentrums der Bundeswehr in Köln. Das medizinische Personal wird dann vornehmlich aus den Bundeswehr-Krankenhäusern in Berlin und Hamburg zum Flugplatz beordert. Binnen zwölf Stunden nach dem Alarm muss die A400M in der Luft sein.

Der Kommodore des LTG 62, Oberst Ludger Bette, rechnet alle zehn bis 14 Tage mit einem Einsatz „vom Beinbruch bis zur Schussverletzung“. Denn gestartet wird nicht nur bei Katastrophen oder Terroranschlägen, sondern auch immer dann, wenn die medizinischen Einrichtungen der Bundeswehr am Einsatzort ausgelastet oder überfordert sind.

Vorn im Cockpit sind die beiden Piloten voll des Lobes. Fliegerisch sei die A400M ein Quantensprung, versichern die beiden Piloten im Cockpit. Und sind überzeugt davon, dass in ein paar Jahren niemand mehr von den „Kinderkrankheiten“ sprechen wird.

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