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Plus-Size Models posieren am am Marx-Engels-Forum in Berlin im Rahmen des Fotoprojekts "Bodylove" für ein realistisches Frauenbild.

© Jens Kalaene/picture alliance/dpa

Body-Positivity-Bewegung: Auch Dicksein ist gefährlich und ansteckend

Übergewichtige Models taugen als Vorbild genauso wenig wie ihre mageren Kolleginnen. Eine Kolumne.

Eine Kolumne von Ursula Weidenfeld

Die britische Ausgabe der Frauenzeitschrift Cosmopolitan hat in diesem Monat Tess Holliday auf den Titel gehoben. Eine Frau, die 136 Kilo wiegt. Das wurde als mutiger Schritt gefeiert. Holliday sei ein Rollenvorbild für viele Mädchen, die sich gängigen Schönheitsidealen nicht mehr unterwerfen und ein selbstbewusstes Leben jenseits von Diät und Schlankheitswahn führen wollen.

Eine schöne Idee, doch leider ist sie falsch. Denn die Body-Positivity-Bewegung führt nicht zur Befreiung. Sie ist Ausdruck einer hysterischen Gesellschaft, die sich nur noch in Extremen verortet, der das Gefühl für ihre Mitte im Allgemeinen wie im Individuellen verloren geht.

Bei Magermodels ist die Sache klar. Die Gesellschaft will sie nicht mehr auf dem Laufsteg sehen. Zu dünn zu sein ist nämlich ansteckend: Viele junge Mädchen hören mit dem Essen auf, weil sie ihren Schönheitsidealen nahekommen wollen. Einige von ihnen bringen sich damit in Lebensgefahr.

Was aber ist mit zu dick? Dicke Models haben heute eigene Fernsehshows und Videochannels, ihnen werden ganze Modelinien gewidmet, sie werden als Vorbilder für eine diverse und fröhliche Gesellschaft gefeiert. Die Jojo-Gesellschaft wendet sich von den Mageren ab, und umarmt die Fetten.

Die Wahrheit ist, dass auch Dicksein ansteckt. Eine britische Forscherin hat herausgefunden, dass immer mehr Menschen ihr Übergewicht unterschätzen. Das könnte daran liegen, dass sie von Dicken umgeben sind, und immer mehr Dicke als Rollenmodelle sehen.

Knapp 17 Milliarden Euro kosten die Übergewichtigen die deutsche Gesellschaft pro Jahr – angefangen bei Schlafstörungen, und aufgehört bei Herzinfarkten, Diabetes und schwersten Durchblutungsstörungen. Wer zu dick ist, lebt gefährlich. Natürlich muss jedem mit Respekt begegnet werden, Fettleibigkeit darf kein Grund für Mobbing, Hass oder verweigerte Beförderungen sein.

Aber Menschen zu ermutigen, sich mit ihrer Fettleibigkeit einzurichten, ist genauso falsch, wie Magersüchtigen zu sagen, dass sie schön schlank sind. Die Aufgabe ist, die Mitte stark zu machen - in jeder Beziehung.

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