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Langjährige Freundschaft: Joe Biden und Cindy McCain bei der 54. Münchner Sicherheitskonferenz.

© Andreas Gebert/dpa

Bidens Dankbarkeit gegenüber Republikanern: Wird die McCain-Witwe jetzt Botschafterin in London?

Die Witwe des Republikaners John McCain sprach sich für Joe Biden aus. Nun könnte der sie zur Botschafterin in London machen. Warum das die Parteilinke alarmiert.

Solche Schlussfolgerungen sind es, die den linken Flügel der US-Demokraten auf die Palme bringen. „Cindy McCain hat Joe Biden den Sieg in Arizona beschert“, hieß es, nachdem der Bundesstaat erstmals seit 24 Jahren wieder demokratisch gewählt hatte. Die Witwe des moderaten und immer noch hoch angesehenen republikanischen Senators John McCain hatte sich kurz vor der Wahl für den langjährigen Freund ihres Mannes ausgesprochen. Dieses Biden-„Endorsement“ hatten Republikaner in dem Wüstenstaat gefürchtet, weil erwartet wurde, dass es bei Trump- kritischen konservativen Frauen den Ausschlag geben könnte.

Für diesen Schritt könnte die 66-Jährige, die auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten sprach und Bidens Übergangsteam berät, nun mit dem Botschafterposten in Großbritannien belohnt werden. Das berichtet zumindest die Londoner „Times“. „Sie kann den Job haben, wenn sie ihn will“, zitierte die Zeitung eine ungenannte Quelle. Denn: „Sie lieferte Arizona.“ Das wüssten Bidens Leute.

Biden will auch Republikaner einbinden

Biden selbst hat erkennen lassen, dass er Republikaner für wichtige Regierungsjobs in Erwägung zieht, auch, um sein Versprechen einzuhalten, das tief gespaltene Land wieder zusammenführen zu wollen.

Doch eine Spaltung droht ihm auch in der eigenen Partei. Die Parteilinken fürchten, dass ihre im Wahlkampf gezeigte Loyalität weniger berücksichtigt werden könnte als die der Trump-kritischen Republikaner. Die und die Unabhängigen, die sogenannten „Never Trumper“, waren extrem sichtbar im Wahlkampf. In aufwändigen TV-Spots und auf Social Media machten Gruppen wie „The Lincoln Project“ auf sich aufmerksam. Wie groß ihr tatsächlicher Beitrag war, ist umstritten.

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Aktivisten weisen darauf hin, dass es vielmehr ihre jahrzehntelange Basisarbeit war, die den Boden für Bidens Siege in Staaten wie Arizona und Georgia bereitete. Dafür spricht vieles: So waren in Arizona die Stimmen der Latinos, aber auch die der „Native Americans“ zumindest mitentscheidend. Und in Georgia trug die massenhafte Mobilisierung vor allem afroamerikanischer Wähler sehr zum Erfolg der Demokraten bei.

Dabei stimmt wohl einfach beides: Der Name McCain kann in Arizona viel bewegen, aber genauso war es wichtig, neue Wählergruppen zu erschließen. Letztlich sind für einen Wahlerfolg mehrere Faktoren ausschlaggebend. Der Sieger hat anschließend viele Möglichkeiten, sich bei seinen Unterstützern zu bedanken. Biden muss nun aufpassen, dass er die Balance hält. Denn angesichts des großen Widerstands in der Republikanischen Partei gegen seine Wahl braucht er vor allem eines, um erfolgreich zu regieren: den Rückhalt in seiner Partei.

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