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Die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht.

© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Update

„Beängstigende Ausmaße“: Wagenknecht kritisiert Polarisierung beim Thema Impfen

Den Ungeimpften die Schuld an Corona-Einschränkungen zu geben, schüre „Panik, Angst und Hass“. Wagenknecht selbst lässt sich nicht impfen.

Nach Ansicht der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht gibt es in Deutschland "keine Pandemie der Ungeimpften". Die Polarisierung der Gesellschaft erreiche "beängstigende Ausmaße", sagte Wagenknecht dem "Spiegel". Demnach schüre das "gängige Narrativ, dass die Ungeimpften daran schuld seien, dass wir immer noch nicht zur Normalität zurückkehren können, Panik, Angst und Hass."

Wagenknecht war nach einem Talkshowauftritt in der Sendung "Anne Will" vor knapp zwei Wochen in ihrer eigenen Partei in die Kritik geraten, weil sie Zweifel an den freigegebenen Corona-Impfstoffen geäußert und "Long Covid" als "umstritten" bezeichnet hatte.

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Sie fühle sich nicht gemeint, wenn in einem Papier der Linken, das bald nach ihrem Talkshowauftritt veröffentlicht worden war, von "Fake News von Rechten und Coronaleugnern" gesprochen werde, sagte Wagenknecht dem "Spiegel". Sie nehme die Gefahr durch die Pandemie sehr wohl ernst.

"Ich halte es für unverantwortlich, die Gefahren von Covid-19 zu leugnen. Weltweit sind Millionen Menschen daran gestorben", sagte die Linkenpolitikerin dem "Spiegel". Sie weise nur darauf hin, dass der Impfstoff neuartig und schwer einzuschätzen sei.

Dass Wagenknecht beim Thema Impfen Fakten verdreht oder missverständlich darstellt, hatte ihr der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach in der "Anne Will"-Sendung vorgeworfen. Die Linken-Politikerin hatte behauptet, dass Geimpfte nur sich selbst schützen, weil die Viruslast bei infizierten Geimpften genauso hoch sei wie bei Ungeimpften. Folglich würden sie das Virus ebenso weitergeben.

Lauterbach bezeichnete Wagenknechts Aussage als falsch. In den ersten sechs Monaten nach der Immunisierung hätten Geimpfte ein sehr viel geringeres Risiko, sich überhaupt zu infizieren. Im Falle eines Impfdurchbruchs sei die Viruslast zwar ähnlich hoch, "aber diese Viren sind nicht so lebendig, also weniger ansteckend", erklärte Lauterbach.

Außerdem sei die Person nur drei statt sieben Tage infektiös. Das alles mache einen großen Unterschied. „Sie schützen nicht nur sich, sondern auch andere“, sagte Lauterbach.

"Ignoranz von Fakten"

In einem Gastbeitrag für die "Welt", der am Freitag erschien, wiederholte Wagenknecht nun ihre Aussage. "Eine höhere Impfquote unter Jugendlichen oder gesunden Mittvierzigern wird weder die Intensivstationen entlasten noch die Verbreitung des Virus hemmen", schreibt sie. Auch Geimpfte würden sich infizieren und das Virus weitergeben. Schon vier bis fünf Monate nach der Impfung würden sich Geimpfte in dieser Hinsicht kaum mehr von Ungeimpften unterscheiden.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt Auffrischimpfungen frühstens sechs Monate nach der letzten Immunisierung, weil der Schutz dann nachlasse.

In ihrer Partei wurde Wagenknecht für ihren Gastbeitrag in der Welt heftig kritisiert. "Also ich finde, wenn eine Person haargenau die gleichen Positionen wie die AfD vertritt, sollte sie sich der Partei auch anschließen und der Linken den Rücken kehren. Es reicht!", schrieb Linken-Vorstandsmitglied Maximilian Becker auf Twitter. Die stellvertretende Parteivorsitzenden Martina Renner stimmte Becker "voll und ganz" zu und warf Wagenknecht eine "Ignoranz von Fakten" vor.

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