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 Feet of little girl wearing rubber boots jumping over small puddle model released Symbolfoto FLLF00518

© IMAGO/Westend61

„Pfützen als Zugang zur Welt“ : Ein Spaziergang durch Berlins Wasserlachen

Mirja Busch beschäftigt sich seit Jahren mit Pfützen und findet: Die verraten viel über ihre Umwelt. Sie lädt zur Erkundungstour rund um den Moritzplatz ein.

Pfützen sind alltäglich und banal. Wir schenken ihnen entsprechend wenig Aufmerksamkeit – und wenn doch, dann meistens nur, weil sie uns stören, sie den Weg blockieren oder unsere Füße ihretwegen nass werden. Dabei lohnt es sich, mal genauer hinzuschauen, findet Mirja Busch. Die Künstlerin beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit den kleinen Gewässern.

„Ich nutze Pfützen als Zugang zur Welt“, sagt Busch. Sie weiß, dass Pfützen unterschiedliche Beschaffenheit haben können, dass sie je nach Zustand ihrer Umwelt auch unterschiedlich aussehen. Pfützen können groß und tief sein, sie können flach sein, sie können abenteuerliche Formen beschreiben. Nach Starkregen bilden sie Pfützennester, in ihnen sammeln sich Zigarettenstummel oder alte Bahntickets.

Pfützen können durch Fahrräder oder Sohlen davongetragen werden, sie können austrocknen und sind flüchtig. Sie unterscheiden sich, je nachdem, ob sie vor einem Krankenhaus, neben einer Kita, ob sie auf dem Land oder in der Stadt vorkommen.

All das hat Busch untersucht, in Berlin, in London und in Litauen. Stets hat sie ihre Kamera dabei und fotografiert die Wasserlachen oder Spuren von ihnen. Manchmal nimmt sie sogar Wasserproben.

Pfützen, Klimawandel und Gentrifizierung

Jenseits dieser Beobachtungen kann man an Pfützen aber auch globale und ökonomische Entwicklungen ablesen: Der Klimawandel und die damit einhergehende Trockenheit etwa sorgen dafür, dass es weniger Pfützen gibt.

Die Gentrifizierung wirkt ähnlich: Wenn alle Gehwege und Straßen saniert und glattgezogen sind, finden Pfützen keine Orte mehr. „Ich habe mal die Brunnenstraße genauer nach ihren Pfützen untersucht, das war eher langweilig,“ sagt Busch.

Spannender ist es, dorthin zu schauen, wo Pfützen sich tatsächlich bilden können: in Schlaglöchern, flachen Vertiefungen im Bordstein oder sogar auf Baustellen. Als guten Ort für Pfützenschau hat Busch den Moritzplatz auserkoren. „Das ist ja eher ein Areal, an dem man sich sonst nicht lange aufhält,“ erklärt sie.

Der Moritzplatz ist ein Ort des Transits: Umsteigen, mit dem Rad oder Auto durch den großen Kreisel fahren, mehr macht man hier selten. Mirja Busch hat genau hier einen Pfützenspaziergang entwickelt. Drei Monate lang hat sie sich in den Straßen rund um den Platz aufgehalten.

Ein künstlerischer Spaziergang macht Pfützen sichtbar

Sie hat dokumentiert, wie sich die Pfützen Richtung Ritterstraße und Kottbusser Tor entwickeln, wo viel gebaut und erneuert wird. Sie hat wahrgenommen, wie divers dieser Ort ist, und wie das natürlich auch an den Pfützen zu erkennen ist.

Aus ihren Eindrücken hat Mirja Busch einen künstlerischen Spaziergang konzipiert, der, wie sie erklärt, „ausgewählte Pfützen rund um den Berliner Moritzplatz sichtbar, besuchbar und erlebbar macht – auch im trockenen Zustand.“

An diesem sogenannten „Puddle Walk“, also Pfützenspaziergang, können Interessierte und Neugierige an zwei Terminen teilnehmen: Am Freitag den 21. Oktober ab 16 Uhr und am Sonntag, den 6. November ab 14.30 Uhr. Als begleitende Gäste kommen jeweils Laura Tams, Doktorandin am Institut für Ökologie, und Dr. Thomas Nehls, Geoökologe am Institut für Ökologie, beide von der TU Berlin, mit.

Künstlerin Mirja Busch beschäftigt sich neben Pfützen mit Flüchtigkeit und experimentiert gerne.

© Privat / Mirja Busch

Beim Pfützenspaziergang wird also nicht nur betrachtet und entdeckt, die Teilnehmer:innen werden auch in die Pfützenforschung und -terminologie eingeführt. Der Spaziergang ermöglicht so einen Perspektivwechsel: Man betrachtet die Stadt vom kleinsten Gewässer aus.

Die meisten Teilnehmer:innen des Pfützenspaziergangs sind überrascht: „Viele sagen, dass sie gewisse Dinge so tatsächlich noch nie gesehen haben,“ erzählt Busch. Sie fügt lachend hinzu: „Viele sagen mir danach aber auch, dass sie von nun an immer an mich denken werden, wenn sie eine Pfütze sehen.“

Die Dauer des Spaziergangs beträgt etwa 90 Minuten und erstreckt sich über zwei Kilometer, die Teilnehmerzahl ist auf fünfzehn Personen begrenzt. Anmelden kann man sich hier: fotini.mavromati@uba.de, Telefon: 0340/2103-2318, der Spaziergang findet natürlich auch bei Regen statt.

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