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Erinnerung wachhalten:  In Yad Vashem erinnern Gedenktafeln an jüdische Gemeinden in Deutschland, die während des Nationalsozialismus ausgelöscht wurden.

© imago

Holocaust-Gedenktag: Bleibende Mahnung, auch für das Land der Täter

Wenn die Sonne sinkt und die Kälte kommt erinnert Israel an die Opfer des Holocaust. Sich selber und auch das Land der Täter.

Eine Kolumne von Stephan-Andreas Casdorff

Der Gedenktag für die Märtyrer und Helden des Holocaust, hebräisch Yom Hashoah, dient dazu, an die sechs Millionen Juden zu erinnern, die im Holocaust ermordet wurden. Besonders erinnert in Israel, aber zugleich darüber hinaus. Es ist ein überaus würdevoller Tag, der nach jüdischer Tradition bei Sonnenuntergang beginnt und am Abend des darauffolgenden Tages endet.

Auch in Deutschland wird der Ermordeten gedacht, so an diesem Dienstagvormittag mit Israels Botschafter Ron Prosor im KZ Sachsenhausen in Oranienburg. Prosor, der Deutsch spricht und deutsche Vorfahren hat.

Und so würdevoll das Gedenken – so mahnend bleibt es. In Israel werden Holocaust-Überlebende zur feierlichen Zeremonie in der Gedenkstätte Yad Vaschem in Jerusalem gebeten, um für die sechs Millionen Opfer sechs Fackeln anzuzünden. Die höchsten Repräsentanten halten auf dem Berg der Erinnerung in bitterer Kälte mehr als 800 Meter über dem Meeresspiegel eine Rede vor den Gästen, vor Überlebenden mit Kindern und Enkeln, und Besuchern aus der ganzen Welt.

Am folgenden Tag treffen sich in der Gedenkstätte Jugendverbände, Soldaten der israelischen Armee, internationale Delegationen, Journalisten. Und am Platz, wo an die Toten des Warschauer Ghettos erinnert wird, legen Würdenträger vieler Institutionen zu Füßen der sechs Fackeln Kränze nieder.

Das Gedenken als Mahnung, das bedeutet: als dringende Aufforderung zu Wachsamkeit und, vor allem, entsprechendem Handeln, in Israel wie überall auf der Welt. Denn Antisemitismus ist nicht besiegt. Er bleibt traurig aktuell. Auch in Deutschland, dem Land der Täter.

In Brandenburg, wo es der Kampf dagegen inzwischen in die Verfassung geschafft hat, ist immer noch kein:e Antisemitismusbeauftragte:r benannt. Bald ein Jahr nach dem Beschluss im Landtag. Dabei drängt die Zeit: wegen der vielen antisemitischen Taten und wegen des notwendig aufzubauenden staatlichen wie zivilgesellschaftlichen Engagements, von der Schule bis hin zu den Parteien. Botschafter Prosor in Person ist in dem Sinne eine lebende Mahnung.

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