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My BERLIN: Al Qaida arbeitet Hand in Hand mit der FDP

Roger Boyes von "The Times" über die Terrorgefahr in Deutschland

Es ist schwer, August Hanning zu sein. Und ich meine nicht den Kampf, sich mit einer BND-Pension und einem Staatssekretärsgehalt über Wasser halten zu müssen. Nein, das Dilemma besteht vielmehr darin: Warnt der oberste Sicherheitsfachmann die Deutschen nicht vor den Gefahren des Terrorismus, wirkt er wie ein Versager, wenn etwas passiert. Redet er von einem konkreten Bedrohungsszenario, gilt er als Panikmacher. Und warnt er zwischen den Zeilen, dann klingt er wie unsere eigene Mutter, wie ein ewiger Nörgler. Nun hat Hanning – ein ehemaliger Referent in der Finanzverwaltung von Nordrhein-Westfalen, eine der klassischen Karrierestationen eines Spitzenspions in Deutschland – seine bisher deutlichste Warnung ausgesprochen: Al Qaida wolle, sagte er, die Bundestagswahlen im September beeinflussen.

Sie und ich wissen, als mündige Bürger, dass der einzige Weg, die Wahlen wirklich zu beeinflussen und die Rückkehr der halb so großen Koalition zu verhindern, der einzige Weg, das rhetorische Gedröhne zu beenden, das inzwischen wie die festgefahrene Nadel eines Plattenspielers klingt, ist, FDP zu wählen. (Jetzt ist es raus. Ich hätte nie gedacht, dass ich diese Worte je schreiben würde.)

Und damit kommen wir zu der interessanten Frage: Was weiß Herr Hanning wirklich? Hat Al Qaida die FDP unterwandert? Unterhalten sie gemeinsame Trainingslager? Gibt es einen islamistischen Plan, unser Steuersystem zu zerstören? Die Antwort lautet: ja. Ein höherer BKA-Mitarbeiter ließ erkennen, ohne seine Quelle preiszugeben, was abläuft, als er der „Bild am Sonntag“ sagte, dass die Fundamentalisten besonders aktiv am Niederrhein seien. Und schon passen die Puzzlestücke zusammen. Kommt Guido Westerwelle nicht aus Bonn? Nicht zu vergessen den verstorbenen Jürgen Möllemann und die Düsseldorf-Verbindung. Das Rheinland ist ein Nest des Aufstands.

Lassen Sie uns das Beweis material sichten: Politischer Widerstand äußert sich immer häufiger dadurch, dass Schuhe fliegen. George W. Bush hat zum ersten Mal in seiner Karriere schnelle Reflexe bewiesen und Herrn Wen aus China flog vergangene Woche in Cambridge das Stück Schuhwerk eines protibetischen deutschen Studenten entgegen. Ein Schuhwurf ist nicht nur Ausdruck von Verachtung; ein Schuh ist eine Ersatzwaffe. Damit sagt man: Wenn das eine Granate gewesen wäre, dann wärst du jetzt tot. Hier ist die ideologische Verbindung zu dem bekannten Schuhbomber, Richard Reid, der Sprengstoff in seinen Salamandern versteckt hatte, um ein Flugzeug in die Luft zu sprengen. Schuhe sind die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Und wer hat das Prinzip als Erster erkannt? Guido Westerwelle, der die Nation schockierte, indem er während einer Fernsehtalkshow die Zahl 18 auf seinen Schuhsohlen trug. Die FDP ist diesem Ziel inzwischen erstaunlich nah.

Und es gibt noch eine Merkwürdigkeit in dem dunklen Gestrüpp der Sicherheitsorganisationen: Der Verfassungsschutz hat den lokalen Polizeidienststellen nahe gelegt, besonders aufmerksam bei „Konvertiten“ zu sein. Diese sind angeblich die gefährlichste Gruppierung in unserer Gesellschaft. Bei ihnen ist die Wahrscheinlichkeit am größten, wird behauptet, vor der Wahl noch in Aktion zu treten. Wer naiv ist, hält das für einen Hinweis auf die deutschen Konvertiten zum Islam. In Wahrheit sind diese Menschen bis auf ein paar Ausnahmen völlig harmlose Jugendliche mit der Leidenschaft für Vogelnestbärte. Die Konvertiten jedoch, die eine ernsthafte Gefahr für die große Koalition darstellen, sind die rasierten Fanatiker, die gerade von der Christlich-Demokratischen Union zu den Freien Demokraten abwandern. Das ist die wirklich besorgniserregende Entwicklung.

Ein erfahrener investigativer Journalist schenkt den Berichten von BND und Verfassungsschutz natürlich nicht blind Glauben. Er gräbt die Fakten aus. Ein Reise ins Rheinland war also nötig: Ich hatte dort einmal gelebt, bevor die Bundestagskantine nach Berlin umzog. Es hat sich verändert: Die Rheinländer sind reicher geworden, arroganter. Das perfekte Rekrutierungsgebiet in anderen Worten für die Jungen Liberalen, den militanten Jugendflügel dieser neuen Terrorgruppe. Und was fand ich heraus? Der Schützenverein in meinem alten Bonner Kiez, einst eine CDU-Bastion, war in den Händen von Freidemokraten: Sie leiten dort das Karnevalkomitee. Ja, irgendetwas Beunruhigendes wird bei dieser Wahl geschehen.

Aus dem Englischen übersetzt von Moritz Schuller.

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