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Holly Hyun Choe dirigiert an der Komischen Oper „Zu neuen Ufern“.

© Nile Scott

„Zu neuen Ufern“ in der Komischen Oper: Frauensache

Holly Hyun Choe dirigiert in der Komischen Oper. Auf dem Programm: der „weibliche Beethoven“.

Der „weibliche Beethoven“ wurde sie genannt und viel gefeiert im 19. Jahrhundert. Ihre Vita passt zu dem Motto, mit dem das Orchester der Komischen Oper in seine sinfonische Spielzeit startet: „Zu neuen Ufern“, Vergessenes entdecken, Zukunft gestalten.

Die Apothekerstochter Emilie Mayer, 1812 im mecklenburgischen Friedland geboren, studiert bei Carl Loewe und geht nach Berlin, um sich weiterzubilden. Sie ist mutig, wird selbständige Komponistin. 1850 lädt sie ins Schauspielhaus am Gendarmenmarkt mit einem „Concertprogramm ganz von weiblicher Hand“. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist sie vergessen, Riemanns Musiklexikon kümmert sich nicht um sie.

In „weiblicher Hand“ liegen auch Leitung und Solopart des Konzerts in der Komischen Oper. Dirigentin Holly Hyun Choe aus Südkorea hat erst kürzlich ihr Studium in Zürich beendet, bringt aber schon Orchestererfahrung mit, so als Assistentin von Paavo Järvi. Die Zeichen stehen dafür, dass die Zeit der Dirigentinnen gekommen ist.

Das Werk von Emilie Mayer ist eine „Faust-Ouvertüre“, die nach Mädchenmusik klingt. Denn sie passt mit melancholischem Streichergesang und Tänzeln eher zu Gretchen als zu ihrem Freund mit dem Teufelspakt. Einen gewissen Störfaktor, der den Blick auf die Violinen total versperrt, stellt auf der Bühne das riesige Instrumentarium des Schlagwerks dar.

Als es aber zum Einsatz kommt, verhilft es der polnischen Perkussionistin Marianna Bednarska zu großem Beifall. Sie spielt „Incantations“ von dem Finnen Einojuhani Rautavaara, der sich in vielen Stilen des 20. Jahrhunderts auskennt. Das Werk beginnt ein bisschen schräg zwischen Schlagzeug und Orchester, um das Vibraphon zum „Espressiv“" und das Ganze zu rauschender Kadenz zu führen.

„Zu neuen Ufern“ führt die Wahl der Siebten Beethovens nicht. Aber die Interpretation von Holly Hyun Choe nimmt für sich ein. Sie beginnt vorsichtig, ohne die langsame Einleitung zu belasten. Im Vivace und folgendem erreicht sie hohe Energie und Schattierungen, die kammermusikalische Intimität aufweisen. Das Orchester folgt ihr glänzend disponiert, getragen von der Pauke als klingendem Grund.

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