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Frühere Aussagen von ihr seien zum Teil falsch interpretiert worden, sagt die 51-jährige Sopranistin Anna Netrebko.

© dpa/Armin Weigel

Wo Anna Netrebko auftritt  – und wo nicht : Berlin ja, Prag nein

In Prag wurde jetzt ein Konzert mit Anna Netrebko gecancelt, in der Staatsoper Unter den Linden singt sie im September Verdi. Über den komplizierten Fall der russischen Operndiva und ihre umstrittene Putin-Nähe.

Am 15. September wird sie wieder in der Staatsoper Unter den Linden erwartet, als Lady Macbeth in Harry Kupfers „Macbeth“-Inszenierung. „Anna Netrebko ist eine große Künstlerin“, hatte Intendant Matthias Schulz ihre Rückkehr an die Lindenoper im Frühjahr begründet. Und dass sie sich jetzt klar positioniert habe.

Wegen ihrer Nähe zu Russlands Präsident Putin bleibt Netrebko jedoch umstritten. Ein für Mitte Oktober in Prag geplantes Konzert mit dem Opernstar im dortigen Smetana-Saal wurde deshalb jetzt abgesagt. Einvernehmlich, wie die Prager Stadtverwaltung und Netrebkos Management mitteilten.

Der Prager Vizebürgermeister Jiri Pospisil hatte eine Zu- oder Absage von der Zustimmung der ukrainischen Botschaft abhängig gemacht, da Netrebko auf einer ukrainischen Sanktionsliste stehe. Diese hat sich nun gegen einen Auftritt ausgesprochen.

Je näher der Auftrittsort an den Grenzen zur Ukraine liegt, desto wahrscheinlicher ein Netrebko-Boykott? Der Fall der weltweit gefeierten, in Österreich lebenden russischen Star-Sopranistin ist kompliziert. Ende März 2022 hatte sie, nach zunächst verhaltenen Äußerungen zur russischen Invasion in der Ukraine, den Krieg „ausdrücklich“ verurteilt und bedauert, dass frühere Handlungen und Aussagen zum Teil falsch interpretiert werden konnten.

Putin habe sie in ihrem Leben nur einige Male getroffen, betonte sie. Und sie wiederholte, dass sie ihr Heimatland Russland liebe und durch ihre Kunst „ausschließlich Frieden und Einigkeit“ anstrebe.

Den einen gilt die 51-Jährige als nicht Russland-kritisch genug. Die New Yorker Met hat die Zusammenarbeit mit Netrebko eingestellt, weshalb sie Anfang August nun vor Gericht zog und 360.000 Dollar Schadenersatz fordert. Aber auch in Russland ist sie in Ungnade gefallen, auch dort wird sie zurzeit nicht engagiert.

Anderswo wird Netrebko (nach einer kurzen Auftrittspause im Frühjahr 2022) längst wieder gefeiert, ob in Wien oder, von „No Netrebko“-Protesten begleitet, in Wiesbaden, in Verona oder Buenos Aires. Neben der Lindenoper stehen in der kommenden Saison unter anderem die Mailänder Scala und die Pariser Opéra in ihrem Kalender.

Die Frage, ob sie eine unpolitische Person ist, war schon vor dem Krieg kontrovers diskutiert worden. Anna Netrebko hatte 2012 für Putins Wiederwahl geworben, 2015 vor laufenden TV-Kameras einem Separatistenführer eine Spende für die Oper in Donezk überreicht und im September 2021 ihren 50. Geburtstag mit einer Gala im Kreml-Palast gefeiert. (mit dpa)  

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