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Die russische Starsopranistin Anna Netrebko tritt wieder im Westen auf.

© REUTERS

Rückkehr einer Diva: Anna Netrebko tritt wieder im Westen auf

Nicht in Berlin, aber in Regensburg, Köln, Stuttgart und Hamburg. Anna Netrebko startet eine Deutschlandtournee.

Die Berliner Staatsoper steht dazu, Anna Netrebko keine Bühne zu bieten. Die Starsopranistin hätte ursprünglich ab dem 18. Juni Unter den Linden die Titelpartie in der neuen „Turandot“-Produktion singen sollen. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine war sie vom Staatsopernintendanten Matthias Schulz aufgefordert worden, sich eindeutig gegen Putin zu positionieren – weil sie das nicht tun konnte oder wollte, sagte sie daraufhin das Engagement ab. Auch ihre Teilnahme an einer New Yorker „Turandot“ zog die Sängerin damals zurück. Der Intendant der Metropolitan Opera, Peter Gelb, cancelte später sämtliche Vereinbarungen mit der Sängerin für Auftritte in New York bis ins Jahr 2026.

Statt ihrer wird in Berlin nun eine andere russische Künstlerin in der von Zubin Mehta dirigierten und von Philipp Stölzl inszenierten Produktion der Puccini-Oper auftreten, nämlich Elena Pankratova. Netrebkos Ehemann Yusif Eyvazov ist dagegen weiterhin für die Tenor- Rolle des Calaf vorgesehen.

Andere Veranstalter zeigen sich weniger rigide, was die zweideutige politische Haltung Anna Netrebkos betrifft. Die Deutsche Entertainment AG von Peter Schwenkow gab jetzt eine Deutschlandtournee der Diva bekannt. Gemeinsam mit Yusif Eyvazov wird sie zwischen Ende Juli und Anfang September eine Arien- und Duett-Gala in Regensburg, Köln, Stuttgart und Hamburg präsentieren. Auch ein Konzert im slowenischen Ljubljana ist im August geplant. Für 2023 sind Auftritte in Frankfurt, Wien und Malmö angekündigt.

Zuerst hatte Monte Carlo den Bann gebrochen

Den von westlichen Kulturinstitutionen über die Sängerin ausgesprochenen Bann hatte als erste das Opernhaus von Monte Carlo gebrochen. Dort war Anna Netrebko im April kurzfristig für eine erkrankte Kollegin eingesprungen, in einer Inszenierung von Puccinis „Manon Lescaut“. Am Mittwoch dieser Woche betrat sie dann in der Philharmonie de Paris das Podium – und wurde mit prasselndem Applaus empfangen. Nur ein Mann protestierte auf Ukrainisch. Nach dem umjubelten Konzert demonstrierte eine kleine Gruppe vor dem Saal, skandierte „Netrebko Kollaborator“ und hielt Plakate hoch, auf denen „Russian music kills“ zu lesen war.

Die Philharmonie de Paris hatte vor dem umstrittenen Auftritt in einem Communiqué darauf hingewiesen, dass Frau Netrebko derzeit keine Auftritte in Russland absolviere, ja sogar von der Duma zur „Verräterin an ihrem Vaterland“ erklärt worden sei, nachdem sie am 30. März Stellung gegen den Krieg in der Ukraine bezogen habe.

Die Sopranistin selber äußerste sich in einem Interview mit der französischen Tageszeitung „Le Monde“. Sie sagte: „Ich bin kein Mitglied einer politischen Partei und mit keinem Führer Russlands verbündet“, außerdem betonte sie: „Man kann nicht alle meine künftigen Verträge kündigen, weil man denkt, dass ich Putin zu nahe stehe.“

Am Freitag gab Anna Netrebko im Teatro alla Scala in Mailand einen Liederabend. Hier war sie im Frühjahr von der Teilnahme an einer „Adriana Lecouvreur“-Vorstellungsserie entbunden worden.

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