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Baumängel und die Folgen: Wie geht es mit der Berlinischen Galerie weiter?

Das Haus kämpft mit Baumängeln. Vielleicht muss man für längere Zeit schließen. Direktor Thomas Köhler zeigt sich kämpferisch.

Auch wenn die Museen der Stadt als Kontrast zur Sommerhitze neben der Kunst angenehme Kühlung bieten, so bleiben die Besucher dennoch fern. Bei den hohen Temperaturen bewegt sich einfach niemand gern. Das bekommt besonders schmerzlich die Berlinische Galerie zu spüren, die sich von ihrer überraschenden Schließung im Mai durch die Berliner Immobilienmanagement GmbH immer noch erholen muss. Drei Wochen lang war das Haus wegen einer Sicherheitsprüfung am Dach gesperrt. Und das während der Lotte-Laserstein-Ausstellung, die mit 27 000 Besuchern bereits so gut angelaufen war. Die nun erweiterten Öffnungszeiten – täglich 10 bis 18 Uhr, an den letzten fünf Tagen bis zum 12. August sogar bis 20 Uhr – werden den finanziellen Verlust von 190 000 Euro wohl kaum ausgleichen.

Direktor Thomas Köhler, der im März eine Vertragsverlängerung um fünf Jahre erhielt, nimmt es mit gewissem Ingrimm hin und schaut doch lieber nach vorn. Gerade wurde eine Machbarkeitsstudie für einen Erweiterungsbau mit 9000 Quadratmetern erstellt, der auf dem hinteren Parkplatz entstehen soll und das ehemalige Glaslager, in dem sich das Museum befindet, überragen wird. Als Orientierung für die Oberkante dienen die umgebenden Häuser. Im voraussichtlich 62 Millionen Euro teuren Anbau werden Teile der Sammlung, das Depot, die Museumspädagogik und ein Künstleratelier unterkommen. Der Neubau sei nicht nur eine infrastrukturelle Maßnahme, so Köhler, sondern auch ein Versuch, dem Mitte-Sog und der Konzentration am Potsdamer Platz etwas entgegenzusetzen. Humboldt Forum und das geplante Museum der Moderne am Kulturforum könnten von der Berlinischen Galerie Besucher abziehen.

Die Mängel sind allenthalben spürbar

Wie falsch wäre das, denn das Landesmuseum bietet ein attraktives Programm. Nach Laserstein folgt die große Bauhaus-Jubiläumsschau, nächste Ausstellungen sind dem Secessionsmaler Eugen Spiro, der Postmoderne-Architektur im Ost- wie Westteil der Stadt sowie Edvard Munchs Wirken in Berlin gewidmet. Für die internationalen Leihgaben aber muss das Museum ertüchtigt sein, die Mängel des 2004 für gerade einmal 20 Millionen Euro zum Ausstellungshaus umgerüsteten Funktionsbaus sind allenthalben spürbar. „Die Billignummer rechnet sich nicht“, sagt Köhler, der bei Beleuchtung, Klimaanlage, Einbruchssicherung sowie auf dem energetischen Sektor Nachholbedarf sieht. Die Untersuchungen der Berliner Immobiliengesellschaft am Gebäude dauern noch an. Ob die fällige Generalüberholung bei laufendem Betrieb möglich ist oder das Haus geschlossen werden muss, steht noch in den Sternen. Nur eins ist für Direktor Köhler gewiss: Von der Bildfläche verschwinden, wie es der Berlinischen Galerie sechs Jahre lang widerfuhr, als sie 1998 den Gropius Bau räumen musste und noch kein neues Quartier besaß – das kommt für ihn nicht infrage. Ein Masterplan muss her.

Akuter Handlungsbedarf besteht beim Depot. Die Berlinische Galerie unterhält im Ullstein-Haus ein Lager, die Kündigungsfrist beträgt sechs Monate. Das Risiko sei zu hoch, so Köhler. Die Suche nach einer Alternative gestaltet sich jedoch schwierig, denn das Land hat in den letzten Jahren viele Immobilien verkauft, die dafür infrage kämen. Doch gute Nachrichten gibt es auch. Im Haushalt 2020/21 sind für das Landesmuseum Programmmittel in Höhe von 250 000 Euro eingestellt. Davon lässt sich eine Ausstellung im Jahr stemmen – ohne die leidige Suche nach Sponsoren. Bei Lotte Laserstein mussten für den Bildertransport noch im letzten Moment Spenden akquiriert werden.

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