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Fassadenwerk. Die Museumsfront zur Philharmonie hin.

© Herzog de Meuron / SPK

Weniger Stahl und Co2-Verbrauch: Das Museum des 20. Jahrhunderts nimmt Form an – und verändert sich

Das Architekturbüro Herzog de Meuron hat die Pandemie für Detailanpassungen am Bau genutzt. Auch, weil es Beschwerden gab.

Das Museum des 20. Jahrhunderts nimmt Formen an. Während am Kulturforum die Erdberge wachsen, für das Fundament alles vorbereitet wird, geht es mit der Planung voran. Das Architekturbüro Herzog de Meuron hat die Zeit der Pandemie genutzt, um Details in der Gestaltung auszuarbeiten.

Zusammen mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz präsentierten Jacques Herzog und sein Seniorpartner Ascan Mergenthaler weitere Entwicklungen etwa bei der Fassade. Inzwischen erweist sie sich als reizvoller, nicht mehr nur als vorgehängte Backstein-Lochgardine wie in den ersten Entwürfen.

So versprach Herzog eine „textile Weichheit“ des Materials, für den Brand des Backsteins wurde ein eigenes Verfahren entwickelt. Ein schräges Fenster an der Potsdamer Straße erlaubt Einblicke in den Beuys-Raum. Insbesondere die durchfensterte Front am Scharoun-Platz verspricht attraktiv zu werden.

Geradezu charmant wirkt die Umrundung der geschützten Platane auf der Westseite, vom Café im Obergeschoss aus wird man darauf herabschauen können.

Unbefriedigend bleibt jedoch die Gestaltung Richtung Nationalgalerie, sie wirkt wie die lieblose Hinterseite. Der erhöhte Sockel des Mies van der Rohe-Baus sowie die Straße dazwischen lassen offensichtlich keinen Spielraum für mehr – ausgerechnet beim direkten Nebeneinander von Architekturikone und Neubau hapert es.

Baumhof auf der Westseite. Am Platanenhof befinden sich der Shop und das Restaurant des Museums sowie im Außenbereich ein Terrassendeck für das Restaurant und zum allgemeinen Aufenthalt.
Baumhof auf der Westseite. Am Platanenhof befinden sich der Shop und das Restaurant des Museums sowie im Außenbereich ein Terrassendeck für das Restaurant und zum allgemeinen Aufenthalt.

© Herzog de Meuron / SPK

Beschwerden des Bundesrechnungshofes, Einwände der Denkmalpflege wurden berücksichtigt: Der Bau ist schlanker geworden, es werden weniger Stahl und Beton verbaut, der CO2-Ausstoß verringert sich um 380 Tonnen pro Jahr. Mergenthaler gestand ein, dass Nachhaltigkeit und beste Bedingungen für die Kunst nicht leicht miteinander zu vereinbaren seien. Ob die große, sich spiegelnde Glasscheibe über dem Westeingang die Nationalgalerie überragt, wusste er erstaunlicherweise nicht zu sagen.

Nur so viel: Die St. Matthäus Kirche sei höher. Jedes Gebäude am Kulturforum solle sein Selbstbewusstsein behalten, keines das andere übertrumpfen, sprang Herzog ihm bei. Mit der Fertigstellung des Baus wird bis 2026 gerechnet, die Kosten haben sich seit den Berechnungen 2019 mit 353 Millionen Euro nicht mehr erhöht.

Das Kupferstichkabinett bringt rund 25 000 Werke ein

Joachim Jäger, Leiter der Neuen Nationalgalerie, legte das Ausstellungskonzept im Inneren dar, die vier thematischen Stränge Ost und West, Körper und Rollenbilder, Krieg und Vernichtung, Architektur und Urbanität. Weitere Player sind Kupferstichkabinett und Kunstbibliothek mit eigenen Sälen. Das Kupferstichkabinett bringt rund 25 000 Werke ein, Zeichnung und Grafik seien eine wichtige Ausdrucksform des 20. Jahrhunderts, betonte Leiterin Dagmar Korbacher.

Moritz Wullen kündigte für die Kunstbibliothek Dialoge zwischen Indoor- und Outdoor- Kunst an, wozu er Mode, Architektur, Plakate, Fotografie rechnet, betonte allerdings sogleich die Notwendigkeit eines entsprechenden Veranstaltungs- und Ausstellungsetats. Hinter den noch nicht erbauten Fassaden wird offensichtlich schon ums Geld gerungen.

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