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Unmenschlicher Drill? Das muss jetzt an der Staatlichen Ballettschule geklärt werden.

© images /Steinach/Imago

Vorwürfe gegen Berliner Ballettschule: Zu viel Drill, zu viel Leistung verlangt?

Über Jahre sollen Schülerinnen und Schüler an der Staatlichen Ballettschule gelitten haben. Nun wird eine Untersuchungskommission eingesetzt.

Nach anonymen Vorwürfen gegen die Staatliche Ballettschule Berlin hat Bildungssenatorin Sandra Scheeres nun eine Kommission eingesetzt. Untersucht werden soll, ob das seelische und körperliche Wohl von Schülerinnen und Schülern der Ballettschule unzureichend geschützt wurde.

Die Leiterin der Kommission ist Hannelore Trageser, eine erfahrene Schulentwicklerin und Konfliktmanagerin. Bis 2007 leitete sie selbst die Staatliche Ballettschule. Seitdem steht der Tanzhistoriker und Publizist Ralf Stabel an der Spitze der Schule. Dem Tagesspiegel sagte er am Donnerstag: „Für unsere Schule hat der Kinder- und Jugendschutz einen sehr hohen Stellenwert."

Die Schule setzt sich deshalb intensiv mit den anonym vorgebrachten Vorwürfen auseinander. Sie wird mit der von der Bildungssenatorin eingesetzten Kommission zusammenarbeiten und dort Auskunft geben. Gerne gehe ich auch Hinweisen nach, die nicht anonym zu mir gelangen.“

Anonyme Anschuldigungen

Laut „RBB24 Recherche“ klagen Schülerinnen und Schüler über „Drill, Leistungsdruck, unverhältnismäßigen Lehrmethoden, möglicherweise Verstößen gegen Jugendschutzregeln“. Kürzlich wurden aus der Ballettakademie der Wiener Staatsoper ähnliche Vorwürfe bekannt.

[Ihr Bezirk, Ihre Schule: Schulthemen greifen wir in unseren Tagesspiegel-Newslettern für die 12 Berliner Bezirke auf - hier ein Interview aus Wedding: "Die Schule ist ein sehr hierarchischer Ort". Ein neues Projekt soll Lehrer, Schüler und Eltern für Diskriminierung sensibilisieren - hier die Nachricht dazu aus dem Newsletter für Berlin-Mitte. Alle 12 Tagesspiegel-Newsletter gibt es kostenlos und in voller Länge hier: leute.tagesspiegel.de]

Die Vorwürfe, über die der RBB berichtet, wurden nach Auskunft des Senats im September über das Internet bekannt. Anfang Januar ging in der Verwaltung wiederum anonym ein Dossier mit Beschuldigungen ohne Quellen ein. Die Senatsverwaltung hat darauf eine Stellungnahme der Schulleitung verlangt und Gespräche mit Lehrkräften geführt.

Die Staatliche Ballettschule und Schule für Artistik Berlin in Prenzlauer Berg geht auf eine DDR-Gründung im Jahr 1951 zurück. Tanz und Artistik wurden nach der Wende zusammengelegt. Den Neubau an der Erich-Weinert-Straße realisierte 2012 das Architekturbüro von Gerkan, Marg und Partner.

Die Belastung ist höher als an normalen Schulen

Die Ausbildung zum Ballett-Tänzer ist sehr hart und erfordert Disziplin, vergleichbar dem Hochleistungssport. Die Schülerinnen und Schüler durchlaufen ein anspruchsvolles Auswahlverfahren und kommen aus Süd- und Osteuropa, Nord- und Südamerika und ganz Deutschland. Die Ausbildung an der Berliner Schule beginnt mit der 5. Klasse und geht bis zum Realschulabschluss oder Abitur, später auch bis zum Bachelor.

Für die meisten, die die Aufnahme geschafft haben, ist es das Ziel, Mitglied in einem internationalen Tanzensemble zu werden. Dafür trainieren sie täglich mehrere Stunden und gehen außerdem dem normalen Schulbetrieb nach. Auch in den Ferien bleiben sie bei der Stange. Die Belastung ist naturgemäß höher als an normalen Schulen.

Senatorin Scheeres gründete 2017 das Landesjugendballett an der Staatlichen Ballettschule. Dazu erklärte sie: „Bühnenerfahrung ist der entscheidende Schlüssel für einen erfolgreichen Berufseinstieg. Das Landesjugendballett soll Auftrittsgelegenheiten schaffen.“ Die jungen Tänzerinnen und Tänzer sollen auf höchstem Niveau ihr Können bundesweit und international präsentieren.

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