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Längst nicht jedes relevante Thema schafft es in die Medien.

© dpa/Weronika Peneshko

Vernachlässigte Nachrichten 2024: Was es zu selten in die Medien schafft

Ein Umwelt-Wundermittel mit sperrigem Namen und die komplexen Gefahren der digitalen Welt sind diesmal die Themen, die nach Meinung der Initiative Nachrichtenaufklärung zu geringe Medienresonanz haben.

Wenn Böden, die mit Schwermetallen verunreinigt wurden, mithilfe von Pflanzen kostengünstig gereinigt werden können, ist das eine tolle Sache. Weil die Medien darüber aber kaum berichten, hat die Initiative Nachrichtenaufklärung (INA) in Kooperation mit dem Deutschlandfunk dieses Thema auf den ersten Platz der „Vergessenen Nachrichten 2024“ gesetzt. Nicht zuletzt, um diesem konstruktiven Thema zu mehr Öffentlichkeit zu verhelfen.

Während möglicherweise der etwas sperrige Name dieses wissenschaftlichen Themas die schwache Medienresonanz erklärt, ist es bei den beiden nächsten Themen, die auf einer Pressekonferenz am Donnerstag vorgestellt wurden, schwieriger nachvollziehen, warum darüber seltener berichtet wird.

Auf Top 2 der Liste brachte es die Monopolstellung der zumeist US-amerikanischen Tech-Plattformen, die anderen Internetangeboten auch deutscher Medien die Aufmerksamkeit rauben. Dabei sei der Missstand durch empirische Untersuchungen belegt. Dies sei demokratiegefährdend und müsse dringend stärker diskutiert werden.

Den dritten Platz der vernachlässigten Nachrichten belegt die Darstellung von umstrittenen Landesgrenzen in Google Maps. Je nachdem, in welchem Land man sich befindet, werden die Grenzziehungen zwischen Taiwan/China, Kaschmir/Indien oder der von Russland annektierten Krim anders dargestellt. Google erklärt das mit dem Versuch, bestmöglich die Wahrheit zu zeigen. Auch darüber werde zu selten berichtet.

Von Großthemen verdrängt

Komplexe Themen wie diese werden insbesondere durch Großthemen wie Corona, Ukraine und Nahost, aber auch wegen unzureichender Ressourcen in den Redaktionen, der Reichweitenlogik der digitalen Plattformen und dem verstärkten Aktualitätsdruck verdrängt, sagte Deutschlandfunk-Nachrichtenchef Marco Bertolaso bei der Vorstellung der Liste für 2024.

Die Initiative Nachrichtenaufklärung gibt es laut Hektor Haarkötter, INA-Vorsitzender und Professor für politische Kommunikation an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, bereits seit 1997. Vorschläge können von jedermann via INA-Webseite und Mail eingereicht werden, sie werden durch studentische Recherchen geprüft. Eine Jury aus Wissenschaftlern und Journalisten kürt dann die Top Ten.

Weitere vernachlässigte Themen sind in diesem Jahr tödliche Schlaglöcher, die Fahrradfahrern zum Verhängnis werden, oder die Tropenkrankheit Noma, an der jährlich zehntausende Kinder sterben. Aber auch über die Doppelbelastung von Kindern in migrantischen Familien zwischen Schule und Bürokratie und die hohe Zahl von Selbstmorden in der Landwirtschaft werde zu wenig berichtet.

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