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© Berlinale

Tag 8 bei der Berlinale: Menschen kacken mehr als Katzen

Auf dem Festival laufen eine Menge Tierfilme. Steht die Welt leichter auf vier Beinen? Und was verbindet E.T. mit einer Kuckucksuhr?

Eine Kolumne von Robert Ide

Eine Katze trägt den Namen Kuh. Damit ist über diesen Film eigentlich alles gesagt.

Früher bin ich nie bei der Berlinale eingeschlafen. Bisher hab ich mir noch jedes tonlose Drama in isländischen Gesteinsgeröll-Landschaften bis zum Ende angesehen. Meist war dann plötzlich Schluss, als ich gar nicht mehr damit gerechnet habe. Aber jetzt gerade, inmitten dieses schleichenden Films „Gokogu no Neko“ über ein Dutzend Straßenkatzen in einem japanischen Schrein, gönne ich mir ein Gähnen. Und frage mich: Komme ich jetzt in das Alter für Mittagsschlaf?

Die Berlinale als Fußabtreter

Es ist ja nicht so, dass man am Potsdamer Platz tagsüber nichts erleben kann. In einem Deutschland-Laden gibt es neben Kuckucksuhren aus dem Schwarzwald auch E.T. als Kuscheltier. Daneben ein Shop für Spirituosen. Beim Träumen unter Sternen sind wir hagelvoll, bis der Kuckuck ruft.

Als ich wieder aufwache, diskutieren sie im Film über Katzenkacke. „Wer Katzen füttert, soll die Kacke wegräumen“, sagt ein Mann. „Menschen machen mehr Kacke als Katzen“, sagt eine Frau. Da hat sie wohl recht.

Auf den Berlinale-Klos warnen sie auch vor Keimen: „Mehr Bakterien als in Toiletten gibt es auf Handybildschirmen.“ An der Berlinale-App kann’s nicht liegen. Die wurde wegen des zu großen Erfolgs eingestellt. Dafür haben sie beim Merch jetzt einen Berlinale-Fußabtreter im Angebot, der an einen roten Teppich erinnern soll, aber sicher schnell dem abgelatschten „Boulevard der Stars“ am Potsdamer Platz ähnelt. Immerhin trägt so keiner mehr die Kacke seiner Katze in eine andere Wohnung.

Im Berlinale-Programm versteckt sich ein Nilpferd.

© dpa/-

Die Blumen am roten Teppich haben sie eingespart, dafür sind sie tierlieb bei der Berlinale: In einem Theaterfilm wollen Menschen zu Nashörnern werden, der Wettbewerbsbeitrag „Pepe“ zeigt die Welt aus Sicht eines aus Südwestafrika nach Kolumbien verschleppten Nilpferds. Und im Forum wird Zürichs Zoo porträtiert. Steht die Welt leichter auf vier Beinen?

Nach zwei Stunden erreicht der Film sein Finale: Eine tote Katze wird am Schrein beerdigt. Drei Blumen und vier Räucherstäbchen schmücken das Grab. Im Abspann heißt es: „Wir danken den Katzen, dass dieser Film möglich wurde.“ Vielleicht ist die Sache mit den Menschen auch einfach auserzählt.

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