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Masken, Töne, Poesie und Bewegung überlappen sich beim Forecast Festival. 18 Künstler:innen verschiedener Disziplinen reisten nach Berlin, um ihren Mentor:innen zu begegnen.

© Courtesy of Forecast

Sich von anderen inspirieren lassen: Das Berliner Forecast Festival testet die Zukunft der Kreativität

Jede Generation hat ihr eigene Vorstellung von Kunst, von Mode und Klang. Gerade wurde in Berlin wieder nach Zukunftsideen gefahndet.

Eine Kolumne von Birgit Rieger

Wer hätte nicht gern einen Mentor, der einem mit Rat und Tat zur Seite steht, der Vorhaben kommentiert, Ansporn liefert und in kritischen Momenten die richtigen Fragen stellt.

Ein Sparingspartner, der einem die Muskeln lockert und „du schaffst es“ ruft, wenn alle schon „das wird nix“ gesagt haben. Jeder bräuchte so eine Person, und zwar losgelöst von Alterskonstellationen und Erfahrungsvorsprüngen.

In Berlin initiiert das Forecast Festival solche für alle Seiten gewinnbringenden Konstellationen im Bereich der Kunst. In jeder Runde werden sechs etablierte Mentor:innen mit künstlerischen Talenten aus aller Welt zusammengebracht, um gemeinsam an Projekten zu arbeiten, an Ideen, die vielleicht zu groß, zu wild oder zu utopisch sind, für einen allein und für das Heute; aber wichtig für die Zukunft.

Ideen für morgen

Es ist jedes Mal aufregend, wenn sich diese Tandems finden. Auch das Publikum braucht Pioniergeist, wenn es diesen ersten Live-Begegnungen beiwohnt. Schließlich werden hier Ideen präsentiert, Fragen offengelegt, Anfänge gezeigt, keine fertigen Show-Stücke oder Ausstellungen.

Vergangenes Wochenende im Radialsystem war es wieder so weit. Mentor Greg Fox aus den USA hatte etwa den Komponisten und Performer Carlos Gutiérrez aus La Paz eingeladen. Und der überraschte das Publikum mit einer kleinen Unterrichtseinheit in Sachen indigenem Bambusflötenspiels, wie es im bolivianischen Hochland praktiziert wird. Am Schluss fand sich das Publikum mit eignen Bambuspfeifen wieder und übte im Rhythmus, sich gegenseitig zu folgen und zu führen. Natürlich sind die elastischen Musikstrukturen, um die es Gutiérrez geht, weitaus komplexer.

Improvisation fürs Gehirn

Die Musikerin Whitney Johnson aus Pennsylvania erprobte in einer Dauerperformance mit Blick über die Dächer Berlins wie die Schwingungen von Musik und Tönen mit Gehirnströmen und Körpern interagieren. Der Performer Yuya Tsukahara aus Japan hatte als Mentor unter anderem den Choreografen und Zirkusartisten Fabian Krestel eingeladen, der in einer Performance Bewegungen wie Balancieren und Jonglieren nutzte, um abstrakte Gemälde zu kreieren.

Überhaupt konnte man bei allen Beteiligten nicht genau sagen, welchem Genre, welcher Kunstgattung sie angehörten. Sie kombinierten Fotografie, Performance, Mode, Musik und Malerei. Das Mischen der Disziplinen ist der Motor für neue Ideen.

Jetzt folgt der Schritt, den alle fürchten. Jeder Mentor, jede Mentorin darf sich nur für einen Schützling entscheiden, dessen Projekt dann in den nächsten acht Monaten gemeinsam zur Reife gebracht wird.

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