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Stylish und praktisch. Mann mit Duffle Bag.

© imago/Runway Manhattan

Serie Über Gepäck (8): Shuffle mit Duffle Bags

Sie ist schön, sommerlich und besteht verlässlich jeden Handgepäcktest. Unser Autor reist nicht mehr ohne seine Duffle Bag. Eine Kolumne.

Endlich ist das Reisen wieder möglich. Koffer, Taschen und Beutel werden gepackt. In der Serie geht es um unsere liebsten Gepäckstücke. Bisher erschienen: Rollkoffer (30. 6.), Trekkingrucksack (6. 7.), Ikea-Tasche (9. 7.), Kofferbandchaos (13. 7.), Super-Skoda (15. 7.). Anzugrucksack (19.7.), Shopper-Tasche (21.7.)

Natürlich sind auf den endlos langen Wegen des BER die notorischen Kabinenrollkoffer viel besser. Auf diesem angeblich zu klein geplanten Flughafen muss man gut zu Fuß sein, die Gates liegen am Ende der Welt. Die Laufbänder befinden sich im Tiefschlaf, und aus irgendeinem Grund werden die Türen und Durchgänge im Ankunftsbereich immer schmaler, je näher man den Gepäckbändern kommt. Wer hat sich diese Flaschenhälse ausgedacht?

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Meine Reisetasche ist recht jung, stammt aus Italien. Erworben im Airport Marco Polo. Wenn Sie drei Hemden nehmen, bekommen Sie die schöne Tasche praktisch für umsonst, überzeugte mich die Verkäuferin. Venedig hat einen fabelhaften Flughafen, da landet man gern, und bis zum Abflug kann man sich mit einem Glas Wein und Antipasti trösten. Und mit Einkäufen. Du kannst Venedig nicht verlassen, es verlässt dich, hat ein Dichter gesagt. Deswegen zieht es dich wieder dorthin. Es war eine der letzten Reisen vor dem Lockdown. Danach war die Tasche arbeitslos.

Ob ich drei neue bügelfreie Hemden gebraucht habe, ist eine andere Frage. Im Lockdown tut es ein T-Shirt auch, für digitale Konferenzen muss man sich nicht fein machen; die Hose entfällt ohnehin. Nun reisen wir wieder, mit Hose und Hemd und gemischten Gefühlen. Aber die Tasche sieht sportlich aus, sie trägt sich leicht, wie ein sommerliches Kleidungsstück. Viele scheinen jetzt zum ersten Mal in ein Flugzeug zu steigen.

Früher hieß so eine Tasche Duffle Bag

Das Paar vor mir beim Security-Check hat einen Sack voller Flaschen, Shampoo, Sonnenmilch, wer weiß was alles – es kommt in die Tonne. Eine Frau kniet am Boden vor einem Koffer, der offenbar gerade explodiert ist, sie schimpft und schreit, mit Tränen in den Augen. Sie muss umpacken. Zu breit, zu sperrig! Manchmal wird knallhart kontrolliert. Meine neue Reisebegleitung aus festem Stoff lässt sich ohne Weiteres zusammendrücken und besteht jeden Handgepäcktest.

Früher hieß das Duffle Bag. Der Name stammt von der belgischen Stadt Duffel, dort wurde das Leinen für militärische Ausrüstung hergestellt. Es gibt Duffle Bags auch in Leder oder Kunststoff, viele sehen aus wie eine dicke Wurst oder Nackenrolle, meine ist etwas höher geschnitten. Das teuerste Exemplar, das ich im Internet finden konnte, stammt von der Firma MCM (1295 Euro). Louis Vuitton ist mit 900 Euro deutlich günstiger. Duffle Bag ist ein dehnbarer Begriff.

Seine Apotheose erlebte das Gepäckstück in Peter Bogdanovichs „What’s up, Doc?“ mit Barbra Streisand und Ryan O’Neal. Die Verwechslungsorgie dreht sich – sehr schnell und immer schneller – um vier äußerlich identische Reisetaschen, eine enthält hochbrisantes Geheimdienstmaterial. Shuffle mit Duffle Bags. Wahrscheinlich wurde nie ein komischerer Film gedreht: San Francisco! Steile Hügel! VW-Käfer! Eine Glasscheibe wird über die Straße getragen ...

Über vertauschte Koffer gab es in unserer Serie hier schon tolle Sachen zu lesen. Mein Gepäckstück ist zu unerfahren, es hat noch keine Pointe

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