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Auch Angela Merkel schwört auf eine schicke Shopper-Tasche von Anja Glöckel.

© Michael Kappeler/dpa

Serie Über Gepäck (7): Kompass, Karte, Taschenlampe

Meine Shopper-Tasche war schlicht und klein, trotzdem passte alles rein. Heute bleibt sie geräumig - wegen einer technischen Revolution. Eine Kolumne.

Endlich ist das Reisen wieder möglich. Koffer, Taschen und Beutel werden gepackt. In der Serie geht es um unsere liebsten Gepäckstücke. Bisher erschienen: Rollkoffer (30. 6.), Trekkingrucksack (6. 7.), Ikea-Tasche (9. 7.), Kofferbandchaos (13. 7.), Super-Skoda (15. 7.). Anzugrucksack (19.7.)

Die schlichte Shopper-Tasche aus schwarzem Leder liebe ich sehr. Im Alltag schluckt sie eine kleine Handtasche mit Kreditkarte, Geld, Ausweis, Smartphone. Je nach Wetterlage kommen ein Schirm dazu, eine Regenjacke oder Schminkzeug. Das alles lässt sich gefahrlos an jeder Garderobe abgeben, wenn ich die Handtasche entnehme, um auf Veranstaltungen mit leichtem Gepäck unterwegs zu sein.

Auf Reisen dient die Tasche als Handgepäck. Früher nahm ich die kleinere Umhängetasche immer heraus. Inzwischen ist das wegen der schärferen Handgepäckbestimmungen oft nicht mehr möglich, aber glücklicherweise auch kaum noch nötig, denn die Ledertasche ist über die Jahre immer geräumiger geworden.

Das ist im Wesentlichen dem Smart Phone zu verdanken, das sich dezent in der kleinen Handtasche verbirgt und von außen nicht ahnen lässt, welche Gepäckmengen es anmutig in sich birgt. Nach und nach hat es die raumgreifenden Accessoires ersetzt, die man im Flieger gern gut verstaut über sich im Gepäckfach oder noch besser unter dem Vordersitz weiß, damit man sie im Zweifel immer zur Hand hat.

Erinnert sich noch jemand an den Walkman mit den ausladenden Kopfhörern, die man sich aufs Haar setzte? Dazu gehörten natürlich mindestens zwei oder drei Lieblings-CDs. Der Fotoapparat musste sowieso auf jeden Fall dabei sein, klar. Stadtpläne und Landkarten zählten ebenfalls zur Grundausrüstung, die man rasch zur Hand haben wollte.

Die Freiheit von Kram und Krempel

Ein Wörterbuch brauchte man ebenfalls, je nachdem, wo es hinging. Das kleine Transistorradio war Luxus, das kam nur in Ausnahmefällen mit. Die Taschenlampe gehörte schon eher dazu, ebenfalls je nach Reiseziel und zu erwartendem Komfort. Davon hing auch ab, ob der Kompass mitkam. Ein Notizbuch und Stifte mussten immer in die Tasche hinein, klar, man will ja Gedanken und Erinnerungen nicht einfach so verlieren. Ein Fahrplan aus Papier, zum Beispiel mit den DB-Städteverbindungen, hat sich im Shopper auch schon wohlgefühlt.

In der Zwischenzeit hat eine Revolution stattgefunden, die Freiheit von ganz viel Kram und Krempel mit sich gebracht hat. Hätte man mir das einst vorausgesagt, hätte ich es vermutlich nicht geglaubt. Nun schwinge ich unterwegs meine leichte Handgepäck-Tasche manchmal hin und her voller Dankbarkeit für das Smart Phone, in dem sich ja neben meinen gesammelten Lieblingsmusikstücken auch alle meine wichtigsten 5000 Fotos aus den vergangenen Jahren befinden. Nur für den Fall, dass ich mal jemanden treffe, dem ich sie zeigen möchte. (Von der Büroausrüstung fange ich hier lieber nicht an, es ist schließlich Urlaub.)

Beim Blick auf die Wolken unter mir frage ich mich im Flieger manchmal, was das wohl für ein Gerät sein wird, das mir die Lust auf ein Buch aus Papier austreibt. Das würde ja auch noch ins smarte Phone passen, aber die Freude am Blättern kann ich mir nicht abgewöhnen. Jenes noch klügere Zukunftsgerät müsste dann bitte auch einen Schokoriegel in sich aufnehmen, einen Schirm, einen Lippenstift und eine Strickjacke. Unmöglich? Das hätte ich im Hinblick auf meine 150 liebsten Musikstücke, die zur Not in die Jackentasche passen, vor nicht allzu langer Zeit auch gesagt.

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