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Klaus Mäkelä im prachtvollen Saal des Amsterdamer Concertgebouw

© Marco Borggreve

Serie „Mein Glücksmoment“ (4): Fantastische Finnen

Frederik Hanssen ist hingerissen von zwei Shootingstars aus dem hohen Norden: den Dirigenten Klaus Mäkelä und Tarmo Peltokoski

Ein Kommentar von Frederik Hanssen

Das Jahr war geprägt von Terror, Kriegen und Zerwürfnissen. Wir suchen nach dem kleinen Glück, das das Unglück eine Spur erträglicher macht.

Suomi yllätti – Finnland überrascht. Als zweitwichtigste Tango-Nation nach Argentinien, als Vorbild für Reformpädagogik, als Kulturnation, die – gemessen an der Einwohnerzahl – gerade im Bereich der Klassik verblüffend viele Spitzenkünstlerinnen und -künster hervorbringt. So kommen beispielsweise die derzeit spannendsten Dirigenten-Shootingstars aus dem Land von Mitternachtssonne und der endlosen Winterdunkelheit: Tarmo Peltokoski und Klaus Mäkelä.

Mäkelä, mit 27 Jahren der ältere von beiden, sorgte im April für meinen musikalischen Glücksmoment 2023. Als er nämlich bei den Berliner Philharmonikern debütierte. Ich hatte ihn bereits im Jahr zuvor in Amsterdam hören und auch interviewen können, wo ihn das berühmte Concertgebouworkest unter Vertrag genommen hat, und zwar gleich für zehn Jahre.   

Angenehm unbeschwert

Von einer „umwerfende Klangsinnlichkeit“ schwärmte ich damals in meiner Kritik, von „Sanglichkeit und innerem Leuchten“, und das, obwohl eigentlich wuchtige Werke von Tschaikowsky und Schostakowitsch auf dem Programm standen. Doch Mäkelä vermochte sogar der „Pathetique“ alles Bedrückende, Seelenschmerzliche, Erdenschwere zu nehmen, animierte die Philharmoniker zu „agilem, duftigen, auf angenehme Weise unbeschwertem“ Spiel. 

Genauso hatte mich Tarmo Peltokoski verblüfft, 23 Jahre jung, wie Mäkelä seit dem 14 Lebensjahr mit dem Taktstock aktiv, ebenfalls Schüler des legendären Maestromachers Jorma Panula. „Dieser Dirigent atmet Musik“, lautete die Überschrift meiner Kritik nach seinem Debüt mit dem Berliner Konzerthausorchester. Auch bei ihm klingt alles leicht, selbstverständlich, ungezwungen: Die Musikerinnen und Musiker spielten „wie beflügelt“, seine interpretatorischen Wundertaten gelangen Peltokoski mühelos – „so wie ihm das Dirigieren überhaupt die größte Selbstverständlichkeit zu sein scheint“. 

Und die fantastischen Finnen kommen wieder: Mäkelä wird im September mit dem Oslo Philharmonic zu Gast beim „Musikfest Berlin“ sein, Peltokoski ist gleich doppelt in die Hauptstadt eingeladen, im März wird er das Deutsche Symphonie-Orchester dirigieren, im Mai dann das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin. Näähdään hyvästi – auf baldiges Wiederhören!

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