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Das gelbe U-Boot ist Kult, auch beim Warnemünder Waschzuberrennen.

© Ove Arscholl/dpa

Serie: Farben des Sommers (5): Yellow Submarine

Unser Autor träumt vom Gleiten in maritime Welten und erinnert sich, wie er die Beatles entdeckte. Bloß, warum ist das U-Boot eigentlich gelb?

Was haben Unterseeboote für einen ökologischen Fußabdruck? Ist U-Boot-Fahren weniger umweltschädlich als Fliegen? Werden wir eines Tages den Atlantik nach New York unterqueren? Ich habe immer davon geträumt, durch die maritimen Welten zu gleiten, schwerelos, dem Zeitgefühl enthoben, in Schichten hineinzusegeln, wo riesige Rochen und Kraken weiden und unentdeckte Lebe- und Schwebewesen zu Hause sind.

Für Tauchen und Schnorcheln eigne ich mich nicht, da hätte ich zu viel Angst, ich mag auch nicht die widerlichen Gummiteile im Mund und all das schwere Zeug, das der Mensch mit Schwimmflossen unter Wasser braucht. Bleibt nur das U-Boot. Ich stelle es mir vor wie ein Flug mit dem Hubschrauber – bei dem man gleichsam von unten nach oben eintaucht in den Äther. Über dem Grand Canyon bin ich einmal als Helikopterpassagier in ein Gewitter geraten. Blitze zuckten durch die grauen Wolken, starker Regen trommelte gegen die kleine Glaskabine, kaum mehr Sicht, bedrohlich schön, sehr nah wohl an einer U-Boot-Erfahrung. Der Pilot spielte Country-Musik.

Es begann mit Jules Verne, mit Kapitän Nemo und der Nautilus. „20 000 Meilen unter dem Meer“. Der Roman fiel mir früh in die Hände und schickte mich auf große Reise, zumal wir im Urlaub immer nur in die Berge gefahren sind. Ich wollte ans Meer und mögichst weit weg. Strand, Sonne, Mädchen, Musik, das hing alles miteinander zusammen, nur nicht da, wo wir waren. So wachsen Träume. So hörte ich Musik. Songs in fremden Sprachen waren Unterseeboote, die meine Gefühle trugen. Die Beatles hatten sich längst getrennt, als ich sie entdeckte über ihre Filme. „Yellow Submarine“ gefällt mir heute noch, im Grunde immer besser, eine visuelle Kettenreaktion und -explosion. Die Monty Pythons haben das aufgegriffen. Es dreht sich um den Kampf der Pepperlanders gegen die bösen blauen Meanies, die Blaumiesen in der deutschen Fassung. Er wird mit den Waffen der Musik und den fantastischen Bildkreationen des Grafikers Heinz Edelmann entschieden. Die Guten gewinnen, weil sie lustiger und kreativer sind, so sollte es überall sein, auch an Land!

Gelb hat in vielen Kulturen eine negative Bedeutung

Paul McCartney schrieb den Titelsong, und Ringo Starr durfte ihn singen, der Underdog des Quartetts aus Liverpool, der Hafenstadt am Mersey: „In the town where I was born/ Lived a man who sailed to sea/And he told us of his life / In the land of submarines / So we sailed up to the sun / 'Til we found a sea of green / And we lived beneath the waves /In our yellow submarine ...“

Ein Film voller Drogen und Trips, aber das Wunderbare ist, dass man ihn auch vollkommen nüchtern genießen und auch Kindern zeigen kann; ähnlich funktioniert „Alice im Wunderland“. Bloß, warum gelb? Die Farbe hat in vielen Kulturen, trotz der lebensspendenen gelb-goldenen Sonne, eine negative Bedeutung: gelbe Gefahr, gelb vor Neid, Gelbsucht, Gelbfieber, gelbe Gewerkschaften, yellow press. Ich liebe Gelb, besonders in der Kombination mit Schwarz. Ein blaues U-Boot? Klingt nicht gut. Ein rotes? Dann wird es ein billiger Spionagethriller. Eine grüne Submarine? Da werden die Fische seekrank. Die Kombination von Yellow und Submarine ist unwiderstehlich. Im englischen Gelb, in yellow schwingt ein mellow mit, etwas Weiches und Melancholisches, wie in Cello. Im Wasser breitet sich der Schall schneller aus als in der Luft. Von Leonardo da Vinci wird der Satz überliefert: „Wenn du ein Rohr in das Wasser tauchst und das andere Ende an dein Ohr hältst, kannst du Schiffe auf sehr große Entfernungen hören.“

Bisher in der Serie erschienen: Morgengrauen (20. 6.), Sonnenbräune (24. 6.), Lila Wolken (30. 6.) und Rosa Brille (5. 7.)

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