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Bald mit sieben Beuys-Werken weniger: das Museum Hamburger Bahnhof in Berlin.

© dpa

Nach Anselm Kiefer und Damien Hirst: Sammler Heiner Bastian zieht sieben Beuys-Werke aus dem Hamburger Bahnhof ab

Der Zeitpunkt kommt denkbar schlecht. Der Sammler Heiner Bastian zieht seine Beuys-Werke aus dem Hamburger Bahnhof ab, während sich die Stiftung Preußischer Kulturbesitz gerade darum bemüht, eine Galerie des 20. Jahrhunderts am Kulturforum entstehen zu lassen. Die Außenwirkung ist fatal.

Der Zeitpunkt kommt denkbar schlecht. Der Sammler Heiner Bastian zieht seine Beuys-Werke aus dem Hamburger Bahnhof ab, während sich die Stiftung Preußischer Kulturbesitz gerade darum bemüht, eine Galerie des 20. Jahrhunderts am Kulturforum entstehen zu lassen – als Erweiterungsbau für die Neue Nationalgalerie. Dort würden dann auch die Beuys-Bestände der Staatlichen Museen unterkommen, nun allerdings ohne die sieben Arbeiten aus dem Bastian-Besitz. Angesichts der großen eigenen Bestände – 450 Zeichnungen, zahlreiche Installationen – scheint der Verlust verschmerzbar zu sein. Die Außenwirkung ist dennoch fatal, denn die Museen sind auf gebefreudige Sammler angewiesen.

Ein künftiges Museum der Moderne fußt neben den Beständen der Neuen Nationalgalerie auch auf der Sammlung Marx und ihrem Beuys-Konvolut, der Marzona-Kollektion sowie den in Aussicht gestellten Surrealisten von Ulla und Heiner Pietzsch. Die Sorge, Pietzsch könnte seine Bilder doch nach Dresden geben, flackert beim Bastian-Abgang wieder auf.

Die Causa Bastian hat jedoch ihre eigene Geschichte. Der Literat, langjährige Beuys-Sekretär und Kunsthändler beriet den Sammlerfreund Erich Marx und wurde am Hamburger Bahnhof als Kurator installiert, was gewaltiges Konfliktpotenzial mit den Kuratoren im Hause barg. Vor sieben Jahren zog sich Bastian nach einem Donnerwetter im Kunstmagazin „Monopol“ und scharfer Kritik am Umgang der Staatlichen Museen mit zeitgenössischer Kunst von dem Posten zurück.

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz macht gute Miene zum Spiel

Dass er nun seine Beuys-Werke folgen lässt, nachdem er infolge seines Rückzugs bereits Damien Hirst und Anselm Kiefer abgezogen hatte, scheint da nur konsequent zu sein. Bastian will Beuys nun auch in dem gegenüber der Museumsinsel gelegenen Galeriehaus zeigen, das er sich 2007 von David Chipperfield bauen ließ. In den musealen Räumen bespielt der Sammler zwei Etagen, dort sollen die sieben Arbeiten ab 22. November für sechs Monate präsentiert werden.

„Es gibt keinen Dissens“, betont Bastian und deutet an, dass die Beuys-Werke, darunter der prominente „Torso“ von 1949/51, irgendwann auch wieder in die Staatlichen Museen zurückkehren könnten. Zunächst aber wandern sie voraussichtlich nach Ontario in Kanada weiter. Dort baut Frank Gehry für den Sammler David Thomson gerade ein Museum, in dem dessen Beuys-Sammlung zu sehen sein soll.

Auch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz macht gute Miene. Sie trägt den Abzug der Werke offiziell mit Fassung und bedankt sich für die Zusammenarbeit. Die Werke seien teilweise mehrere Jahrzehnte von den Staatlichen Museen betreut worden, heißt es in einer Mitteilung. Ungesagt bleibt dabei, dass sie sich damit auch wieder auf dem freien Markt befinden.

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