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Till Lindemann 2017 in Dänemark

© IMAGO/Gonzales Photo/Sebastian Dammark

Update

„Stell’ dich nicht so an“: „Rammstein“-Sänger Till Lindemann soll Frau geschlagen haben

Aus Österreich kommen neue Anschuldigungen gegen Till Lindemann. Er habe einer Frau körperliche Gewalt zugefügt, obwohl sie das nicht wollte, lautet der in einem Medienbericht erhobene Vorwurf.

| Update:

Während „Rammstein“ ihre Europa-Tour in ausverkauften Stadien fortsetzt, hat der Österreichische Rundfunk („ORF“) einen Artikel mit neuen Vorwürfen gegen den Frontsänger Till Lindemann veröffentlicht. Es geht um eine Schilderung mutmaßlicher Gewalt gegen den Willen einer Frau.

Die Frau wird im Artikel Beate H. genannt. Ihr echter Name liegt dem „ORF“ vor, ihre Angaben seien dem Sender an Eides statt versichert worden. Was die Anbahnung eines Kontaktes mit dem „Rammstein“-Sänger angeht, decken sich die Schilderungen von Beate H. mit den Angaben vieler anderer Frauen in Medienberichten und in sozialen Netzwerken seit Mai.

Im „ORF“-Text ist die Rede davon, dass Beate H. vor einem Konzert der aktuellen „Stadium Tour“ von einer Frau namens Alena M. angeschrieben worden sein soll. Beate H. wurde demnach in Aussicht gestellt, Lindemann und die anderen Bandmitglieder nach dem Konzert persönlich zu treffen.

Das bekannte Muster: Kontaktanbahnung durch Alena M.

Alena M. habe Beate H. und den anderen Frauen in der Chatgruppe aufgetragen, sich „sexy“ anzuziehen und keine Männer mitzunehmen. Sie habe Beate H. und andere Frauen vor dem Konzert fotografiert. Das Foto sei an Lindemann weitergeleitet worden, wie Beate H. mit Verweis auf eine entsprechende Aussage von Alena M. erklärt.

Alena M. bezeichnet sich auf Instagram als „Casting-Director“. Sie gilt nach den zahlreichen Vorwürfen der vergangenen Wochen als Schlüsselfigur in einem System, das darauf ausgelegt sein soll, Till Lindemann im Umfeld der „Rammstein“-Konzerte zahlreiche junge Frauen zuzuführen. M. hat auf eine Anfrage des Tagesspiegel bisher nicht reagiert.

So soll es weitergegangen sein: Beate H. hat laut eigener Aussage nach dem Konzert an einer privaten Party für Till Lindemann teilgenommen. Die Veranstaltung habe in einem abgeschotteten Raum stattgefunden und Securitys hätten kontrolliert, dass alle Handys auf einem Tisch vor dem Raum abgelegt werden. Beate H. habe Alkohol getrunken, sei „aber nie zu betrunken gewesen“.

Auf dem Hotelzimmer mit Lindemann

Später soll Till Lindemann persönlich bei Beate H. angerufen und sie gemeinsam mit anderen Frauen in ein Hotelzimmer eingeladen haben. Dabei habe Lindemann angekündigt, Sex haben zu wollen. Anschließend habe Beate H. eine Textnachricht an Alena M. geschrieben. In dieser Nachricht habe sie zum Ausdruck gebracht, keinen Sex mit Lindemann zu wollen und sie habe um Hilfe gebeten. Eine Antwort sei nicht gekommen.

Beate H. hat sich ihrer Schilderung nach von anderen Frauen überreden lassen, mit ins Hotelzimmer zu gehen. Dort soll es dann mutmaßlich zu einem gewalttätigen Übergriff gekommen sein. Lindemann habe Beate H. zuvor aufgefordert, Sex mit ihr zu haben. Sie habe geantwortet: „Nein, will ich nicht. Bitte nicht.“

„Aua, bitte hör auf!“

Angeblich habe Lindemann geantwortet: „Doch, du bist jetzt hier.“ Beate H. habe ihr Nein mehrfach wiederholt und sei anschließend von Lindemann aufs Bett geworfen und auf den Hintern geschlagen worden. Im „ORF“-Artikel wird sie mit den Worten zitiert, „einen enormen Schmerz gespürt“ zu haben. Die Worte „Aua, bitte hör auf!“ sollen gefallen sein.

Nach der mutmaßlichen Gewalttat habe Beate H. im Spiegel des Hotelzimmers die Handabdrücke von Till Lindemann auf ihrem Gesäß gesehen. Lindemann habe gesagt: „Stell’ dich nicht so an, das gefällt dir doch.“ Die anderen Frauen im Hotelzimmer hätten den Ernst der Lage erst im Nachhinein bemerkt, heißt es im Artikel.

Die von Lindemann beauftragte Anwaltskanzlei nahm gegenüber dem Tagesspiegel nicht zu den neuen Vorwürfen Stellung. Dem „ORF“ gegenüber haben Lindemanns Anwälte die Vorwürfe als falsch zurückgewiesen.

Staatsanwaltschaft will vorerst nicht ermitteln

Die Staatsanwaltschaft Wien teilte dem Tagesspiegel mit, dass für die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens aktuell keine ausreichenden Informationen vorlägen. Es fehlten sowohl Angaben zur Zuständigkeit der Staatsanwaltschaft – also wann und wo sich der Vorfall ereignet haben soll – als auch initiale Ermittlungsansätze. Dabei spiele auch eine Rolle, dass das Opfer nach eigenen Angaben anonym bleiben und keine Anzeige erstatten möchte.

„Sollten weiterführende Informationen oder Beweismittel bekannt werden, wird die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens erneut zu prüfen sein“, erklärte die Staatsanwaltschaft dem Tagesspiegel.

Die Untersuchung der mutmaßlichen Beweisfotos

Noch im Hotelzimmer habe eine der anderen Frauen Fotos von den mutmaßlichen Gewalteinwirkungen gemacht. Sie liegen dem „ORF“ vor. Eine digitalforensische Untersuchung habe ergeben, dass es sich „sehr wahrscheinlich“ um „unveränderte Originalaufnahmen“ handle. Auch sei keine Manipulation an Aufnahmedatum und Uhrzeit der Dateien festgestellt worden.

Eine Untersuchung der Ärztlichen Direktorin am Institut für Rechtsmedizin in Heidelberg bestätige die Echtheit der Abdrücke auf dem Gesäß von Beate H., schreibt der „ORF“.

Österreichische Frauenministerin reagiert „wütend und fassungslos“

Am Mittwoch und Donnerstag treten „Rammstein“ in Wien auf. Die österreichische Frauenministerin Susanne Raab habe sich gegenüber dem „ORF“ „wütend und fassungslos“ gezeigt. Veranstalter und die Stadt Wien sollen nach Meinung von Raab effiziente Sicherheits- und Schutzkonzepte erstellen. Sie forderte eine schnelle Aufklärung der Vorwürfe.

Lindemann weist die Vorwürfe gegen ihn zurück

Dem Sänger Till Lindemann wurde von mehreren Frauen – teils anonym – vorgeworfen, er lasse systematisch junge Fans für Sex rekrutieren. Bei Aftershowpartys soll es zu sexuellen Handlungen gekommen sein. Lindemann weist die Vorwürfe gegen ihn zurück.

Seine Anwälte verweisen auf Behauptungen in sozialen Netzwerken, Frauen seien bei Konzerten „mithilfe von K.-o.-Tropfen beziehungsweise Alkohol betäubt worden, um unserem Mandanten zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können. Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr.“

Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt von Amts wegen und wegen Anzeigen von nicht beteiligten Personen „wegen Tatvorwürfen aus dem Bereich der Sexualdelikte und der Abgabe von Betäubungsmitteln“. (Tsp)

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