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Constantin Schreiber, TV-Journalist und Bestsellerautor, spricht bei der Vorstellung seines Buches „Inside Islam - was in Deutschlands Moscheen gepredigt wird“. (Archiv)

© dpa/Britta Pedersen

Nach Torten-Attacke auf „Tagesschau“-Sprecher: Universität Jena lädt Constantin Schreiber zu Gespräch ein

Bei einer Lesung an der Uni Jena ist der „Tagesschau“-Sprecher mit einer Torte angegriffen worden. Deshalb wolle er sich nicht mehr zum Thema Islam äußern. Nun möchte die Uni über Diskussionskultur sprechen.

In einer neuen Erklärung hat die Friedrich-Schiller-Universität Jena den Angriff mit einer Torte auf Constantin Schreiber ausdrücklich verurteilt. Die Universität hat demnach den „Tagesschau“-Sprecher eingeladen, mit Vertreter:innen über Angriffe auf Journalist:innen und Diskussionskultur zu sprechen, wie der „Spiegel“ zuerst berichtete. Dem „Spiegel“ sagte Schreiber, er nehme diese Einladung gerne an.

Bei einer Lesung an der Universität Jena am 29. August ist Schreiber mit einer Torte angegriffen worden. Daraufhin hatte der Nachrichtensprecher und Autor in einem Interview mit der „Zeit“ angekündigt, sich nicht mehr zu „allem, was mit dem Islam auch nur im Entferntesten zu tun hat“ äußern zu wollen, wie Schreiber der „Zeit“ sagte. „Ich werde keine Bücher dazu schreiben, ich lehne Talkshow-Anfragen ab, ich mache das nicht mehr.“

Die Universität hat Anzeige gegen Unbekannt gestellt und Constantin Schreiber ihre volle Solidarität versichert, heißt es in der Mitteilung. Zwar hätten Universität und Thalia-Buchhandlung, die die Lesung gemeinsam organisiert haben, mit einer kritischen Debatte gerechnet. Doch der Angriff sei „überraschend“ und „nicht vorhersehbar“ gewesen.

Demnach hatten sich ein Vertreter der Buchhandlung und eine Vertreterin der Universität nach der Veranstaltung bei Schreiber entschuldigt. Die Universität Jena verstehe sich als „Ort des offenen Diskurses, an dem unterschiedliche Positionen mit Argumenten diskutiert werden“, heißt es in der Erklärung weiter.

Regierung verurteilt Drohungen und Einschüchterungen

Nach der Ankündigung Schreibers haben hochrangige Vertreter:innen der Bundesregierung und der Ampel-Koalition den Zustand des öffentlichen Diskurses zum Thema Islam in Deutschland kritisiert.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte der „Bild“-Zeitung am Freitag: „Wenn sich Menschen wegen Einschüchterungen und Drohungen aus der öffentlichen Debatte zurückziehen, dann ist das immer ein schlechtes Zeichen - auch und gerade, wenn man die Meinung des Anderen nicht teilt.“ Bei Einschüchterung und Gewalt sei zudem der Rechtsstaat gefordert. Damit dürfe sich niemand durchsetzen.

Gerade bei den Themen Migration, Integration und auch Religion sollten wir mehr sachlich miteinander diskutieren. Wir müssen aufhören, Menschen in Schubladen zu stecken und zu stigmatisieren. 

Reem Alabali-Radovan, Integrationsbeauftragte der Bundesregierung (SPD)

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Staatsministerin Reem Alabali-Radovan (SPD), mahnte eine Versachlichung der öffentlichen Diskussion zum Thema Religion an: „Gerade bei den Themen Migration, Integration und auch Religion sollten wir mehr sachlich miteinander diskutieren. Wir müssen aufhören, Menschen in Schubladen zu stecken und zu stigmatisieren. Das heißt auch, andere Meinungen und Kontroversen zuzulassen, keine Ressentiments zu schüren.“ Hetze, Anfeindungen und Drohungen dürfe man nicht zulassen.

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) fügte hinzu, er beobachte in Deutschland ein grundsätzliches Problem, kritische Diskussionen zum Thema Islam zu führen. Schreiber habe mit Rechtsextremismus nichts zu tun: „Wenn es aber ein öffentliches Klima gibt, in dem seine abgewogene Kritik mit verbalen und tätlichen Übergriffen beantwortet wird, haben wir ein Demokratieproblem.“

Schreibers Entschluss spiegele „eine längerfristige Entwicklung wider, die für unsere Demokratie bedrohlich werden kann“, ergänzte Kubicki: „Jeder, der nach diesem Vorgang noch immer behauptet, Cancel Culture gäbe es nicht in Deutschland, muss sich vorwerfen lassen, den demokratischen Diskurs bewusst oder unbewusst zu zerstören.“

Schreibers Bücher und TV-Reportagen setzen sich teilweise kritisch mit Predigten und Lehrstoffen in Moscheen und Koranschulen auseinander. Er betont aber, er habe nichts Islamkritisches, Islamfeindliches oder Muslimfeindliches geschrieben.

Dem Journalisten war am 29. August bei einem Auftritt an der Universität Jena von linken Aktivisten eine Torte ins Gesicht gedrückt worden. Schreiber betonte, den Tortenwurf betrachte er als kindische Aktion. Ihn habe aber viel stärker beschäftigt, dass die Veranstalter der Lesung ihn nicht direkt in Schutz genommen und Solidarität mit ihm bekundet hätten, sondern stattdessen betont hätten, man dürfe die Meinung dieser Menschen nicht ausgrenzen. (mit KNA)

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