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Julian Reichelt, ehemals „Bild“-Chef

© dpa/Roland Weihrauch

Julian Reichelt versus Holger Friedrich: Reichelt zieht Beschwerde beim Kammergericht zurück

Der frühere „Bild“-Chef will seinen Springer-Verrat offensichtlch vergessen machen

Für den früheren Kriegsreporter Julian Reichelt ist der Vorgang ungewöhnlich: Er will offenbar Ruhe an seiner Gerichtsfronten einkehren lassen. Nach Tagesspiegel-Informationen hat der frühere „Bild“-Chef seine Beschwerde beim Kammergericht gegen den Beschluss des Landgerichts Berlin zurückgenommen. Darin wies das Landgericht Anfang Juni einen Unterlassungsantrag Reichelts gegen Holger Friedrich, den Verleger der „Berliner Zeitung“, zurück. Es sei von Friedrichs Meinungsfreiheit gedeckt, mit anderen über Reichelts Kontaktaufnahme zu reden. Dagegen könne sich Reichelt nicht auf Informantenschutz berufen, da kein Informantenschutz vereinbart gewesen sei.

Keine Story in der „Berliner Zeitung“

Friedrich hatte von Reichelt Informationen über Springer-Interna bekommen. Anders als von Reichelt erhofft, machte die „Berliner Zeitung“ daraus keine große Sache, im Gegenteil, Friedrich verpetzte Reichelt bei Springer. Der wiederum ging zum Landgericht, das Reichelt aber abblitzen ließ, also reichte Reichelt Beschwerde beim Kammergericht ein - die er jetzt wieder zurückgezogen hat.

Diese Aktion passt ins aktuelle Julian-Reichelt-Bild. Im August haben der frühere „Bild“-Chef und sein ehemaliger Arbeitgeber ihren arbeitsrechtlichen Streit durch eine außergerichtliche Einigung beigelegt. Springer hatte mit einer Klage beim Arbeitsgericht Berlin die Rückzahlung einer Millionen-Abfindung verlangt. Der Konzern warf Reichelt Vertragsverstöße im Zusammenhang mit seinem Rauswurf bei dem Medienhaus vor. Reichelt habe Konzern-Informationen nach außen gegeben haben, obwohl man vereinbart hätte, dass er diese mit seinem Weggang löscht. Auf Grundlage dieser Vereinbarung sei ihm damals die Abfindung ausgezahlt worden.

Ob und wie viel dieser Vergleich Julian Reichelt von seinen zwei Millionen „Abschiedsgeld“ gekostet hat, ist nicht bekannt geworden.

Der Vergleich mit Springer und der Rückzug vor dem Kammergericht zeigen an, dass Julian Reichelt, wenn er denn etwas bereut, dann ist es der Gang zu Holger Friedrich. Anders gesagt: Wenn Krieg, dann mit Aussicht auf Sieg.

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