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Jan Böhmermann scheut die Nazi-Keule nicht.

© ZDF und Jens Koch/Jens Koch

Jan Böhmermann steigert die Erregung: Was irritieren muss, ist die Haltung des ZDF

Im „ZDF Magazin Royale“ greift Böhmermann zur Nazi-Keule. Prompt schwappt die Empörung hoch - und das ZDF schweigt.

Ein Kommentar von Joachim Huber

„Nein, das werden wir nicht.“ Das war am Montag die Antwort vom ZDF-Pressedesk auf die Tagesspiegel-Anfrage, ob sich der Sender zu den jüngsten Einlassungen von Jan Böhmermann im „ZDF Magazin Royale“ äußern wird.

Für eine ZDF-Reaktion hätte es schon Grund genug gegeben. Böhmermann hatte zum Ende der Sendung gesagt: „Nicht immer die Nazi-Keule, sondern vielleicht mal ein paar Nazis keulen.“ Die erste Interpretation lautet: Nazis keulen, also Nazis töten. Die zweite, von Böhmermann später gemeinte, lautet: Nazis eine keulen, Nazis einen runterholen.

Könnte die Frage auftauchen, warum Böhmermann oder andere den Nazis einen runterholen sollten?

Vielleicht ist das die falsche Frage, die Mehrheit aller Reaktionen folgte dem gewohnten Muster: Die Janni-Blase jubelte, das andere Lager schäumte vor Empörung. Interessant dabei, dass unter den maßlos Empörten Politiker der FPÖ und der AfD waren, natürlich fehlte auch Nius-Agitator Julian Reichelt nicht. Fühlten sie sich angesprochen, gar getroffen von der Nazi-Anrede?

So weit Altbekanntes aus dem Böhmernann-Kosmos. Was irritieren muss, ist die Haltung des ZDF, die eigentlich eine Nicht-Haltung ist. Es ist nicht zu viel verlangt, dass der öffentlich-rechtliche Sender sich zu Einlassungen von Böhmermann verhält. Offensichtlich aber fürchtet das ZDF, dass jede Äußerung in die Pro- oder Contra-Richtung ausgelegt wird. Besser die Drei-Affen-Rolle spielen: Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen.

Für mich ist der Akt der Zurückhaltung ein Akt der Feigheit. Wer Jan Böhmermann auf Sendung gehen lässt, muss erklären, wenn nicht rechtfertigen, warum Böhmermann so viel Geld (als Jahresleistung sind knapp 700.000 Euro bekannt geworden) wert ist. Intendant Norbert Himmler und Chefredakteurin Bettina Schausten sind gefordert.

„Nazis keulen“: Ich kann in dieser Aufforderung keinen heroischen Akt eines öffentlich-rechtlichen Mitarbeiters erkennen. Wer die Nazi-Keule schwingt, wer Nazis keulen, wer Nazis einen keulen will, der keult sich selbst oder will sich selbst keulen.

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