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Kultur: Große Haufen waren gestern

Der Turner-Preis gibt sich bescheidener.

In England gilt er weiterhin als wichtigste Auszeichnung für aktuelle Kunst, seine internationale Strahlkraft aber hat der Turner-Preis verloren. Die große Wirkung verging zusammen mit dem abflauenden Hype um die Young British Artists und deren skandalträchtige Werke. Übrig blieb ein Nominierungsmodell, das im Ausland Schule machte, und eine Form der Generierung von Aufmerksamkeit für junge Kunst, die seit Gründung des Turner-Preises Mitte der Achtziger zunehmend den Ausstellungsbetrieb beherrscht. So kopierte etwa der Berliner Verein der Freunde der Nationalgalerie genau jene Endauswahl von vier Kandidaten für seinen Preis für Junge Kunst, die sich ebenfalls in einer Ausstellung präsentieren müssen.

Doch anders als in London waren die Berliner Finalrunden niemals ein Thema für die Buchmacher. In England gehört dieses Ritual fest zum Turner-Preis. Mit ihren Wetten lagen die Briten meist richtig. Nur diesmal nicht. Favorit war Paul Noble mit seinen Bleistiftzeichnungen der fiktiven Metropole Nobson Newton, die aus Fäkalienhaufen besteht. Die Jury aber wählte Elizabeth Price und ihr Video „The Woolworth’s Choir of 1979“, eine Hommage an die Opfer eines Kaufhausbrandes in Manchester. Verliehen wurde die mit 25 000 Pfund (31 000 Euro) dotierte Auszeichnung durch den Schauspieler Jude Law. Auch das ist typisch für den Preis, der immer schon auf Glamour setzte, etwa mit Madonna als Laudatorin. Hier gibt man sich nun ebenfalls bescheidener. Law kritisierte in seiner Preisrede die Sparpolitik der Regierung in den Schulen. Nicola Kuhn

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