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François Ozon bei der Pressekonferenz zu seinem Film.

© AFP/Tobias Schwarz

„Grâce à Dieu“ auf der Berlinale: François Ozon will das Schweigen durchbrechen

Der französische Regisseur nimmt sich in seinem Wettbewerbsbeitrag dem Thema Missbrauch in der katholischen Kirche an.

Immer nur Filme über starke oder fragile Frauen drehen? Nein, es sollte diesmal ein Film über Männer und ihre Emotionen werden. Nach solch einer Geschichte habe er lange gesucht, bis er im Internet auf die Website von „La parole libérée“ stieß, berichtet François Ozon. Er nahm Kontakt zu dem Verein der Missbrauchsopfer auf und beschloss, einen Film aus ihrer Geschichte zu machen, „eine Fiktion“.

„Fiktion“ – das Wort benutzt Ozon mehrfach bei der Pressekonferenz zu „Grâce à Dieu“. Die Dinge, die man ihm erzählt habe, seien oft sehr intim gewesen, das könne man nicht vor der Kamera wiederholen. Und so habe er sich eben, bei aller Nähe zu den Vorfällen um den pädophilen Priester Bernard Preynat, auch Freiheiten erlaubt, Details weggelassen, die in der Realität noch viel härter gewesen seien, schon um die Opfer und ihr Umfeld zu schützen.

Ob sein Film Auswirkungen auf das aktuelle Gerichtsverfahren in Lyon haben werde? Ozon glaubt das nicht, die französische Justiz sei unabhängig, werde sich nicht beeinflussen lassen. Ohnehin wisse in Frankreich jeder, was passiert sei, er berichte nichts Neues. Aber er hoffe doch, dass der Film Einfluss haben werde auf die Gesellschaft, in der immer noch Schweigen über solche Vorfälle vorherrsche, gerade auch in der streng katholischen Diözese Lyon.

Die Finanzierung sei nicht leicht gewesen

Nicht als politischen Film möchte er „Grâce à Dieu“ verstanden wissen, sondern als „Bürgerfilm“, der eine Debatte eröffne. Ozon sieht Anzeichen, dass dies auch geschieht. Und viele katholische Länder hätten den Film angekauft.

Für die Innenaufnahmen war Ozon nach Belgien und Luxemburg ausgewichen, in Lyon wurden nur die Außenszenen gedreht, unter dem Decknamen „Alexandre“. Französischer Kinostart ist am 20. Februar, in Lyon ist er schon am Montag zu sehen – die Versuche, ihn mit einstweiligen Verfügungen zu stoppen, sind bislang nicht erfolgreich. „Mal sehen, ob Kardinal Barbarin im Saal ist.“ Viele, die den Film jetzt angriffen, hätten ihn noch gar nicht gesehen. Für Ozon sind das „Attacken aus Prinzip“. Auch die Finanzierung sei nicht leicht gewesen, berichten die Produzenten, die Brüder Eric und Nicolas Altmayer. Der TVSender Canal+ , sonst gerne bei Ozon dabei, habe diesmal abgelehnt – „wegen des Themas“.

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