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Blut, Schweiß und keine Tränen. Zeichner Goran Parlov setzt das Gemetzel des Krieges trotz seines cartoonigen Stils eindrucksvoll in Szene.

© Panini

Garth Ennis' "Fury Max": Opa erzählt vom Krieg  

Garth Ennis widmet sich in „Fury - Kriegsgeschichten“ der schmutzigen Seite der amerikanischen Realpolitik. Zynisch, brutal – und packend.

Indochina, Kuba, Korea, Vietnam, Laos, Kambodscha, Iran, Irak ... Die Liste der offen und geheimen Kriege, die die USA seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs führten, ist lang - und Agent Nick Fury hat sie alle gesehen. Jetzt sitzt er alt und fertig mit der Welt in einem Hotelzimmer und spricht seine Lebenserinnerungen auf Band. Mit Whisky im Kopf und Wut im Bauch erzählt Opa vom Krieg.

Der jetzt auf Deutsch erschienene Sammelband „Fury - Kriegsgeschichten“ vereint die ersten sechs Hefte von Garth Ennis’ 2012 gestarteter „Marvel-Max“-Serie, in der Nick Fury (hier noch in seiner alten, Pre-Samuel-L-Jackson-Inkarnation) durch den Schmutz der amerikanische Realpolitik watet. Den Anfang machen Indochina im Jahr 1954 und die Invasion in Kubas Schweinebucht im Jahr 1961.

Landser-Romantik? Von wegen!

Ennis, als Autor seit Jahr und Tag zu Hause auf allen Schlachtfeldern der Welt, macht auch hier kein Geheimnis aus dem blutigen Alltag an der Front und ihrer abstoßenden Faszination. Dank der stolz vor sich hergetragenen Machoattitüde erscheint einem der Krieg hier wieder einmal als das große Abenteuer, das er nie war. Fury selbst kommt mit seiner gefühlkalten Einstellung zu Sex („Ich mag Titten. Dass du dranhängst ist nur ein Bonus.“) und der Tatsache, dass man in einem unübersichtlichen Feuergefecht auch mal einen eigenen Mann erschießt („So was passiert eben.“) rüber wie eine Art Über-James-Bond.

Die Gefahr, sich dabei in reaktionärer „Landser“-Romantik zu verrennen, besteht jedoch nicht. Das ist unter anderem Ennis’ belesenen Exkursen in Politik und Geschichte sowie seinem zuverlässig verbittertem Ton zu verdanken. Genau so großen Anteil hat daran aber auch Zeichner Goran Parlov, der trotz seines cartoonigen Stils die grausamen Szenen eindrucksvoll in Szene zu setzen weiß: im Schraubstock zerquetschte Schädel, abgebissene Lippen, aufgespießte Köpfe … Zugegeben, schön ist das nicht, aber vor dem Hintergrund dessen, was auch heute noch immer wieder über verdeckte Miltiär-Operationen ans Licht kommt, eine beklemmende und packende Lektüre. 

Von Indochina in die Schweinebucht. Das Cover des besprochenen Sammelbandes.

© Panini

Garth Ennis & Goran Parlov: „Fury - Kriegsgeschichten“, Panini Comics, 148 Seiten, 16,95 Euro

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