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© avant-Verlag

Comiczeichnerin Anneli Furmark: „Man sollte sich ständig von anderen inspirieren lassen“

Die Schwedin Anneli Furmark erzählt in ihren Büchern von Beziehungen unter schwierigen Bedingungen, jetzt ist ihr Comic „Roter Winter“ auf Deutsch erschienen. Im Tagesspiegel gibt sie Einblicke in ihre Arbeit.

Welche Noten hatten sie im Kunstunterricht? Würden sie anderen Menschen zu einer Laufbahn im Comic-Business raten? Und welche Comics würden sie bei einem Wohnungsbrand zuerst retten? Im Tagesspiegel-Fragebogen geben Zeichnerinnen und Zeichner Einblicke in ihren Berufsalltag und in ihre Leidenschaft für die Kunstform. Heute: Die Schwedin Anneli Furmark, von der gerade im avant-Verlag mit „Roter Winter“ das zweite Buch auf Deutsch erschienen ist.

1. Was kommt bei Ihrer Arbeit zuerst: Worte oder Bilder?
Es ist ziemlich gleichzeitig, ich habe eine Idee, zu der das Bild gehört. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich sagen, das Bild.

2. Hören Sie beim Zeichnen Musik, und wie beeinflusst Sie das?
Ja, wenn ich etwas einfärben oder ausmalen muss. Beim Schreiben kann ich nichts hören. Ich mag Singer-Songwriter, Americana, Pop. Manchmal werden die Liedtexte Teil meiner Arbeit, wie in meinem Buch „Bring mich noch zur Ecke“.

3. Was essen oder trinken Sie am liebsten während der Arbeit?
Keine Überraschung: Kaffee.

4. Angenommen, Ihre Wohnung würde brennen, welche Comics würden Sie auf jeden Fall retten?
Meine Tove-Jansson-Bücher sowie die von Lynda Barry und meinen schwedischen Kolleginnen Åsa Schagerström (vorher Grennvall) und Nina Hemmingsson.

5. Welche Zeichner/innen und Autor/innen waren für Ihre eigene Entwicklung die prägendsten?
Tove Jansson („Die Mumins“) ist die Nummer eins. Lynda Barry. Posy Simmonds. Hergé. Der schwedische Künstler Gunnar Lundkvist und die beiden oben genannten.

5. Welche Comics würden Sie jemandem empfehlen, der eigentlich keine Comics liest?
Ich denke, „Maus“ von Art Spiegelman ist ein Muss, „Persepolis“ von Marjane Satrapi und „One! Hundred! Demons!“ von Lynda Barry. Liv Strömquist.

6. Glauben Sie, dass Comics derzeit die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen?
Hm, ich weiß es nicht. Es ist gut, dass ich meine Kunstform heutzutage nicht mehr jedes Mal erklären muss, wenn ich sie erwähne. Andererseits mag ich die lockere und ungezwungene Atmosphäre, die um Comics und ihre Zeichnerinnen und Zeichner herrscht.

7. Welche zeitgenössischen Comiczeichner/innen verdienen mehr Aufmerksamkeit, als sie im Moment bekommen?
Der britische Comiczeichner Joff Winterhart. Sein Buch „Driving Short Distances“ ist großartig.

Eine weitere Szene aus „Roter Winter“.
Eine weitere Szene aus „Roter Winter“.

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8. Wenn Sie einen hochdotierten Preis für das Comic-Lebenswerk vergeben müssten, wer würde ihn erhalten?
Beim Comicfestival 2024 in Angoulême wurde er an Posy Simmonds verliehen. Sie war auch diejenige, für die ich gestimmt habe.

9. Wie würden Sie einer blinden Person beschreiben, was das Besondere an Ihren Comics ist?
In den Comics gibt es Menschen, die mit ihren Beziehungen in einer oft nordischen Umgebung zu kämpfen haben. Landschaften und Natur sind wichtig, die Comics sind mit Stiften, Bleistiften und Aquarellfarben gemacht und erinnern ein bisschen an Theater. Sie könnten lachen.

10. Woran arbeiten Sie gerade, wenn Sie nicht gerade Fragebögen ausfüllen?
Ich arbeite an einem neuen Buch mit Kurzgeschichten, mit einem Hauch von Nordic Noir. Es wird diesen Herbst in Schweden erscheinen.

Anneli Furmark: „Roter Winter“, Übersetzung: Katharina Erben, avant, 168 Seiten, 25 Euro
Anneli Furmark: „Roter Winter“, Übersetzung: Katharina Erben, avant, 168 Seiten, 25 Euro

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12. Was würden Sie jungen Menschen raten, die Comic-Autor/in werden wollen?
Ich habe selbst einen sehr guten Rat bekommen: Eine Menge Comics zu lesen. Ich würde sagen, es ist wichtig, generell viel zu lesen und ein Skizzenbuch bei sich zu haben, ein kleines, nicht zu ausgefallenes. Man sollte sich ständig von anderen inspirieren lassen, das ist ein Weg, sich selbst zu finden. Bleibe dabei offen gegenüber anderen Einflüssen.

13. Wie fühlt es sich für Sie an, Ihre Zeichnungen als gedruckte Bücher in der Hand zu halten?
Ich bin immer zuerst nervös, wenn ich den fertigen Druck in der Hand halte. Irgendetwas ist immer falsch, aber es ist auch gut, meine Zeichnungen aufgeräumter und kleiner zu sehen, sie sehen ungewohnt aus, aber nicht auf eine schlechte Art.

14. Welche Noten hatten Sie im Kunstunterricht in Schule?
Eine gute. Das Notensystem hat sich seither sehr verändert, aber es war eine gute Note.

15. Was können Sie überhaupt nicht zeichnen?
Fahrräder. Bei Fahrzeugen bin ich insgesamt nicht gut.

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