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Die Berliner Künstlerin Maria Eichhorn bespielt den Deutschen Pavillon.

© Jens Ziehe

Venedig Biennale 2022: Berliner Künstlerin Maria Eichhorn bespielt den deutschen Pavillon

Ihr Thema sind die dunklen Kapitel der deutschen Geschichte: Maria Eichhorn gestaltet in Venedig einen Pavillon.

Zu den spannungssteigernden Präliminarien jeder Biennale di Venezia gehören erst die Bekanntgabe der Kurator*in des deutschen Pavillons und dann der teilnehmenden Künstler*innen:

Die Wahl von Yilmaz Dziewior stand seit letztem Mai fest, nun hat der Direktor des Kölner Ludwig Museums die Berliner Künstlerin Maria Eichhorn als seine Kandidatin benannt.

Akribie, Klarheit und politische Weitsicht

Man hätte es sich denken können, so wie die vorab im Januar freigeschaltete Website des Pavillons gestaltet war (www.deutscher-pavillon.org): als erster Eindruck ein historischer Lageplan der Giardini noch ohne die Grundrisse der nationalen Ausstellungshäuser, dazu eine Genese aller Künstler, die seit 1909 den deutschen Standort bespielten.

Kaum eine andere Künstlerin hat sich in den letzten Jahren mit so viel Akribie, Klarheit und politischer Weitsicht den geschichtlichen Hintergründen von Ausstellungsstätten, insbesondere den dunklen Kapiteln deutscher Geschichte gewidmet wie Maria Eichhorn.

Für eine Auseinandersetzung mit der Vorgeschichte des deutschen Pavillons, dessen heutiges Erscheinungsbild aus der Zeit des Nationalsozialismus stammt, ist die Konzeptkünstlerin eine genuine Wahl.

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Auf der letzten Documenta präsentierte sie das neu gegründete Institut Rose Valland, das die Enteignung der jüdischen Bevölkerung recherchiert. Bei ihrem Projekt „In den Zelten...“ zwei Jahre zuvor untersuchte sie die früheren Besitzverhältnisse des Grundstücks, auf dem heute das Haus der Kulturen steht.

Die Arbeit ist zugänglich

Eichhorn dürfte auch in Venedig Forschungsarbeit leisten und Überraschendes zutage fördern. Zugleich wird sie sich wohl mit Fragen der nationalen Repräsentanz und der Rolle der Kunst beschäftigen, wie einem Gespräch mit Dziewior zu entnehmen ist.

So viel verrät sie vorab: „Die Arbeit ist zugänglich. Sie kann sowohl gedanklich als auch vor Ort körperlich und in Bewegung erfahren werden.“ Nach Hans Haacke, der für seine Installation „Germania“ 1993 die Bodenplatten des Pavillons zerschlug, auf die die Besucher dann scheppernd traten, steht Eichorn in einer großen Tradition.

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