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Nächste Woche kann man Harrison Ford wieder als 40-Jährigen im Kino bewundern.

© imago images/Everett Collection/Paramount/Courtesy Everett Collection via www.imago-images.de

Autorenstreik in Hollywood: Im Streamingkrieg mit der Künstlichen Intelligenz

Der Streik von 11.500 Drehbuchautorinnen und -autoren wird Konsequenzen für Hollywood haben. Aber die Auseinandersetzung ist nötig.

Von Andreas Busche

Am Dienstag ging der Streik der Drehbuchautor:innen in den USA in die siebte Woche. In Deutschland nimmt man davon nur am Rande Notiz; wer nicht gerade die amerikanischen Late-Night-Talkshows verfolgt, hat von den Konsequenzen bisher nichts mitbekommen. Aber der kritische Punkt ist längst erreicht: Was in Hollywood passiert, hat früher oder später (der Schmetterlingseffekt) weltweite Auswirkungen. Der letzte große Streik der Writers Guild of America (WGA) 2007 dauerte 14 Wochen, der finanzielle Schaden wurde auf 2,1 Milliarden Dollar beziffert.

Dieser Tage kulminieren zwei Ereignisse, die ein Warnsignal nicht nur an die US-Branche aussenden. Christopher Nolan gab im „Wired“-Magazin ein bemerkenswertes Interview, in dem er konstatierte, dass die Kreativindustrie den Kampf gegen Künstliche Intelligenz bereits verloren hat. Hollywood habe viel zu langsam auf die technologische Entwicklung reagiert.

Erst jetzt, wo es konkret um Jobs geht, wird die Gefahr erkannt, die ganze Branchen langfristig automatisieren könnte. Noch ist KI Zukunftsmusik, darum seien die Forderungen der WGA, einen rechtlichen Rahmen im Umgang mit KI zu klären, jetzt umso dringlicher.

Die digitale Verjüngung ist die Zukunft

Ein Beispiel darf man bereits nächste Woche im Kino bewundern, wenn ein digital verjüngter Harrison Ford in „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ noch einmal gegen Nazis kämpft. Dafür wurde einfach ein Rechner mit unzähligen Bildern aus früheren Filmen des Schauspielers gefüttert. Das Ergebnis, ein vierzig Jahre jüngerer Ford-Avatar, ist verblüffend – bedenkt man, wie unbeholfen dieser Effekt noch vor wenigen Jahren in Martin Scorseses „The Irishman“ aussah. Man muss die Sorgen der Autor:innen ernst nehmen.

Gleichzeitig kündigten die Studios vergangene Woche die ersten Startverschiebungen von Blockbustern wie „Avatar 3“ und weiteren „Star Wars“-Filmen an; von den Streamingserien (noch so ein Dorn im Auge der WGA) ganz zu schweigen. Und das zu einem Zeitpunkt, als sich Hollywood gerade halbwegs von der Pandemie erholt zu haben schien.

Das Gespenst KI bedroht die Filmbranche von allen Seiten, der Streik der Autor:innen, dem schwächsten Glied der Verwertungskette, ist nur ein Anfang. In Deutschland werden wir dies im kommenden Jahr zu spüren bekommen: weniger US-Kinofilme- und -Serien. Das heißt: mehr Bingewatching von alten Streaminghits. An denen die Autor:innen allerdings nichts verdienen.

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