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Knieschmerzen: Erklärungen, Ursachen und Therapien

Kräftige Bänder halten das Kniegelenk trotz starker Last zusammen. Manchmal sind auch sie so überfordert, dass es sie zerreißt. 80.000 mal pro Jahr in Deutschland. Aber was passiert da genau?

Was ist ein Bänderriss im Kniegelenk?

Erklärung: Die Anfälligkeit des Kniegelenks für Verletzungen erklärt sich aus dessen Anatomie: Beim Kniegelenk liegt der Oberschenkelkopf nur auf einer platten Gelenkfläche des Schienbeins auf und nur das vordere und hintere Kreuzband stabilisieren das fragile Zusammenspiel. Die Enden der etwa acht bis zehn Millimeter breiten Bänder setzen am Schienbein- und Oberschenkelknochen an und überkreuzen sich im Gelenkspalt - daher ihr Name.
Symptome: Reisst ein Kreuzband, schmerzt das Knieinnere meist stark. Viele Patienten berichten von einem Knackgeräusch. Aus den verletzten Gefäßen ausströmendes Blut lässt das Gelenk anschwellen und zeichnet sich später als Bluterguss ab. Das Gelenk lässt sich nur noch schlecht bewegen.
Ursachen: Dreht sich der Oberschenkelknochen auf dem Schienbein, ohne dass dieses der Bewegung folgt, wird das vordere Band überdehnt und reißt. Um das hintere Kreuzband zu schädigen, muss massive Gewalt in einem bestimmten Winkel einwirken, etwa bei Autounfällen, wenn dabei das angewinkelte Schienbein vom Armaturenbrett heftig gegen den Oberschenkel gepresst wurde.

Wie wird ein Bänderriss behandelt?

Diagnose: Gerissene Kreuzbänder diagnostizieren Mediziner mit dem sogenannten Schubladentest. Kann dabei der Unterschenkel gegen den Oberschenkel verschoben werden, deutet dies auf verletzte Bänder hin. Mit Hilfe einer Magnetresonanztomographie wird der Befund überprüft. Eine andere Methode ist die Gelenkpunktion. Dabei sticht der Arzt eine Hohlnadel in das Gelenk. Tritt Flüssigkeit aus und ist darin Blut, ist das ein Indiz für gebrochene Knochen oder verletzte Bänder.
Therapie: Gerissene Kreuzbänder müssen nicht zwingend operiert werden. Das gut durchblutete hintere Band kann sich selbst regenerieren. Es genügt, das Knie in einer Schiene sechs bis zwölf Wochen ruhig zu stellen. Auch bei Schäden des vorderen Kreuzbandes kann man auf einen Eingriff verzichten. So lässt sich die Beinmuskulatur durch Physiotherapie so stärken, dass sie die stabilisierende Funktion des Bandes fast kompensieren. Bei jungen oder sportlichen Menschen sollte man aber operieren. Ebenso, wenn das Kniegelenk öfter umknickt und den dämpfenden Knorpel schädigt. In den meisten Fällen wird das Kreuzband durch eine mehrfach gefaltete und so verstärkte Sehne ersetzt, die an einer anderen Körperstelle entnommen wird, wo diese verzichtbar ist - zum Beispiel von der Kniestrecksehne an der Kniescheibe oder von Oberschenkelsehnen. Diese Verpflanzungen können sowohl unter Voll- wie auch unter Teilnarkose durchgeführt werden. Der Chirurg schneidet an zwei Stellen unterhalb des Knies die Haut auf. Mit einem Endoskop, einem langstieligen Instrument, an dessen Spitze ein Skalpell sitzt, schabt er erst die Reste des gerissenen Bandes von den Knochen. Einen dritten Schnitt benötigt der Chirurg, um am Knie, Ober- oder Unterschenkel eine Sehne zu entnehmen. Dieses runde und 28 Zentimeter lange Sehnenstück wird mehrfach übereinander geschlagen bis es nur noch acht Zentimeter kurz, aber dafür deutlich dicker ist. Dann dübelt oder schraubt der Arzt das Stück an die Ansätze des natürlichen Bandes. Die Operation des vorderen Kreuzbandes dauert eine Dreiviertelstunde, die des hinteren Bandes anderthalb Stunden. Jüngere, kräftigere Patienten, die nach der OP abgeholt und weiter betreut werden, könne man prinzipiell auch ambulant operieren, sagen Chirurgen. Eine stationäre Aufnahme sei aber besser - gerade bei älteren Patienten.

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