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Fünf deutsche Staatsbürger sitzen als Abgeordnete in Ankara.

© picture alliance / Zumapress.com/Turkish presidency

Wahlen in der Türkei: Diese Deutschen sitzen im türkischen Parlament

Fünf Abgeordnete sind in Deutschland geboren oder haben jahrzehntelang hier gelebt. Wer sie sind und wofür sie stehen.

Sie wurden in Deutschland geboren oder lebten jahrzehntelang in der Bundesrepublik: Vier Männer und eine Frau, die von den Erfahrungen der türkischen Minderheit in Deutschland geprägt wurden, ziehen als Abgeordnete ins neu gewählte türkische Parlament ein. Alle fünf sind konservativ, und vier gehören dem Regierungslager von Präsident Recep Tayyip Erdogan an.

Meryem Göka leitete bisher die Vertretung von Erdogans Partei AKP in Deutschland. Gökas Vater gehörte zu ersten „Gastarbeiter“-Generation und ging in den 1960er Jahren aus dem zentralanatolischen Konya in die Bundesrepublik.

Göka kam 1963 im baden-württembergischen Ettlingen zur Welt, verbrachte ihre Kindheit dort und wuchs mit Deutsch als Muttersprache auf. Ende der 1970er Jahre zog sie mit ihrer Familie in die Türkei und studierte Biologie. Sie engagierte sich in der AKP; vor vier Jahren schickte Erdogan sie als AKP-Gesandte nach Berlin.

Meryem Göka mit dem ehemaligen türkischen Innenminister Efkan Ala in Berlin.
Meryem Göka mit dem ehemaligen türkischen Innenminister Efkan Ala in Berlin.

© picture alliance / Aa/ Abdulhamid Hosbas

Oguz Ücüncü ist ebenfalls neu im Parlament. Der 54-jährige stammt aus dem nordrhein-westfälischen Hamm, wo er zur Schule ging. Nach einem Studium an der Universität Dortmund arbeitete Ücüncü als Bauingenieur. Schon in seiner Jugend trat er in die islamisch-konservative Vereinigung Milli Görüs ein, zu deren Generalsekretär er aufstieg.

Nach seiner erfolgreichen Parlamentskandidatur nannte Ücüncü in einem Interview mit dem türkischen Programm von WDR Cosmo den Kampf gegen Islamophobie und Rassismus als Schwerpunkte seiner künftigen Arbeit.

Zafer Sirakaya sitzt seit 2018 für die AKP im Parlament von Ankara. Der 49-jährige Politikwissenschaftler wurde im nordrhein-westfälischen Herne geboren und ist Mitbegründer und langjähriger Chef der Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD), eines Lobbyverbandes der AKP in Europa.

Nach seiner Wahl ins türkische Parlament vor fünf Jahren übernahm Sirakaya den Vorsitz des damals neu eingerichteten Ausschusses für die Belange der Auslandstürken. In der neuen Legislaturperiode wolle er mit Regierungspolitikern und Parlamentariern der Länder mit türkischen Minderheiten über „Diskriminierung, Benachteiligung, Ausgrenzung, Islamophobie und Fremdenfeindlichkeit“ diskutieren und nach Lösungen suchen, sagte Sirakaya dem Tagesspiegel.

Ali Yüksel, 74, ging als studierter Islamwissenschaftler gegen Ende der 1970er Jahre nach Deutschland, wo er fast 30 Jahre blieb und in nordrhein-westfälischen Moscheen als Imam arbeitete. Als Chef von Milli Görüs in Deutschland wurde er zudem zu einer wichtigen Figur des politischen Islam in der Bundesrepublik.

Yüksel war zuletzt der Beauftragte für Auslandstürken bei der islamistischen Partei YRP. Nun kommt er für die YRP, die zu Erdogans Regierungsbündnis gehört, ins Parlament.

Mustafa Yeneroglu ist der einzige deutsch-türkische Abgeordnete aus den Reihen der Opposition. Dabei begann auch Yeneroglu, der in Köln aufwuchs und dort Jura studierte, seine politische Laufbahn in der islamistisch-konservativen Szene in Deutschland und führte wie Ücüncü und Yüksel die Vereinigung Milli Görüs.

Im Jahr 2015 zog Yeneroglu noch für die AKP ins Parlament von Ankara. Nach seiner Wiederwahl im Jahr 2018 kritisierte der heute 48-jährige Yeneroglu immer deutlicher den autokratischen Kurs von Erdogan und trat 2019 aus der AKP aus. Ein Jahr später wurde er Gründungsmitglied bei der konservativen Reformpartei Deva. Nun wurde Yeneroglu für die Deva-Partei ins Parlament gewählt.

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