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Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine.

© dpa/Roman Koksarov

Update

Ukrainischer Präsident im ARD-Interview: Selenskyj warnt Deutschland vor Gefahr eines „Dritten Weltkriegs“

Im Interview mit ARD-Moderatorin Caren Miosga warnte der ukrainische Präsident vor den Folgen eines russischen Sieges über sein Land. Er glaube aber, dass Scholz die Gefahr begreife, so Selenskyj.

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eindringlich davor gewarnt, dass bei einem Sieg Russlands über sein Land auch andere europäische Länder wie Deutschland in Gefahr sind.

In der Bundesregierung habe sich mittlerweile die Erkenntnis durchgesetzt, „dass Russland näher an Deutschland heranrückt, wenn wir nicht durchhalten“, sagte Selenskyj in einem am Sonntagabend ausgestrahlten Interview, das die ARD-Moderatorin Caren Miosga am Mittwoch mit ihm geführt hatte.

Der ukrainische Staatschef fügte hinzu, ihm scheine, dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) „dieses Risiko begreift. Und das bedeutet ganz klar - Dritter Weltkrieg“. Ob Russland sich nach einem Sieg über die Ukraine zuerst gegen Deutschland, Polen oder die baltischen Staaten richte, könne er nicht sagen, fügte Selenskyj hinzu.

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Selenskyj hofft bei Miosga auf mehr deutsches Engagement

Der ukrainische Staatschef warb für weitere Hilfen für sein Land. Für die Ukraine sei jede Unterstützung ihrer Partner sehr wichtig, „damit die Ukraine nicht das Gefühl hat, allein zu sein“. Deutschland und andere Staaten müssten zeigen, ob die Ukraine aus ihrer Sicht „recht hat und man Russland in die Schranke zurückweisen soll“.

Im Falle eines Rückzugs der USA – etwa nach einem möglichen Wahlsieg von Donald Trump – hofft er auf mehr deutsches Engagement. „Das würde ich mir sehr wünschen“, sagte Selenskyj. Deutschland habe eine starke Wirtschaft und daher großen Einfluss auch auf andere Länder der Europäischen Union.

Die Ukraine habe aber sowohl bei den Demokraten von Präsident Joe Biden als auch bei Trumps Republikanern viele Unterstützer. „Die Politik der USA hängt wohl kaum von einem einzigen Menschen ab“, sagte Selenskyj. 

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Selenskyj will mit Scholz über Taurus sprechen

Zu dem Gezerre um die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern aus Deutschland an die Ukraine sagte Selenskyj, dies sei „ein Thema“ in seinen Gesprächen mit Scholz. Weitere Einzelheiten dazu wollte er nicht nennen.

Selenskyj hob jedoch hervor, es werde Deutschland „kaum helfen“, wenn es wichtige Waffen für sich behalte, statt sie der Ukraine in ihrem gegenwärtigen Kampf gegen Russland zur Verfügung zu stellen.

Die Waffen werden euch dann kaum helfen. Das ist ein anderer Krieg, das sind andere Menschen, Russland ist völlig anders.

Wolodymyr Selenskyj über mögliche Taurus-Lieferungen und Gesprächen mit Scholz

Es gehe hier auch nicht um die eine oder andere Waffengattung. Wenn man daran glaube, dass die Ukraine im Recht sei und Russland in die Schranke weisen müsse, dann sollte man auch die notwendigen Schritte gehen.

Selenskyj erinnerte zugleich daran, dass Deutschland Russlands Aggressionen gegen die Ukraine lange Zeit nicht ernst genug genommen habe.

Die deutsche Politik hat mich enttäuscht, die, als die Krim besetzt wurde, nicht die Rolle gespielt hat“, die Ukraine, Europa und die Welt „verdient“ gehabt hätten, sagte Selenskyj mit Blick auf die Annexion der ukrainischen Halbinsel durch Russland im Jahr 2014.

Selenskyj: Frontsoldaten „brauchen Urlaub“

Am 24. Februar jährt sich der Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine zum zweiten Mal. Selenskyj räumte in dem ARD-Interview die Notwendigkeit ein, Frontsoldaten durch häufigere Ablösungen zu entlasten.

Ihm sei klar, dass angesichts der Leistung ukrainischer Soldaten „Dankbarkeit nicht ausreicht“, sagte Selenskyj. „Wir brauchen eine gerechte Rotation, sie brauchen Urlaub, denn Geld allein kann das nicht aufwiegen.“

Selenskyj verwies darauf, dass ein neues Gesetz für eine häufigere Ablösung von Frontsoldaten in Vorbereitung sei. Die Regierung in Kiew reagiert damit auf wiederholte Proteste von Angehörigen der Frontsoldaten, die eine Entlastung der Kämpfer fordern.

In Deutschland lebende Ukrainer im wehrfähigen Alter will er nicht zwangsrekrutieren lassen. „Ich rufe definitiv nicht Olaf Scholz zu: Bringe sie schnell zurück“, sagte Selenskyj. „Wir leben in einer demokratischen Welt.“ Die Menschen seien aus verschiedenen Gründen gegangen.

„Wir wünschen uns, dass die Menschen im wehrfähigen Alter, die das Land mit einem Verstoß gegen Gesetz verlassen haben, in der Ukraine wären.“ Es gehe hier nicht darum, alle an die Front zu schicken. „Wir haben eine große Armee“, sagte der Präsident. „Es geht hier um Gerechtigkeit.“(AFP, Reuters)

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