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Mitglieder der Söldnergruppe Wagner bewachen einen Bereich, während andere ihren Panzer auf einen Lastwagen auf einer Straße in Rostow am Don laden.

© dpa/Vasily Deryugin

Ukraine-Invasion Tag 721: Russland könnte den Krieg Experten zufolge trotz Verlusten noch einige Jahre fortführen

Ukrainische Armee zerstört russisches Kriegsschiff. Mehrheit der EU-Bürger für eine gemeinsame Verteidigungsstrategie. Der Nachrichtenüberlick am Abend.

Im Januar hatte der britische Geheimdienst berichtet, Russland habe seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine rund 2600 Kampfpanzer verloren und weitere 4900 gepanzerte Kampffahrzeuge (hier nachzulesen). Nun gibt es neue Berichte, die diese Verluste untermauern. Wie der „Kyiv Independent“ berichtet, hat Moskau nach Analysen des Internationalen Instituts für Strategische Studien (IISS) seit Kriegsbeginn rund 8800 gepanzerte Kampffahrzeuge - inklusive Panzer - verloren, davon allein 3000 im vergangenen Jahr (Quelle hier).

Auch der estnische Auslandsnachrichtendienst legte laut dem Bericht jetzt entsprechende Zahlen vor. Demnach verlor Russland in der Ukraine 8300 gepanzerte Kampffahrzeuge, darunter 2600 Panzer, 5100 gepanzerte Mannschaftstransportwagen und 600 selbstfahrende Artillerieeinheiten.

Auch wenn die Verluste enorm sind, so gehen sowohl das IISS als auch der estnische Geheimdienst davon aus, dass Russland diese ausgleichen kann – etwa durch Altbestände aus sowjetischem Bestand oder neu hergestellte Panzer. Zwar sei es für Moskau immer schwerer, Ersatzteile für diese zu finden. Doch trotz der Verluste, so schätzt das IISS, kann Russland seinen Angriff auf die Ukraine zwei bis drei Jahre oder sogar noch länger weiterführen.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:

  • Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben ein russisches Kriegsschiff mit einem Drohnenangriff vor der Halbinsel Krim zerstört. Dabei handele es sich um das Landungsschiff „Caesar Kunikow“, teilte das Militär mit. Die Streitkräfte hätten in einem gemeinsamen Einsatz mit dem Militärgeheimdienst GUR das Schiff mit Marinedrohnen attackiert. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Angesichts der russischen Offensive in der Ostukraine ist die aktuelle Lage an der Front nach Angaben des neuen ukrainischen Armeechefs Oleksandr Syrsky ausgesprochen „komplex und belastend“. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Bei einem Angriff auf die Ukraine am 7. Februar 2024 sollen russische Truppen erstmals die reichweitenstarke Zirkon-Rakete eingesetzt haben. Das berichtet das britische Verteidigungsministerium via X (vormals Twitter) unter Berufung auf eine Analyse des „Wissenschaftlichen Forschungsinstituts für forensische Untersuchungen Kiew“. Mehr dazu lesen Sie in unserem Newsblog.
  • Estland, Lettland und Litauen haben gegen die russische Entscheidung protestiert, führende Politiker der drei baltischen Staaten wegen der Zerstörung von Denkmälern aus der Sowjetzeit zur Fahndung auszuschreiben. Die Regierung Estlands teilte mit, sie habe „ihre Empörung zum Ausdruck gebracht“ und von der Führung in Russland eine Erklärung verlangt. Das Außenministerium habe dem Vertreter Russlands auch mitgeteilt, dass diese Schritte des russischen Staates Estland nicht davon abhalten würden, „das Richtige zu tun, und dass Estland seine entschlossene Unterstützung für die Ukraine nicht ändern wird“.
  • Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Zustimmung des US-Senats für milliardenschwere Militärhilfen für die Ukraine, Israel und Taiwan begrüßt und plant neue Gespräche mit US-Kongressabgeordneten. Er werde sich auf der Münchner Sicherheitskonferenz gleich zweimal mit Gruppen der mehr als 100 anreisenden US-Kongressabgeordneten treffen, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit. Ein Gespräch davon sei mit demokratischen und republikanischen Mitgliedern des US-Repräsentantenhauses geplant, das dem Hilfspaket ebenfalls noch zustimmen muss.
  • Angesichts des Munitionsmangels der ukrainischen Armee macht der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen den EU-Regierungen und auch Bundeskanzler Olaf Scholz persönlich schwere Vorwürfe. Die militärische Unterlegenheit der Ukraine gegenüber den russischen Angreifern, auch in puncto Munition, sei keine Überraschung, sagte er im Podcast des Bild-Vizechefs Paul Ronzheimer. „Und das ist ein schweres moralisches, politisches, historisches Versagen der europäischen Führungen und auch der deutschen Bundesregierung und des deutschen Bundeskanzlers, der genau diese Politik, die zu diesem Ergebnis führt, ja gewollt hat.“
  • Die EU-Bürger plädieren einer Umfrage zufolge mehrheitlich für eine gemeinsame Verteidigungspolitik der Europäischen Union. Zwei Jahre nach dem russischen Angriff auf die Ukraine sprechen sich 87 Prozent der Europäerinnen und Europäer dafür aus, wie die Bertelsmann Stiftung zu den Ergebnissen der aktuellen „eupinions“-Umfrage mitteilte. In Deutschland unterstützten dies 86 Prozent der Befragten - und das über alle Parteidifferenzen hinweg. Mehr dazu lesen Sier hier.
  • Durch russischen Beschuss der ostukrainischen Stadt Selydowe sind offiziellen Angaben zufolge drei Menschen getötet und zwölf weitere verletzt worden. Unter den Toten im Gebiet Donezk seien eine Schwangere und ein neun Jahre alter Junge, teilte die Staatsanwaltschaft der Region mit. Auch unter den Verletzten seien mehrere Kinder.
  • Wladimir Putin hat ein Gesetz unterzeichnet, demzufolge die Behörden Geld und Eigentum von verurteilten Kritikern der russischen Armee beschlagnahmen dürfen. Vor zwei Wochen hatte bereits die Duma, das russische Unterhaus, der Vorlage zugestimmt.
  • Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine haben die Vereinten Nationen dort die Beschädigung von 341 Kulturstätten festgestellt. Zu den am stärksten beschädigten Gebäuden gehöre die Verklärungskathedrale in der zum Weltkulturerbe gehörenden Altstadt von Odessa, wie der Deutschlandfunk auf Basis von Informationen der UN-Kulturorganisation Unesco berichtete.
  • Der frühere EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sieht die geplanten EU-Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine skeptisch. „Es war richtig, den Antrag auf Beitrittsverhandlungen positiv zu beantworten. Alle Beteiligten müssen aber wissen, dass es Vorbedingungen gibt, die erfüllt werden müssen, damit wir keine ungelösten internen Probleme in die EU importieren“, sagte er der „Neuen Zürcher Zeitung“.

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