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Ein Starlink-Gerät in der Ukraine.

© AFP/Yasuyoshi Chiba

Ukraine-Invasion Tag 565: Wie Musk der Ukraine half und dann einen Rückzieher machte

Kiew mit weiteren Gebietsgewinnen an der Front. Deutschland liefert weitere 40 Schützenpanzer. Der Überblick am Abend.

Elon Musk wurde für sein Engagement in der Ukraine zuerst hochgelobt und dann scharf kritisiert. Ersteres war in den ersten Kriegswochen der Fall, als sein Unternehmen SpaceX mehrere 10.000 Starlink-Systeme in die Ukraine schickte. Sie ermöglichten der Armee Satellitenkommunikation, die nach dem russischen Angriff dringend gebraucht wurde.

Schon in den ersten Kriegsstunden hatten die Russen einen Großteil der Kommunikation des ukrainischen Militärs ausgeschaltet. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass Musk einen entscheidenden Anteil daran hat, dass Russland in den ersten Kriegswochen sehr viel größere Schwierigkeiten bei der Invasion hatte, als der russische Präsident Putin und die Planer im Kreml angenommen hatten.

Unklar war bisher, warum genau Elon Musk seine Hilfe später zurückfuhr und es zum Streit zwischen ukrainischen Regierungsbeamten und Musk kam. Walter Isaacson, ein bekannter US-Historiker und Bestseller-Autor, der jetzt eine Biografie über Musk veröffentlicht hat, erklärt die Hintergründe so: Musk hatte aus Angst vor einer Eskalation des Krieges seine Terminals in der Nähe der Krim und später auch an der Front in der Ost- und Südukraine deaktiviert. Er fürchtete als Folge eines ukrainischen Angriffs auf die Krim einen Atomkrieg.

Auch in der Unternehmensführung von SpaceX machte sich nach Monaten der Unterstützung Ernüchterung breit. Das Credo dort: Man helfe gerne mit der eigenen Technik bei humanitären Projekten und militärischer Verteidigung. Offensiven aber wolle man nicht unterstützen. Eine Position, die man durchaus nachvollziehen kann.

Denn hinzu kommt: Eigentlich läuft die militärische Unterstützung über die US-Regierung. Zivile Unternehmen müssen so nicht direkt mit Kriegsparteien in Kontakt treten. Musk hatte zudem Teile seiner Starlink-Systeme und der Infrastruktur gratis an die Ukraine abgegeben, während andere US-Rüstungsfirmen Milliarden an den Lieferungen an die Ukraine verdienten. 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • „Dann wird es sehr schwierig“: In anderthalb Monaten könnte der einsetzende Regen die Gegenoffensive der Ukrainer erschweren. Es sei aber noch ausreichend Zeit, sagt US-Generalstabschef Mark Milley. Mehr hier. 
  • Lange wurde Sergei Surowikin nicht in der Öffentlichkeit gesehen. Nun soll der ehemalige russische Oberbefehlshaber in der Ukraine wohl einen neuen Leitungsposten übernehmen. Mehr hier. 
  • Die Bundesaußenministerin Annalena Baerbock ist am Montagmorgen in der ukrainischen Hauptstadt eingetroffen. Ihr Besuch wurde aus Sicherheitsgründen bis zur Ankunft geheim gehalten. Mehr hier. 
  • Nato plant offenbar größte Militärübung seit dem Kaltem Krieg: Die Nato will einem Bericht zufolge üben, wie sie sich gegen einen Angriff Russlands auf einen Mitgliedsstaat zur Wehr setzen würde. Diese Übung soll auch in Deutschland stattfinden. Mehr hier.
  • Das Rüstungsunternehmen Rheinmetall soll 40 alte Schützenpanzer vom Typ Marder instand setzen. Bis zum Jahresende sollen sie der Ukraine im Krieg gegen Russland zur Verfügung stehen. Mehr hier. 
  • Die Ukraine hat weiter Gebietsgewinne erzielt. Am Frontabschnitt Awdijiwka wollen die Streitkräfte eine Siedlung befreit haben. Mehr hier.
  • Mit einem Preisdeckel für russisches Öl wollte der Westen Russland für den Angriffskrieg in der Ukraine sanktionieren. Doch bei der Durchsetzung der Maßnahme hakt es offenbar. Mehr hier. 
  • Die russische Führung hat den Spekulationen über einen bevorstehenden Besuch des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-Un ein Ende bereitet. Kim werde auf Einladung von Präsident Wladimir Putin „in den kommenden Tagen“ zu einem offiziellen Besuch nach Russland reisen, erklärte der Kreml am Montag. Zuvor meldete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap News Agency unter Berufung auf einen südkoreanischen Regierungsbeamten, dass ein Sonderzug, in dem Kim vermutet wird, nach Russland gefahren sei. Mehr in unserem Newsblog.
  • Außenministerin Annalena Baerbock hat der Ukraine bei ihrem Besuch in Kiew keine Hoffnung auf eine schnelle Entscheidung der Bundesregierung über eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern gemacht. „Uns ist die Situation mehr als bewusst“, sagte die Grünen-Politikerin am Montag nach einem Gespräch mit ihrem ukrainischen Kollegen Dmytro Kuleba in der ukrainischen Hauptstadt. „Zugleich reicht es eben nicht aus, Dinge nur zu versprechen“, sagte sie. Wie vor der Lieferung des Luftabwehrsystems Iris-T und den anderen deutschen Waffenlieferungen müssten zunächst „alle Fragen geklärt sein“.
  • Russland fehlen wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine Tausende Fachkräfte - nach britischer Einschätzung wird das zunehmend zum Problem. Die Mobilmachung und die Wehrpflicht hätten den Arbeitskräftemangel außerhalb des Verteidigungssektors verschärft, teilte das britische Verteidigungsministerium am Montag beim Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) mit. Der Arbeitermangel in der Industrie habe im Juli etwa einen Rekord erreicht. Im vergangenen Jahr hätten auch rund 100.000 IT-Arbeitskräfte Russland verlassen. 
  • Die Ukraine hat nach Angaben ihres Militärgeheimdienstes mehrere Bohrinseln in der Nähe der von Russland 2014 annektierten Halbinsel Krim zurückerobert. Es handle sich um die sogenannten Boiko-Bohrtürme, die seit 2015 von Russland besetzt gewesen seien. Seit Beginn des Kriegs im Februar 2022 habe Russland die Plattformen für militärische Zwecke genutzt.
  • Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat einen Rückzieher hinsichtlich seiner Sicherheitsgarantie für Russlands Staatschef Wladimir Putin im Falle eines Besuchs in Brasilien gemacht. „Ich weiß nicht, ob Brasiliens Justiz ihn inhaftieren wird. Es ist die Justiz, die entscheidet, es ist nicht die Regierung“, sagte Lula am Montag Journalisten in Neu-Delhi. Gleichzeitig hinterfragte er die Mitgliedschaft seines Landes im Internationalen Strafgerichtshof (IStGH). „Schwellenländer unterzeichnen oft Dinge, die nachteilig für sie sind“, sagte Brasiliens Staatschef. 
  • Russland hat nach eigenen Angaben einen erneuten ukrainischen Drohnenangriff in der Region Belgorod an der Grenze zur Ukraine abgewehrt. Die Luftabwehr habe in der Nacht zum Montag zwei Drohnen über der Region abgeschossen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. 
  • Die Ukrainer haben nach Einschätzung des Militärexperten Carlo Masala eine Erfolgschance von 40 bis 50 Prozent, bis zum Ende des Jahres die verbliebenen russischen Abwehrstellungen zu überwinden. „Ja, das ist realistisch“, sagte Masala den Zeitungen der Funke-Mediengruppe auf die Frage, ob er die Einschätzung des US-Militärgeheimdienstes Defense Intelligence Agency teile. Entscheidend sei, dass die ukrainischen Streitkräfte die russischen Verbände in Bewegung halten können. 
  • Die Partei des russischen Präsidenten Wladimir Putin hat nach offiziellen Angaben aus Moskau die Wahlen in den vier von Russland für annektiert erklärten Regionen der Ukraine klar gewonnen. In jeder der vier Regionen habe die Partei Geeintes Russland bei den Regional- und Kommunalwahlen mehr als 70 Prozent der Stimmen erhalten, teilte die russische Wahlkommission am Sonntagabend mit.

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