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Ukrainische Soldaten feuern eine Pion (M-1975) Kanonenhaubitze auf russische Stellungen in der Nähe von Bachmut.

© dpa/Libkos

Ukraine-Invasion Tag 531: Ukrainische Einheiten aus dem Nato-Training stellen sich auf lange Offensive ein

Russland rüstet seine Nationalgarde auf, in Pokrowsk sind bei einem russischen Angriff acht Menschen gestorben. Der Überblick am Abend.

Um die Ukraine im russischen Angriffskrieg zu unterstützen, sind Tausende ihrer Soldaten in den Nato-Ländern ausgebildet worden. Doch zuletzt hatte es Kritik gegeben, ob die neuen Einheiten überhaupt zum Erfolg der Gegenoffensive beitragen können. So hatte etwa der US-Militäranalyst Michael Kofman gesagt, dass die neu aufgestellten und größtenteils im Westen trainierten Brigaden „im Großen und Ganzen bisher nicht erfolgreich“ gewesen seien. Mein Kollege Benjamin Reuter hatte dies kürzlich aufgeschrieben (Quelle hier).

Aber wie sehen die neuen, von der Nato ausgebildeten Brigaden die Lage selbst? Die „New York Times“ hat einige der Soldaten für zwei Wochen an der Front in der Südukraine begleitet und sie nach ihren Erfahrungen mit der Gegenoffensive befragt (Quelle hier).

Schon äußerlich seien diese Brigaden von vielen anderen ukrainischen Einheiten zu unterscheiden, schreibt die Zeitung. Denn sie tragen amerikanische M4-Sturmgewehre und fahren US-Militärgeländewagen. „Ich hatte nicht erwartet, dass wir so bald auf Nato-Waffen umsteigen würden“, sagt Ukrop, ein Kompaniechef, der „New York Times“. Die Einheiten bestünden aus Rekruten, die frisch aus der Grundausbildung kommen. Die Kommandeure wiederum seien erfahrene Kämpfer und einige sogar Berufssoldaten.

So wie Oberstleutnant Oleksandr, der eine Offiziersausbildung in den USA absolviert hat. „Viele Leute dachten, es würde sehr schnell gehen und wir wären im Herbst auf der Krim“, beschreibt er die Debatte rund um die Gegenoffensive. „Aber jeder Meter über die Baumgrenze ist sehr schwierig.“ Es sei kein Sprint, sondern ein Marathon. 

Oleksandr räumt schwere Verluste seiner Brigade in den ersten Tagen der Gegenoffensive ein. Für viele seiner Soldaten sei es das erste Mal überhaupt in einer Schlacht gewesen. „Ich habe viel verloren, und einige der neuen Jungs sind geistig kaputt“, sagt er. Auf die Kritik an den neuen Einheiten entgegnet er, auch er habe sich oft mit seinen Ausbildern in den USA gestritten. Sie hätten im Irak oder in Afghanistan gekämpft. „Aber der Feind dort ist nicht wie die Russen.“

Shturval, der die Ausbildung einer Gruppe von Rekruten beaufsichtigte, sagt wiederum: „Man kann nicht vollständig auf einen Kampf vorbereitet sein, egal wie viel man trainiert.“ Und dann fügt er noch hinzu „Beim ersten Kampf gehen sie mit unseren Veteranen hinein, und nach ein oder zwei Schlachten sind sie selbst Veteranen.“ +

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Russland nutzt Flugplätze weit hinter der Frontlinie in der Ukraine als Basis für seine Kampfhubschrauber, um sie vor ukrainischen Angriffen zu schützen. Berichten zufolge ist eine größere Anzahl auf den Flughäfen des besetzten Berdjansk und der Regionalhauptstadt Luhansk stationiert. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Um ihre Macht abzusichern, setzt die russische Führung nach britischer Einschätzung zunehmend auf eine Aufrüstung der Nationalgarde. Präsident Wladimir Putin habe jüngst ein Gesetz unterzeichnet, dass die Truppe mit schwerem Kampfgerät ausgestattet werden darf, teilte das britische Verteidigungsministerium mit. Mehr hier.
  • Russlands Bildungsminister Sergej Krawzow hat ein Geschichtsbuch vorgestellt, das die Sicht des Staates auf den Krieg in der Ukraine darlegt und ihn rechtfertigt. Es wurde binnen fünf Monaten verfasst. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Bei russischen Angriffen auf die ostukrainische Stadt Pokrowsk sind ukrainischen Angaben zufolge mindestens acht Menschen ums Leben gekommen. Fünf Zivilisten seien getötet worden, erklärte der Leiter der Militärverwaltung der Region Donezk, Pawlo Kyrylenko, im Onlinedienst Telegram. Mehr dazu hier.
  • Der schleppende Fortschritt der ukrainischen Gegenoffensive ruft einem US-Medienbericht zufolge verhaltene Reaktionen bei westlichen Kriegsinsidern hervor. Der Sender CNN beruft sich hierzu auf Aussagen von Amtsträgern aus den USA sowie weiteren westlichen Staaten. Mehr in unserem Newsblog.
  • Einer Mitteilung des ukrainischen Geheimdienstes zufolge wurde ein Mann aus Cherson festgenommen, weil er mit den russischen Besatzern zusammengearbeitet haben soll. Ihm wird vorgeworfen, während der russischen Besatzung Chersons als „Juniorinspektor“ in einem Foltergefängnis tätig gewesen zu sein. 
  • Mit neuen Sanktionen will Großbritannien Einzelpersonen und Unternehmen in mehreren Ländern treffen, die Russland beim Erwerb von Militärtechnik helfen. „Die heutigen bahnbrechenden Sanktionen werden Russlands Waffenarsenal weiter schwächen“, sagte der britische Außenminister James Cleverly.
  • Polen schickt zusätzliche Soldaten an seine Grenze zu Belarus. Das Verteidigungsministerium komme einem entsprechenden Wunsch des Grenzschutzes nach Verstärkung der Patrouillen nach, berichtet die polnische Nachrichtenagentur PAP. 
  • Nach dem Ukraine-Treffen in Saudi-Arabien sehen US-Experten eine Unzufriedenheit Chinas mit dem russischen Angriffskrieg. Nach der Teilnahme Chinas an den Gesprächen in Dschidda stellt das US-Institut für Kriegsstudien fest, dass das Verhältnis zwischen Peking und Moskau keine Partnerschaft ohne Grenzen sei. 
  • Die USA werden nach Regierungsangaben am Dienstag Waffenhilfe in Höhe von 200 Millionen Dollar für die Ukraine ankündigen. Die Summe sei eine erste Tranche der 6,2 Milliarden Dollar, die nach einer Überbewertung der ukrainischen Hilfe entdeckt worden seien, sagten zwei Regierungsvertreter.

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