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Ein Lastwagenkonvoi kommt mit humanitären Hilfsgütern aus Ägypten über den Grenzübergang Rafah in den Gazastreifen.

© AFP/BELAL AL SABBAGH

Update

„Tropfen auf den heißen Stein“: Erste Hilfslieferungen erreichen den Gazastreifen

20 Lkw passierten den Grenzübergang Rafah. Sie brachten vor allem Nahrung und Medikamente. Dass die Lieferung die Lage in dem Land signifikant verbessert, wird bezweifelt. Laut UN werden täglich 100 Lastwagen benötigt.

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Lastwagen fuhren am Samstag von Ägypten in den palästinensischen Bereich des Grenzübergangs Rafah, wie auf Bildern im ägyptischen Fernsehen zu sehen war. Dem Ägyptischen Roten Halbmond zufolge sollen die 20 Lastwagen vor allem mit Nahrungs- und Arzneimitteln für die Palästinenser im südlichen Abschnitt des Küstenstreifens beladen sein.

Mit den ersten Hilfslieferungen in den Gazastreifen ist nach Angaben der israelischen Armee kein Treibstoff in das Palästinensergebiet gebracht worden, so der Armeesprecher Daniel Hagari.

Es sind die ersten Lieferungen über Rafah seit Beginn des Kriegs zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas am 7. Oktober. Rafah ist derzeit der einzige Weg, Hilfe für die notleidende Zivilbevölkerung in den Gazastreifen zu bringen. Wie lange die Grenze offen bleiben sollte, blieb zunächst unklar.

Palästinenser und Hamas zweifeln an Wirkung der Hilfen

Ob die Hilfslieferungen die humanitäre Situation in dem Land tatsächlich ändern können, bleibt offen. „Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagte der Flüchtling Nabil El-Dhaba, der aus dem Norden des Gazastreifens in dessen Süden gekommen war. 

Das Pressebüro der Hamas erklärte, auch der nun erwartete Hilfskonvoi werde an der medizinischen Lage im Gazastreifen nichts ändern.

Die Vereinten Nationen (UN) hoffen, dass am Sonntag ein zweiter Lastwagenkonvoi in den Gazastreifen geschickt wird. „Ich habe heute Nachmittag gehört - aber wir verhandeln gerade darüber - dass wir morgen vielleicht einen weiteren Konvoi bekommen, vielleicht sogar etwas größer, 20 bis 30 Lastwagen“, sagt der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths in einem Interview am Rande einer Nahost-Konferenz in Kairo. Es sei unglaublich wichtig, dass es keine Lücke in der Hilfe gebe, die über die Grenze gehe. Nach Angaben der Vereinten Nationen werden täglich 100 Lastwagen benötigt, um die Grundbedürfnisse im Gazastreifen zu befriedigen.

Die USA setzen sich nach Worten von Präsident Joe Biden dafür ein, dass die Zivilbevölkerung im Gazastreifen weiterhin Zugang zu Lebensmitteln, Wasser und medizinischer Versorgung hat. „Wir werden weiterhin mit allen Parteien zusammenarbeiten, um den Rafah-Grenzübergang in Betrieb zu halten, damit die Hilfsgüter, die für das Wohlergehen der Menschen im Gazastreifen unerlässlich sind, weiter transportiert werden können“, sagt Biden. Die Hilfsgüter dürften jedoch nicht von der Hamas umgeleitet werden. 

UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths erklärte, den Hilfslieferungen seien tagelange intensive Verhandlungen vorausgegangen. Letztlich hatten sich alle Seiten auf den Konvoi mit 20 Lastwagen verständigt. Die USA, Ägypten und Israel wollten vermutlich sicherstellen, dass mit den Lastwagen nichts außer humanitärer Hilfe über die Grenze gebracht wird.

Umstritten war auch die Lieferung von Treibstoff. Das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium in Gaza warnte am Samstag vor einer „echten Gefahr für Verletzte und Kranke“ in den Krankenhäusern, sollte nicht umgehend Treibstoff in das Palästinensergebiet geliefert werden. Im Gazastreifen ist auch die Stromversorgung auf Treibstoff angewiesen. Israel hat jedoch die Sorge, die Hamas könnte Treibstoff für Terrorziele missbrauchen.

Israel hatte Hilfslieferungen von seiner Seite aus an die Bedingung geknüpft, dass die Hamas alle der rund 200 Geiseln in ihren Händen zuvor freilassen müsse. Die Hilfslieferungen über Rafah stießen bei Angehörigen der Geiseln in Israel auf scharfe Kritik. Unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der britische Außenminister James Cleverly begrüßten den Beginn der Hilfslieferungen. (dpa/Reuters)

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