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Challenger 2 sind im Einsatz während einer Nato-Militärübung (Symbolbild).

© dpa/PAP/Tomasz Waszczuk

Update

Sunak telefonierte mit Selenskyj: Großbritannien liefert Challenger-Kampfpanzer an die Ukraine

Der britische Premier Sunak sagte der Ukraine die Lieferung von modernen Kampfpanzern zu. Doch die Entscheidung dürfte in erster Linie ein politisches Signal an Berlin sein.

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Schon in den kommenden Wochen will Großbritannien der Ukraine 14 Kampfpanzer vom Typ Challenger 2 zur Verfügung stellen. Das teilte die Regierung in London am späten Samstagabend mit. Die britischen Verteidigungs- und Sicherheitsbehörden sähen eine Gelegenheit zum Handeln, da Russland „wegen Versorgungsengpässen und schwindender Moral (seiner Truppen) in die Defensive geraten ist“. Premierminister Rishi Sunak wolle deshalb „Verbündete ermutigen“, ihre für 2023 geplante Unterstützung für die Ukraine „sobald wie möglich auf den Weg zu bringen, um maximale Wirkung zu erzielen“.

Zuvor hatte Sunak den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj von dem Vorhaben unterrichtet, wie der britische Regierungssitz Downing Street mitteilte. „Der Premierminister umriss die Absicht Großbritanniens, unsere Unterstützung für die Ukraine zu intensivieren, einschließlich der Bereitstellung von Challenger-2-Panzern und zusätzlichen Artilleriesystemen“, wurde ein Downing-Street-Sprecher zitiert. Sunak und Selenskjy begrüßten andere ähnliche Ankündigungen, einschließlich des Angebots Polens, Leopard-Panzer für eine Kompanie zur Verfügung zu stellen – das sind in der Regel 14 Stück.

Neben den Kampfpanzern stellte London der Ukraine nun „rund 30“ Panzerhaubitzen vom Typ AS90 in Aussicht. Verteidigungsminister Ben Wallace werde dem Parlament am Montag die Details des Vorhabens erläutern, hieß es aus der Downing Street. Demnach soll in den kommenden Tagen damit begonnen werden, die ukrainischen Streitkräfte für den Einsatz der Panzer und Panzerhaubitzen zu schulen.

Panzer gelten als wichtig für die Rückeroberung besetzter Gebiete. Bislang erhielt die Ukraine aber nur Kampfpanzer aus sowjetischer Produktion, die im Bestand osteuropäischer Nato-Länder waren.

Hofreiter fordert erneut Leopard-2-Lieferung

Durch die Zusage Sunaks wächst auch der Druck auf Kanzler Olaf Scholz (SPD), ebenfalls Kampfpanzer in die Ukraine zu schicken. Der Leopard 2 sei „der am weitesten in Europa verbreitete Kampfpanzer“, sagte Grünen-Politiker Anton Hofreiter dem Nachrichtenportal „t-online“. Es seien genug Möglichkeiten zur Wartung und ausreichend Munition vorhanden.

„Daher liegt es auf der Hand, jetzt auf unsere europäischen Partner zuzugehen und gemeinsam der Ukraine Leopard 2 zur Verfügung zu stellen“, sagte Hofreiter.

Die Ukraine fordert seit langem die Lieferung des deutschen Leopard 2, der den russischen Panzern technisch überlegen ist. Die Bundesregierung lehnt diesen Schritt bislang aber unter dem Verweis ab, andere Verbündete hätten auch keine modernen Kampfpanzer an die Ukraine abgegeben.

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Dahinter stand auch die Befürchtung, die Nato könne in den Krieg in der Ukraine hineingezogen werden. Die Zustimmung Berlins ist jedoch nicht nur bei einer Lieferung aus Deutschland notwendig, sondern in der Regel auch bei den Beständen anderer Staaten.

Leopard 2 weiter verbreitet als Challenger 2

Insgesamt ist der Leopard 2 ein sehr viel weiter verbreiteter Panzer als der Challenger 2. Außer Großbritannien hat bislang nur der Golfstaat Oman den britischen Panzer im Bestand. Das macht ihn angesichts möglicher Lieferanten und der Verfügbarkeit von Munition und Ersatzteilen weniger attraktiv für Kiew als den Leopard, den weltweit insgesamt 20 Länder nutzen.

Mit der Ankündigung Londons dürfte die Argumentation der Bundesregierung noch schwerer aufrechtzuerhalten sein. Erst kürzlich hatte sie entschieden, Schützenpanzer vom Typ Marder an die Ukraine zu liefern. Selenskyj dankte Sunak per Twitter für seine Unterstützung und betonte, die Entscheidung werde „das richtige Signal an andere Partner aussenden“.

Russland hält über zehn Monate nach Beginn der Invasion einschließlich der 2014 annektierten Krim gut 18 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets besetzt. Die Ukraine ist nahezu komplett von westlichen Waffenlieferungen abhängig. Berlin hat neben leichten Waffen und Munition bereits schwere Panzerhaubitzen und Flugabwehrsysteme geliefert. Dazu wurde die Lieferung von 40 Schützenpanzern des Typs Marders in Aussicht gestellt. (dpa/AFP)

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