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Israels Regierung legt Beschwerde gegen den deutschen Botschafter Steffen Seibert ein.

© dpa/Christophe Gateau

Update

Scholz verteidigt Seibert: Israel legt Beschwerde gegen deutschen Botschafter ein

Steffen Seibert hat in Jerusalem bei einer Beratung des Obersten Gerichts über die umstrittene Justizreform zugeschaut. Das Auswärtige Amt betonte, dies sei eine „gängige Praxis“.

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Israel hat nach Angaben eines israelischen Repräsentanten offiziell Beschwerde in Berlin gegen den deutschen Botschafter in Israel, Steffen Seibert, eingelegt. Grund sei Seiberts Teilnahme als Zuschauer bei einer historischen Beratung des Obersten Gerichts in Jerusalem am Dienstag, bestätigte der Repräsentant am Sonntagabend.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat den deutschen Botschafter Steffen Seibert gegen Kritik der israelischen Regierung in Schutz genommen. „Der deutsche Botschafter ist ein sehr engagierter Mann mit sehr klaren Prinzipien. Und ich glaube, dass das auch jeder weiß - auch in Israel“, sagte Scholz am Montag in New York auf eine Journalistenfrage. 

Dass Seibert als Zuschauer bei der Beratung des Obersten Gerichts teilnahm, werde als Einmischung in innere Angelegenheiten Israels gesehen. Die Beschwerde des Außenministers Eli Cohen sei über den israelischen Botschafter in Berlin, Ron Prosor, übermittelt worden. Ein Reporter des israelischen TV-Senders Channel 13 hatte auf der Plattform X (früher Twitter) über den Vorgang berichtet.

Israels Oberstes Gericht hatte sich am Dienstag in einer historischen Gerichtsverhandlung mit einem höchst umstrittenen Justizumbau der rechts-religiösen Regierung befasst. Erstmals in der Geschichte des Landes kamen alle 15 Richter zusammen, um über acht Petitionen gegen eine verabschiedete Grundgesetzänderung zu beraten.

Zum Ende der fast 14-stündigen Sitzung gewährte die Vorsitzende Richterin Esther Chajut eine Frist von 21 Tagen zur Einreichung von Ergänzungen. Erst danach wird mit einer Entscheidung gerechnet.

Berlin verteidigt Besuch als „gängige Praxis“

Das Auswärtige Amt in Berlin hat den deutschen Botschafter am Montag verteidigt. „Das Verfolgen relevanter politischer, auch innenpolitischer Entwicklungen im Gastland ist eine zentrale Aufgabe von Diplomatinnen und Diplomaten“, erklärte eine Ministeriumssprecherin. Das Auswärtige Amt bezeichnete den Besuch der Veranstaltung als „gängige Praxis“. 

Auch versicherte ein Ministeriumssprecher bei der Regierungspressekonferenz in Berlin: „Im Auswärtigen Amt ist keine Beschwerde Israels eingegangen.“ 

Seibert bei historischer Sitzung anwesend

Bei der Sitzung war auch Seibert als Zuschauer dabei. In einem Video auf X sagte er auf Hebräisch: „Ich denke, etwas Wichtiges passiert hier für Israels Demokratie. Wir als Freunde Israels schauen mit großem Interesse auf das Oberste Gericht. Das wollte ich mir ansehen.

Seibert war bereits in der Vergangenheit von israelischer Seite kritisiert worden, nachdem er als Privatmann bei einer alternativen Gedenkveranstaltung israelischer und palästinensischer Familien zugegen gewesen war. Sie gedachten dabei ihrer Angehörigen, die im Konflikt beider Seiten getötet worden waren.

Einige ultrarechte Demonstranten hatten daraufhin im Juni mit lautstarkem Protest vor der Residenz des Botschafters in Herzlija eine Veranstaltung gestört, die dort stattfand. (dpa)

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