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04.12.2023, Russland, Moskau: Soldaten der russischen Nationalgarde gehen bei starkem Schneefall durch die „VDNKh“, eine Ausstellung der Errungenschaften der Volkswirtschaft.

© Sergei Kiselev/Moscow News Agency/AP/dpa

Ratten an der Front: Ukraine sieht Ausbreitung des Hantavirus bei der russischen Armee

Ratten und Mäuse sind offenbar ein Problem an der Front. Unter russischen Soldaten soll das von Tieren übertragene „Mäusefieber“ grassieren, heißt es aus dem Verteidigungsministerium der Ukraine.

Mangelhafte Ausstattung, schlechtes Training und Angst vor Bestrafung durch Vorgesetzte: Immer wieder wird über unzumutbare Zustände für russische Soldaten im Ukrainekrieg berichtet – teils auch von Betroffenen selbst.

Nun meldet sich der Nachrichtendienst im ukrainischen Verteidigungsministerium mit einem neuen Bericht über die Lage zu Wort. Es geht um das Hantavirus, auch bekannt als „Mäusefieber“.

Die ukrainische Behörde schreibt auf Telegram, dass die Unzufriedenheit unter den russischen Soldaten wachse, was neben „unzureichender Winterausrüstung“ auch an der „völlig fehlenden medizinischen Versorgung“ liege.

Übertragung durch infizierte Nagetiere

In der umkämpften Oblast Kupjansk östlich der Stadt Charkiw sei demnach bei vielen russischen Einheiten eine Erkrankung mit dem Hantavirus festgestellt worden. Laut Robert-Koch-Institut werden die Viren von infizierten Nagetieren über Speichel, Urin und Kot ausgeschieden.

Die Übertragung auf den Menschen kann zum Beispiel durch Aerosole – etwa in aufgewirbeltem Staub – erfolgen, oder durch kontaminierte Lebensmittel.

„Das ist eine regelrechte Plage“

Typische Symptome einer Hantavirus-Infektion sind Fieber, Schwindel und Erbrechen. Soldaten können durch eine solche Grippe-ähnliche Erkrankung leicht wortwörtlich außer Gefecht gesetzt werden – gerade auch angesichts der Winterkälte an der Front.

Korrespondent Christoph Wanner, der für die „Welt“ aus Moskau berichtet, sprach von „großen Problemen mit Ratten und Mäusen“ für die Russen. „Das ist eine regelrechte Plage“, sagte Wanner und verwies auf ein Video, das massenweise Ratten zeigt, die aus einem gepanzerten Fahrzeug kommen.

Hat das Hantavirus einen Einfluss auf den Krieg?

Doch wie stark wird die russische Armee aufgrund der Krankheit geschwächt? Das ukrainische Verteidigungsministerium geht von einer erheblichen Reduzierung der Kampfkraft der russischen Soldaten aus. Beschwerden über Erkrankungen seien von den Befehlshabern ignoriert worden.

Allerdings ist erstens fraglich, ob das Problem mit dem Hantavirus wirklich nur die russische Seite betrifft, oder nicht auch die Ukrainer von der Nagetierplage betroffen sind. Zweitens lässt der gegenwärtige Kriegsverlauf keinen Rückschluss darauf zu, dass mögliche Erkrankungen unter russischen Soldaten einen sichtbaren Einfluss auf den Frontverlauf haben.

Ganz im Gegenteil bestätigte das ukrainische Militär nach einem Jahr mit wenig Verschiebungen erst am Mittwoch ein Vorrücken der russischen Armee „um anderthalb bis zwei Kilometer an einigen Stellen“. Das habe mit der zahlenmäßigen Überlegenheit der Russen zu tun, hieß es weiter.

Die Strategie der russischen Seite: Mangelnde Ausbildung und Versorgung der Soldaten wird durch Masse ausgeglichen. Das zeigt sich in den bekannten Zahlen zu den Kriegsverlusten, wonach Russland deutlich mehr Männer verloren hat als die Ukraine.

Auch ist die Zahl der russischen Soldaten in der Ukraine seit Beginn des Angriffskriegs von 180.000 auf mehr als das doppelte gewachsen, wie der ukrainische Kolumnist Alexander Kowalenko im November in einem Essay analysierte. Es sieht danach aus, dass Krankheiten in der zynischen Rechnung des Kreml keine Rolle spielen.

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